Bürgerbrief: „Ich habe mich hier von Anfang an gut aufgehoben gefühlt“

Markus Ludwig übernimmt ab dem 1. März die Leitung unseres neu geschaffenen Bereichs Planen, Bauen und Umwelt in der Gemeinde. Als Architekt mit umfangreicher Erfahrung in vielen Bereichen und Positionen in der kommunalen Verwaltung, aber auch in der freien Wirtschaft wird er bei uns eine zentrale Rolle für die anstehenden Bauprojekte einnehmen. Im folgenden Interview möchte ich Ihnen unseren neuen Kollegen im Pullacher Rathaus gerne etwas näher vorstellen.

Markus Ludwig übernimmt ab dem 1. März die Leitung des neu geschaffenen Fachbereichs Planen, Bauen und Umwelt im Pullacher Rathaus.

Lieber Herr Ludwig, Sie kommen gebürtig aus dem schwäbischen Kirchheim und waren dort zuletzt im nahe gelegenen Ebersbach in ganz ähnlicher Position in der Verwaltung tätig. Was zieht Sie nun zu uns ins Isartal?

Markus Ludwig: „Das hat mehrere Gründe – berufliche wie private. Ich habe eine langjährige Verbindung zu Bayern. Auch familiär, mein Vater ist in Landshut aufgewachsen. Zudem bin ich seit drei Jahren glücklich mit einer Münchnerin liiert. Ich war ein Jahr lang bei der Bundeswehr in Landsberg und bin anschließend im Architektur-Studium regelmäßig bei Exkursionen nach München gekommen. Aber es geht natürlich auch um Pullach. Ich habe mir den Ort im Vorfeld genauer angeschaut: Bevor ich mich beworben habe, war ich dreimal da.Diese Lage an der Hangkante ist landschaftlich schon großes Kino. Hinzu kommt, dass Pullach mit dem Kirchplatz noch einen echten Ortskern mit einem Ladenbesatz hat. Das findet man in Gemeinden dieser Größe nur noch sehr selten. Es ist wirklich ein schöner Ortskern, fast schon pittoresk, aber trotzdem gibt es auch eine städtische Siedlungsstruktur. Das ist eine tolle Mischung, die den Ort besonders macht.

Waren Sie denn auf der Suche nach einem neuen Job?

„Ja, nach zehn Jahren in Ebersbach wollte ich nochmal was Neues sehen, sowohl von den Leuten als auch von den Aufgaben her. Ausschlaggebend für Pullach war dann, dass die Konstellation passt: Schöne Lage, schöner Ortskern, interessante Aufgaben. Und mit der Geothermie gibt es noch ein weiteres Thema, das mich sehr gereizt hat. Ich habe vor einiger Zeit die Ausbildung zum Energieberater in der Architektenkammer gemacht. Da hat mich die IEP sehr beeindruckt. Der energetische Umbau ist hier nicht nur Gerede, sondern passiert tatsächlich. Eine Gemeinde, die nachhaltig denkt und perspektivisch in diesen Bereich investiert, hat mich wahnsinnig angesprochen.“

Eine neue Jugendfreizeitstätte, ein neuer Schulcampus, ein neues Schwimmbad oder die Windenergieanlagen im Forstenrieder Park: Pullach hat einige größere Bauvorhaben für die nächsten Jahre geplant. Gibt es weitere Projekte, die Sie besonders reizvoll finden?

„Das größte Thema ist für mich die Schullandschaft. Bildung ist der wichtigste Rohstoff, den wir in Deutschland haben. Bildung ist das, was Deutschland ausmacht. Und ohne Bildung haben wir keinen weiteren Fortschritt. Deshalb hat für mich die Infrastruktur der Schulen Priorität Nummer eins. Auch die Kinderbetreuung ist mir sehr wichtig. Ich habe selbst zwei Töchter. In meiner Zeit als selbstständiger Architekt habe ich mir die Kinderbetreuung mit meiner Frau, die ebenfalls Architektin ist, aufgeteilt. Da habe ich mitbekommen, was das heißt. Die Kinderbetreuung ist die Grundlage dafür, dass viele Mütter im Beruf bleiben können. Da geht in Deutschland immer noch viel verloren.“

Haben Sie im Bereich Schulbau in Ihrer Laufbahn bereits Erfahrungen gemacht?

„Ja, als Bauamtsleiter in Neckartenzlingen hatte ich die Aufgabe, die Sanierungskosten für das dortige Schulzentrum für 2.200 Schülerinnen und Schüler zu erheben. Wir haben damals dann eine Mensa gebaut und angefangen, sukzessive einen Schulteil nach dem anderen während dem laufenden Betrieb zu sanieren. Das war schon eines meiner bisherigen Highlights.

Gibt es noch andere Projekte, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

„Ein denkwürdiges Projekt als privater Architekt war die Sanierung einer Jugendstil-Villa in Bad Honnef am Rhein. Ich habe ja eine Schreinerlehre gemacht und war anfangs fünf Jahre als Schreiner tätig. Beim alten Stuck, den Türen und den Holzvertäfelungen im Originalzustand ging mir natürlich das Herz auf.“

Pullachs Erste Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund mit Markus Ludwig und Geschäftsleiter Heinrich Klein.

Die Tätigkeit als Schreiner ist ein gutes Stichwort. Sie haben in Ihrer beruflichen Laufbahn sehr viele Stationen mit unterschiedlichsten Funktionen und Positionen durchlaufen: Sie waren angestellt, selbständig, in der freien Wirtschaft und in der Verwaltung tätig. Inwiefern profitieren Sie heute von diesen vielseitigen Erfahrungen?

„Es waren zwar viele unterschiedliche Verantwortungsbereiche, aber es ging im Prinzip immer ums Bauen. Egal ob ein Möbelstück oder ein Bauwerk: Man hat immer das Ziel, etwas zu errichten. Und am Ende steht was, auf das man draufschauen kann. Das ist die Motivation. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass ich in meiner Position ganz viele Leute unter einen Hut bringen darf. Beim Bauen sind es in der Regel ca. 20 Gewerke. Es geht immer darum, Leute an einem Tisch zusammenzubringen, um ein Ziel zu realisieren. Alle müssen am Ende in eine Richtung laufen und jedes Bauvorhaben ist immer ein Neuanfang. Von daher wird es in meinem Job nie langweilig. Hinzu kommt die Kombination von Architektur und Städtebau. Dieser Schwerpunkt ist auch der Grund, warum ich in meiner Karriere irgendwann im kommunalen Dienst gelandet bin. Einen Ort oder eine Stadt auch langfristig gestalten zu können, macht mir ebenfalls große Freude.“

Mit Blick auf die Zukunft und die anstehenden Aufgaben: Gibt es persönliche Ziele, die Sie in Pullach erreichen wollen?

„Eines meiner Ziele ist, dass der Gemeinderat und die Verwaltung an einem Strang ziehen. Denn letztendlich arbeiten wir alle für die Pullacher Bürgerinnen und Bürger. Ein Gemeinderat mit vielen Fraktionen, wie es ihn derzeit in Pullach gibt, ist im Prinzip Demokratie pur. Und in der politischen Diskussion gilt es dann, mit vielen Leuten und vielen unterschiedlichen Meinungen den besten Kompromiss zu finden.

Gibt es dafür ein Patentrezept?

„Meiner Erfahrung nach ist das Vertrauen des Gemeinderats in die Verwaltung ganz wichtig. Und dann geht es um die Priorisierung. Welche Themen möchte ich in den nächsten Jahren umsetzen? In Ebersbach hatten wir einen Zehnjahresplan. Man benötigt eine Priorisierungsliste, um zu sehen, was auf einen zukommt. Ich habe ja die Bildung und die Energie schon angesprochen, das gehört zur kommunalen Daseinsvorsorge und damit zu den Pflichtaufgaben. Dazu ist das Freizeitbad kommunalpolitisch natürlich auch ein ganz wichtiges Thema, so etwas macht die Leute glücklich. Insgesamt kommt es für mich in erster Linie auf Vertrauen und Kommunikation an und dann kommt die Priorisierungsliste.“

Sie haben die Tätigkeit in der Stadt Ebersbach erwähnt. Sehen Sie hier Parallelen zu Pullach? Zumal Sie ja dort eine ganz ähnliche Position verantwortet haben.

„Ja, das stimmt. Die Position ist im Prinzip deckungsgleich. Ich kam damals als Architekt aus der freien Wirtschaft nach Ebersbach und hatte einen anderen Blick auf die Verwaltung. Ich habe dann viele Erfahrungen gesammelt und gelernt, was Bürgerfreundlichkeit, aber auch Daseinsvorsorge bedeuten. Und dann hatte ich mit der Organisationsentwicklung der Stadtwerke, des Baubetriebshofs und der Gesamtverwaltung zu tun. Das ging dann schon ein Stückweit über das normale Fachliche eines Architekten hinaus. Diese Erfahrungen darf ich hierher mitbringen und freue mich darauf, einen neuen Fachbereich zu formen.“

Verschiedene Abteilungen zusammenzuführen ist sicherlich keine einfache Aufgabe. Auf was kommt es bei der Entwicklung des neuen Fachbereichs an?

„Für diese Struktur ist die Kommunikation immens wichtig. Schon vor zehn Jahren in Ebersbach habe ich gesagt, wir brauchen einen regelmäßigen Jour fixe in diesem Bereich mit den Beteiligten. Wir sitzen alle einmal in der Woche zusammen, weil es immer Schnittstellenthemen gibt. Man muss immer interdisziplinär denken, auch in Richtung der anderen Fachbereiche.“

Zum Abschluss: Sie haben ja schon erste Einblicke gewonnen. Wie ist denn Ihr erster Eindruck vom Rathaus und den neuen Kolleginnen und Kollegen?

Was mich hier sofort sehr angesprochen hat, ist diese wahnsinnige Herzlichkeit. Das hat mich tief berührt, das muss ich wirklich sagen.Ich bin in meinem Berufsleben schon in einigen Unternehmen und Verwaltungen rumgekommen, aber das habe ich so noch nicht erlebt. Ich habe mich hier von Anfang an gut aufgehoben gefühlt. Das gilt auch für den Austausch mit der Bürgermeisterin. Sie ist ja schon lange in dieser Politiklandschaft unterwegs und war in vielen Bereichen auch Wegbereiterin, trotzdem ist sie unprätentiös.

Lieber Herr Ludwig, das hört sich alles sehr vielversprechend an. Vielen Dank für das Gespräch!

Wie beschrieben verfügt Herr Ludwig über eine beeindruckende Vita. Mit seiner Erfahrung, seiner Persönlichkeit und seinem Führungsstil bin ich sehr zuversichtlich, dass er für uns in Pullach eine große Bereicherung sein wird. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit und wünsche Herrn Ludwig für seinen Start alles Gute!

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

Fotos: Gemeinde Pullach

27.02.2024