Bürgerbrief: Geothermie-Szene trifft sich regelmäßig in Pullach zum Praxisforum

Unsere Gemeinde hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Hotspot der Tiefengeothermie-Szene in Deutschland entwickelt. So konnte man es jedenfalls auf den Tagungs-Mappen des Praxisforums Geothermie Bayern lesen, das in der vergangenen Woche schon zum vierten Mal im Pullacher Bürgerhaus stattgefunden hat. Eine mehrtägige Veranstaltung dieser Größenordnung hat natürlich positive wirtschaftliche Aspekte für die Gemeinde. Darüber hinaus zeigt sie auch, wie wichtig die Entscheidung des Gemeinderats, im Jahr 2004 mit dem Geothermie-Projekt zu starten, für unsere gemeindliche Entwicklung war.

Worum geht es bei dem Praxisforum Geothermie Bayern? Es handelt sich um ein Treffen, bei dem sich Betreiber, Industrie, Forschung, Behörden und Politik aus ganz Deutschland über Erfahrungen und Neuerungen austauschen. In seinem Impulsvortrag machte der parlamentarische Staatssekretär Stefan Wenzel vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klima die große Relevanz der Geothermie für die klimaneutrale Wärmeversorgung im Gebäudebestand, im Neubau sowie für industrielle Prozesse bis zum Jahr 2045 deutlich. Gemäß dem Klimaschutzgesetz soll bis zu diesem Zeitpunkt die Treibhausgasneutralität in Deutschland umgesetzt sein.

Unsere Erste Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund mit IEP-Geschäftsführer Helmut Mangold auf der Bühne des Praxisforums.
Foto: IEP

Die politische Rückendeckung der Bundesregierung ist essenziell, weil die kommunalen Betriebe auf Fördermittel vom Bund dringend angewiesen sind. Einige Programme gibt es schon, wie zum Beispiel die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW). Andere sind noch in Planung: Etwa ein Bürgschaftsprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), mit dem sich Kredite besichern lassen. Solche Förderinstrumente sind auch für unsere Gemeinde von wesentlicher Bedeutung.  

Die Tiefengeothermie, von der wir hier in Pullach profitieren, ist kein Nischenthema mehr. Das zeigen auch die Zahlen: Die 17 bayerischen Geothermie-Anlagen haben 2022 1,5 Terawattstunden (TWh) Wärme und 145.506 Megawattstunden (MWh) Strom erzeugt. Unsere Geothermie-Anlage der IEP (Innovative Energie für Pullach GmbH) trägt dazu 80.000 MWh bei. Damit deckt die IEP inzwischen gut die Hälfte des Wärme-Bedarfs in Pullach ab. Das kommunale Wärmenetz ist mittlerweile 60 Kilometer lang.

Als Bürgermeisterin macht es mich stolz, dass unser kommunales Entscheidungsgremium nach drei Jahren intensiver Vorbereitungen durch unsere Verwaltung schon 2004 so weitsichtig war, die Geothermie zu befürworten und die notwendigen Mittel für die ersten beiden Bohrungen und den Beginn des Netzausbaus freizugeben. Mit der Gründung der Geothermie-Gesellschaft IEP als hundertprozentiger Tochter der Gemeinde wurde damals im Sinne der kommunalen Daseinsvorsorge und regionalen Wertschöpfung ein weiterer wichtiger Grundstein gelegt. Viele Gemeinden stehen erst am Anfang, wir können dagegen bereits auf fast 20 Jahre wertvolle Erfahrung im Umgang mit der Geothermie zurückblicken.

Das Praxisforum Geothermie Bayern wird im kommenden Jahr bereits zum fünften Mal im Pullacher Bürgerhaus stattfinden.
Foto: Mark Fernandes

Auch das war beim Praxisforum deutlich zu spüren: Klimafreundliche und CO2-neutrale Wärmeversorgung ist eines der Top-Themen, mit denen sich viele Gemeinden im ganzen Land befassen. Diejenigen, die hier aktuell die ersten Überlegungen anstellen, haben zumindest den Vorteil, dass sie auf die Erfahrungen erfolgreicher Betreiberinnen und Betreiber wie auf die unserer IEP zurückgreifen können.

IEP-Geschäftsführer Helmut Mangold und seine Kolleginnen und Kollegen haben unsere Geothermie-Anlage in der Hans-Keis-Straße 65 schon unzähligen Besuchergruppen gezeigt. Am Donnerstag, 16. November 2023, um 17 Uhr bietet Ihnen unsere Volkshochschule Pullach (vhs) ebenfalls die Chance, die Geothermie-Anlage kennen zu lernen.

In Pullach wollen wir die Wärmewende weiter vorantreiben und die Geothermie in großen Schritten mit neuen Bohrungen und Infrastrukturmaßnahmen ausbauen. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gemeinsam mit den weitsichtigen kommunalen Entscheidungsträgern und der Unterstützung der Bevölkerung gelingen wird.  

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

17.10.2023