Schöne Häuser gibt es in unserer Gemeinde zuhauf. Das Besondere ist, dass sie zu sehr unterschiedlichen Zeiten entstanden sind. Ich denke beispielsweise an moderne Doppelhäuser, an Passivhäuser aus Holz, an Bungalows aus den 60er Jahren – oder an die historischen Wohnhäuser, die in der sogenannten Gründerzeit Anfang des 20. Jahrhunderts am Isarhochufer gebaut worden sind. Man erkennt sie an ihren Walm- oder Mansardendächern, den großzügig geschwungenen Doppel- oder Dreifachfenstern, den oftmals reich verzierten Fassaden sowie an ihren kleinen Dachgauben und Erkern.
Auch in der Habenschadenstraße 14 steht ein solches Haus, erbaut 1906, im sogenannten Reformstil. Allerdings haben die vielen Jahrzehnte seines Lebens und so manch unglückliche Instandhaltungsarbeit das eigentlich sehr schöne Erscheinungsbild verändert. Umso wichtiger ist es dem Pullacher Gemeinderat und mir ganz persönlich, den ursprünglichen architektonischen Charakter des Hauses wieder herzustellen und dieses besondere Baudenkmal für unsere Gemeinde zu erhalten.
Um das Haus – ein Zeugnis der alten Villenkolonie in Pullach – zu vermessen und zu bewerten, waren zuletzt mehrere Fachleute am Werk. Für Sie, liebe Pullacherinnen und Pullacher, bedeutete das, dass das Gebäude komplett eingerüstet werden musste wurde und von außen kaum noch sichtbar ist.
Doch mit dem Beschluss des Gemeinderates zur denkmalgerechten Sanierung vom Juli geht es mit den Arbeiten nun weiter voran. Typische Gestaltungselemente wie die Obstspaliere an der Fassade, die historischen Kastenfenster und die Fensterläden werden behutsam restauriert und rekonstruiert. Die Mitte des vorigen Jahrhunderts eingesetzten Ersatzfenster werden wieder gegen die ursprünglichen zeittypischen Kastenfenster ausgetauscht. Und auch der Garten wird angelehnt an das historische Vorbild wieder hergestellt.
Ich bin gespannt darauf zu beobachten, wie die ursprünglichen Stilelemente Stück für Stück wieder sichtbar werden. Die markante Lage im alten Dorfkern von Pullach trägt hoffentlich dazu bei, dass viele von Ihnen bald wieder gerne an diesem besonderen Stück Pullacher Ortsgeschichte vorbeispazieren!
Aufmerksam machen möchte ich Sie auch noch auf den „Tag des offenen Denkmals“, der in diesem Jahr am Sonntag, 8. September stattfindet. Denkmalpfleger, Architekten, Kunsthistoriker, Organisationen und Initiativen, die sich um den Erhalt denkmalgeschützter Bauten kümmern, stellen Gebäude und aktuelle Projekte im Landkreis vor. Für das Wohnhaus in der Habenschadenstraße 14 ist es für Führungen noch zu früh, aber es stehen andere interessante Gebäude auf dem Programm (s. Kasten). Nutzen Sie die Gelegenheit, am „Tag des offenen Denkmals“ ansonsten meist verborgene Winkel zu entdecken. Sie bietet sich nur einmal im Jahr!
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin
29. August 2019
“Tag des Offenen Denkmals” am 8. September
Folgende Projekte können am Sonntag, 8. September im Landkreis besichtigt werden:
Haar-Salmdorf, Johann-Karg-Straße 10, Kirche Mariä Himmelfahrt: Spätgotischer Saalbau, Ende 15. Jh.; Pieta aus dem 14. Jh. (Pappelholz bemalt, bis 1803 in der Münchner Gruftkirche), geöffnet von 13 bis 17 Uhr. Führungen mit Pfarrer Albert Schamberger (Tel. 089/46 82 44) um 14 und um 16 Uhr.
Grasbrunn-Möschenfeld, Kirche St. Ottilie: Kirchenbau 2. Hälfte des 17. Jh., eingezogener Chor, Übergang von der Renaissance zum Barock, Künstler unbekannt, Emporenbilder und Hl. Ottilie an der Südwand vom gotischen Flügelaltar stammend.
Führungen nach Bedarf durch Mesner Josef Karl, mobil: 0176/66 044 284.
Planegg, Ruffiniallee 1, evangelisch-lutherische Waldkirche: 1925/26 nach den Plänen von Architekt und Stadtplaner Theodor Fischer erbaut. 11.30 Uhr Führung mit Dr. Julia Devlin, Tel. 089/85 98 250, E-Mail: julia.devlin@ku.de.
Gräfelfing, Villenkolonie: Führung mit Dr. Friederike Tschochner durch die Villenkolonie, erbaut in der 1. Hälfte des 20. Jhs., 10 Uhr Treffpunkt am alten Rathaus, Bahnhofstraße 6 (Dauer: bis ca. 12 Uhr), Kontakt: F.Tschochner@gmx.de.
Gräfelfing, Ruffiniallee 2, neues Rathaus: errichtet 1968, Planung durch die Architekten Böninger und Prof. Biedermann, Führung durch Erste Bürgermeisterin Uta Wüst, 12 Uhr Treffpunkt Neues Rathaus, Haupteingang, Kontakt: Tel. 089/8582-28, E-Mail: k.greisel@graefelfing.bayern.de.