Bürgerbrief: Solidarität und Ukraine-Hilfe

Stündlich erreichen uns neue Nachrichten aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine, die alle unsere Vorstellungen von Demokratie, Humanität und Weltordnung erschüttern. Die Massivität des von Putin befohlenen Angriffs und der Kampfhandlungen sind für uns unvorstellbar. Das Leid ist gewaltig. Uns bleibt die europäische, die NATO-weite Solidarität und Geschlossenheit, um die Ukraine auf allen Ebenen zu unterstützen und den Menschen bestmöglich Hilfe zu leisten.

Pullachs Partnerstädte Baryschiwka und Beresan mit den vielen umliegenden Dörfern gehören zur Kiewer Region. Sie liegen in etwa 70 Kilometer östlich von Kiew. Ungefähr 60.000 Menschen lebten dort. Viele Menschen befinden sich auf der Flucht. Allerdings liegt die polnische Grenze circa 900 Kilometer entfernt. Auch die Grenzen nach Moldawien oder Bulgarien sind weit. In der aktuellen Situation sind die Wege weitgehend abgeschnitten. Unsere Partnerstädte liegen mitten im östlichen Aufmarschbereich der russischen Truppen auf Kiew. Es kommt laufend zu massiven Kampfhandlungen. Der Wille der gewählten Vertreterinnen und Vertreter sowie der Bevölkerung, ihr Land zu verteidigen, ist trotz der lebensbedrohlichen Situation sehr groß.

Der Pullacher Gemeinderat hat am 22. Februar folgende Resolution beschlossen: „Der Gemeinderat der Gemeinde Pullach i. Isartal steht in dieser schwierigen Zeit in der Ukraine zu der Bevölkerung unserer Partnergemeinden Baryschiwka und Beresan. Wir wünschen unseren Partnern Frieden und Freiheit. Wir werden unsere Zusammenarbeit unter allen Umständen fortsetzen und helfen, wo wir können.“ Zwei Tage später fand der Einmarsch statt, mit dessen Ausmaß und Dramatik zu diesem Zeitpunkt wohl kaum jemand gerechnet hätte.

Wir stehen so gut es geht in ständigem Kontakt mit unseren Freunden. Viele von ihnen waren bereits in Pullach oder wurden von uns besucht. Über mehr als 30 Jahre sind nicht nur offizielle Kontakte, sondern familiäre Beziehungen entstanden.

Parallel zu den Ereignissen, die dem Angriff vom 24. Februar folgten, habe ich die Solidaritätsadresse der Gemeinde an unsere Partner in der Ukraine bekräftigt und erweitert. Mit anderen Städten und Gemeinden in Deutschland, die ebenfalls über Partnerschaften mit der Ukraine verbunden sind, tauschen wir uns aus. Mit diesen Kommunen sprechen wir gemeinschaftliche Hilfsaktionen ab.

Jetzt geht es um konsequentes Handeln der politisch Verantwortlichen auf Bundesebene und in Europa sowie um koordinierte Hilfeleistungen. In Pullach und im Landkreis können wir ganz konkret vieles tun. Hier geht es um Hilfen für Menschen, die auf der Flucht sind und zu uns kommen, die Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen, sowie Hilfen für die Menschen vor Ort mit Medikamenten, Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Babysachen etc. sobald und soweit dies möglich ist.

Wir arbeiten eng mit dem Partnerschaftenverein zusammen, mit dem wir einen Spendenaufruf gestartet haben:

Spendenkonto „Hilfe für Baryschiwka/Beresan“
Partnerschaftenverein Pullach e.V.
Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg
IBAN: DE37 7025 0150 0009 626 342
BIC: BYLADEM1KMS

Schon in den ersten Tagen sind etliche Spenden eingegangen. Herzlichen Dank hierfür. Unabhängig von der Höhe des Eingangs von Spenden aus unserer Bevölkerung wird die Gemeinde natürlich auch selbst Gelder zur Verfügung stellen. Zusammen mit dem Partnerschaftenverein werden wir einen Plan für die Verwendung der Spenden für humanitäre Zwecke aufstellen und diese entsprechend verwenden.

Die Solidarität und Hilfsbereitschaft in unserer Gemeinde beeindruckt mich sehr. Mit Otto Horak und Barbara Kammerer-Fischer vom Partnerschaftenverein besteht ein dauernder telefonischer Austausch. Es erreichen uns sehr viele Anfragen, wie denn am besten geholfen werden kann. Die Kirchengemeinden sind aktiv. Dem kurzfristigen Aufruf von Hedwig Rost, Jörg Baesecke und Eva Becher zu einem Pullacher Friedensweg sind am letzten Sonntag ca. 300 Menschen gefolgt. Die Pfadfinder sind mit dem Gemeindebus unterwegs, um Hilfsgüter zur Grenze zu transportieren und Geflüchtete auf dem Rückweg nach München zu bringen.

In der Gemeindeverwaltung haben wir eine Koordinierungsstelle eingerichtet: Ukraine-Hilfe-Hotline, Telefon: 089 744 744 399 und Email: ukrainehilfe@pullach.de.

Wir werden uns darum kümmern, Menschen aus der Ukraine in Pullach unterzubringen. Es haben uns bereits verschiedene Angebote für Privatquartiere erreicht. Das hilft den Menschen sehr, denn die ersten Ukrainer treffen diese Woche bereits ein, erschöpft von der Flucht, erschüttert von der Lage in ihrer Heimat und in Sorge um ihre Angehörigen, die zurückgeblieben sind. Der Partnerschaftenverein hält zusammen mit der Gemeinde ein Portal bereit: www.pv-pullach.de/unterkunft-frei/. Auch das Landratsamt hat eine Koordinationsstelle für Wohnraum eingerichtet: koordinierungsstab-ukraine@lra-m.bayern.de.

Ich danke Ihnen allen für Ihre Anteilnahme und Ihre Hilfsbereitschaft. Unseren Freunden in der Ukraine wünsche ich, dass sie diese schreckliche Zeit durchstehen und vor allem überleben.

Es grüßt Sie herzlich
Ihre
Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

01.03.2022