Wir erinnern uns gerne an den fröhlichen Menschen, den temperamentvollen Prediger, den singenden Pfarrer Hans-Joachim Schaffer, den kreativen Kopf. Es fällt uns allen schwer, uns nun verabschieden zu müssen.
Auch wenn die Pfarrstelle schon vor 19 Jahren an den Nachfolger übergeben wurde, erscheinen uns die Jahre des Wirkens von Pfarrer Schaffer und seiner Frau in unserer Gemeinde noch immer sehr präsent. Ich kann mich noch gut erinnern an eine gewisse Zeitenwende, an die sich die evangelische Kirchengemeinde und auch die politische Gemeinde ab 1984 erst noch gewöhnen musste. Bei Pfarrer Wolfgang Jokisch gab es bis ins Detail ausgearbeitete, fast wissenschaftliche Predigten. Am Ende des Gottesdienstes lagen gedruckte Exemplare des Textes zur Mitnahme bereit.
Mit Pfarrer Schaffer zog eine ganz andere Form in die Gottesdienste ein. Getragen von handfestem Glauben, viel Musik und Fröhlichkeit. Gerne hat er einen Kanon angestimmt. Pfarrer Schaffer hat viel Schwung in die Kinder- und Jugendarbeit gebracht und die Konfirmanten aktiv begleitet. Der Pullach-Sollner-Club fand seine tatkräftige Unterstützung. Neuen Ideen stand er immer offen, der Arbeitskreis neuer Lebenstil, fair trade- und Eine Welt Produkte bei den Gemeindefeiern hatten ihren festen Platz. Frauen in der Kirche hat er gefördert.
Gelebte Ökumene war auch sein Thema: So hatte er kein Problem, eine katholische Schwester für die Diakonie einzustellen.
Mit seiner Art, unkompliziert an die Dinge heranzugehen, hat Pfarrer Schaffer die Menschen mitgerissen und begeistert. Mir wurde von den Pilgertouren mit dem Radl nach Santiago de Compostella berichtet. Er hatte sie in den Jahren 1992, 1995 und 1998 angeregt und durchgeführt. Sie, liebe Frau Schaffer, haben das Begleitfahrzeug gesteuert.
Und es wird bleibende Erinnerungen an die vielen Bergwanderungen mit ihm geben.
Der Pilger, der heilige Jakobus, die Plastik von Hubertus von Pilgrim wurde in der Zeit von Pfarrer Hans-Joachim Schaffer geschaffen. Das war sicher kein Zufall.
Und auf seine Initiative wurde der Seitnerplatz in Jakobusplatz umgetauft. Neben der Adresse der Kirche musste nur eine einzige weitere Adresse geändert werden. Es war die Adresse der Familie Schaffer, deren Nachbarin ich damals sein durfte. Dabei konnte ich erleben oder zumindest erahnen, welch hohen Stellenwert der familiäre Zusammenhalt für ihn hatte.
Und sein ausgeprägter, urwüchsiger Humor. Daran mussten sich sicher auch manche(r) erst gewöhnen. Es ist schließlich nicht alltäglich, dass ein Pfarrer auch Kabarett macht und noch dazu seinen Stand zum Gegenstand macht, sich selber hochnimmt. Ich erinnere an die Gruppe „Das weiß-blaue Bäffchen“.
Wir konnten Pfarrer Schaffer aber auch sehr ernsthaft erleben. Er ist auf die Menschen zugegangen, hat sich auf die jeweilige Situation eingestellt, wenn Unterstützung nötig war. Er konnte in Trauerfällen begleiten wie kaum ein anderer.
Und er hat sich für die Kirchengemeinde auch ganz praktisch eingesetzt. So ist der Gemeindesaal in seiner Zeit entstanden.
Pfarrer Schaffer hat Hilfstransporte nach Rumänien organisiert, um die schlimme Situation in den dortigen Waisenhäusern zu lindern. Er ist dabei auch selbst gefahren.
Nach seiner Pensionierung hat das Engagement nicht nachgelassen. Pfarrer Schaffer hat das Projekt „Kühe für Königsberg“ ins Leben gerufen. Er hat Geld gesammelt, um der Landbevölkerung ein Standbein für eine gewisse Selbständigkeit zu verschaffen.
Und er hat Kreuzfahrten als Seelsorger begleitet und dabei Gottesdienste abgehalten. Ich habe mir erzählen lassen, dass er darüber ins Schwärmen kommen konnte. Dort seien so viele Leute bei den Gottesdiensten gewesen. „Wenn nur so viele in die Kirche gekommen wären“. Da war sie wieder, seine humorvolle, auch selbstironische Ader.
Den Kontakt zu Pullach haben die Schaffers immer gehalten. Wir konnten uns immer wieder begegnen und austauschen. Die letzten Male waren allerdings schon sehr von Sorgen geprägt. Die Verbundenheit zu den Menschen in Pullach wird durch den heutigen Tag nochmals deutlich, mit der Trauerfeier und der Beisetzung in unserer Gemeinde.
Liebe Familie Schaffer, unsere Gedanken sind ganz bei Ihnen.
18. November 2019
Foto: privat