Im Pullacher Gemeinderat wird gern ausführlich diskutiert. Dass wir dort alle aufstehen und klatschen – das kommt eher selten vor. Vor kurzem war genau das allerdings der Fall: als wir im Gremium Ralph Baasch verabschiedet haben, den Leiter unserer Abteilung Umwelt. 30 Jahre war er im Rathaus tätig, jetzt beginnt für ihn mit 62 Jahren die Freistellungsphase seiner Altersteilzeit.
Bei den standing ovations für ihn an diesem Abend ist es nicht geblieben. Am nächsten Tag fand für ihn und für Sebastian Loinger, einen Kollegen vom Bauhof, der zum gleichen Zeitpunkt in Rente geht, die Verabschiedung im Kreise der gesamten Gemeinde-Belegschaft statt, an der auch meine Stellvertreterin Cornelia Zechmeister sowie meine Vorgänger Ludwig Weber, Sabine Würthner, Dr. Stefan Detig und Jürgen Westenthanner teilnahmen. Hierbei würdigten wir die vielen geleisteten Dienstjahre.
Es war eine sehr schöne Feier. Die beiden wurden reich beschenkt, und Bernhard Rückerl, der Nachfolger von Ralph Baasch, hat für sie sogar zur Gitarre gegriffen und gesungen.
Ralph Baasch hatte sich 1988 uns beworben. Die Gemeinde hatte damals eine sogenannte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ausgeschrieben, weil sie jemanden suchte, der die Einhaltung der soeben erlassenen Baumschutzverordnung überwachen sollte.
Schon drei Jahre, nachdem es ihn, der in Trier geboren ist, ans Isarhochufer verschlagen hatte, richtete die Verwaltung ein eigenes Umweltamt ein, was zu dieser Zeit längst kein Standard war. Außer Pullach hatte sich im Landkreis zuvor nur die Gemeinde Unterschleißheim überhaupt einen eigenen Umweltreferenten geleistet. Zwar machte das Waldsterben aufgrund des sauren Regens längst Schlagzeilen – aber der Umweltschutz hatte trotzdem für die meisten noch keine Priorität.
Zu Ralph Baaschs Aufgaben gehörte es unter anderem auch, ein effektives Abfallwirtschaftssystem in unserer Gemeinde zu etablieren. Sehr viel dazu beigetragen, dass das Müllproblem in den Augen der Pullacher auch wirklich als Problem wahrgenommen wurde, hat bei uns der „Arbeitskreis Neuer Lebensstil“ der sich unter anderem dafür einsetzte, dass Milch auch in der Flasche gekauft werden konnte. Ich kann mich noch erinnern, wie mit großer Geste die sogenannte „stählerne Kuh“, an der man selbst Milch zapfen konnte, in Betrieb genommen wurde.
Für Ralph Baasch, der zuletzt in seiner Abteilung drei Mitarbeiter hatte, dürfte allerdings die aufregendste Phase in seinem Berufsleben die ab der Jahrtausendwende gewesen sein, als Pullach begann, über die Nutzung der Geothermie nachzudenken. Von Anfang an war unser Umweltamt-Leiter einer der größten Verfechter dieser Art von Energieversorgung, die sich die Wärme aus der Tiefe der Erde zunutze macht. Unermüdlich hat er für das Projekt geworben und nach und nach den Gemeinderat überzeugt. Die Entscheidung, es mit einem ersten Bohrplatz zu probieren, ist dann am 2. August 2004 gefallen.
Die Umstellung unserer Energiepolitik hat ihn viele Jahre beschäftigt, denn er war nicht nur für das Rathaus tätig, sondern auch als Prokurist bei der IEP. Ralph Baasch hat sich bei uns wohl gefühlt. Vor allem in den letzten Wochen war von ihm öfter zu hören, die Belegschaft hier sei für ihn so etwas wie Familie. Dass er im Rathaus eine große Lücke hinterlässt, das hat er bei seiner Verabschiedung mehrfach zu hören bekommen.
Sebastian Loinger werden wir ebenfalls schwer vermissen. Als „Pullacher“ läuft er uns aber hoffentlich noch öfter über den Weg. Der gebürtige Tiroler, der Wert darauf legt, Tiroler und nicht Österreicher zu sein, fing 1984 im Bauhof an. Gehört hatte er von der freien Stelle übrigens – das hat er bei seiner Verabschiedung berichtet – beim Kegeln in Großdingharting. Er wohnte damals noch dort. Was er auch berichtete: wie gefährlich und anstrengend die anfallenden Arbeiten in der Anfangszeit am Bauhof noch waren. Der gelernte Schlosser hatte in der Vergangenheit am Bauhof die Schosserarbeiten und andere Reparaturen übernommen. In den letzten Jahren war er unser Magaziner: Er sorgte unter anderem dafür, dass alle Materialien, Schrauben, Werkzeuge etc. vorhanden sowie betriebsbereit und dass die Messer der Rasenmäher geschliffen sind. Auf den „Wasti“ war 33 Jahre Verlass!
Wir wünschen den beiden Kollegen, die unsere Belegschaft viele Jahre sehr bereichert haben, alles erdenklich Gute.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin
30. Mai 2017