Bürgerbrief: Neues Buch „Die Gartenstadt Pullach“

Ein brütend heißer Sommer liegt hinter uns, die Folgen eines Krieges und eine Energiekrise haben uns erfasst und ein schwieriger Winter steht uns bevor. Gerade in diesen Monaten stellt sich auch die Frage, wie unsere Häuser beschaffen sein müssten, um an die neuen Zeiten angepasst zu sein. Das Bauen hat immer auch zeitbedingte Anforderungen – so war es auch in den 1920er Jahren als Währungskrise, Wirtschaftskrise und Wohnungsnot mit allen sozialen Folgen die Situation bestimmten.

Eine von vielen Antworten versuchte das Konzept der Gartenstadt zu geben. Es entwickelte sich in England und fasste auch in abgewandelter Form in Deutschland Fuß. Es sollte bei uns allerdings nicht zu einem eigenen Städtetypus führen. Hier wurde es eher zum Gestaltungsmodell für parkartig begrünte Stadtteile und Vororte von größeren Städten (Dresden, Nürnberg, Berlin, Hamburg, Essen u. a.).

Auch für Pullach wurden von einem Holzbauunternehmen und dem Künstler und Designer Richard Riemerschmid (1868 – 1957) Planungen für eine Gartenstadt solchen Typs entwickelt, die allerdings mit hochmodernen und – außen wie innen – durchgestylten Holzhäusern bebaut werden sollte. Die Häuser sollten in verschiedenen Bautypen für eine Serienfertigung ausgelegt sein. Realisiert wurden schließlich nur relativ wenige dieser Holzhäuser. Bis Ende der 1930er Jahre wurde überwiegend eine Bebauung mit Einfamilienhäusern aus Stein, die als Villen beworben wurden, vorgenommen. Die Gründe dafür sind vielfältig und liegen auch in grundsätzlichen Diskussionen, die uns heute nur zu gut bekannt sind: Holz- oder Steinbau, Flach- oder Spitzdach, was ist nachhaltig? Wie teuer kann und darf ein Einfamilienhaus sein?

Die Holzbau-Entwürfe von Richard Riemerschmid sind in dieser Hinsicht erstaunlich aktuell – nicht nur wegen der beeindruckenden äußeren Gestaltung, sondern auch wegen der inneren Architektur, die bis ins Kleinste durchdacht war und quasi mitgeliefert werden sollte.

Über die Pullacher Gartenstadt, die zwischen Jaiserstraße und Birkenallee, Isartalbahn (heutige S-Bahnlinie) und Wolfratshauser Straße geplant wurde und einem heutigen Ortsteil Pullachs den Namen gibt, hat nun die Pullacherin Angelika Bahl-Benker, Vorsitzende des Pullacher Geschichtsforums, ein Buch verfasst, das als Band 10 der Pullacher Schriftenreihe unter dem Titel: „Künstleridee und Geschäftsmodell. Die Gartenstadt Pullach“ erscheinen wird. Am 24. Oktober 2022 wird es um 19:30 Uhr im Bürgerhaus vorgestellt – die Autorin wird uns in ihre Recherchen einführen und Professor Justus Thyroff, ebenfalls aus Pullach, wird über „Richard Riemerschmid, Künstler vom Jugendstil bis zur neuen Sachlichkeit“ sprechen. Anschließend wird es Zeit für eine Diskussion und einen Imbiss geben.

Das Buch kann am Veranstaltungsort und später im Rathaus zum Preis von 20 Euro erworben werden. Zu der Veranstaltung lade ich Sie herzlich ein, ich freue mich auf Ihr Kommen.

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

11.10.2022