Liebe Pullacherinnen und Pullacher,
wer in diesem Sommer eine Abkühlung in der Isar unweit der Großhesseloher Brücke sucht, bemerkt auch die große Baustelle einige Meter flussaufwärts: Die umfangreichen Sanierungsarbeiten des Großhesseloher Isarwehrs sind in vollem Gange. Bereits seit Mai laufen die ersten Vorarbeiten zum Umbauprojekt der Stadtwerke München (SWM) auf unserem Gemeindegrund. Mit entsprechend großem Interesse verfolge ich die Arbeiten und war gemeinsam mit unserem Leiter der Abteilung Bautechnik, Herrn Peter Kotzur, beim offiziellen Spatenstich Ende Juli dabei, um mir vor Ort einen persönlichen Eindruck zu verschaffen.
Grundsätzlich ist die Wasserkraft weiterhin ein wichtiger Bestandteil der nachhaltigen Energieversorgung in unserer Region. Die Kraftwerke Pullach und Höllriegelskreuth leisten hier einen wesentlichen Beitrag, der unserer Gemeinde neben der Versorgung durch die Geothermie, die zahlreichen Initiativen im Bereich des Solarstroms und perspektivisch auch durch die Windkraft zu Gute kommt.
Wir stehen voll hinter der Sanierung des Großhesseloher Wehrs, denn die Umbaumaßnahmen der SWM werden für eine Verbesserung in vielen relevanten Bereichen sorgen.
Ein zentraler Gesichtspunkt ist hier unter anderem die ökologische Weiterentwicklung der Anlage und damit verbunden die Vernetzung zwischen Isar und Werkskanal. Das neue Wehr wird beispielsweise eine automatisierte Steuerung der Mindestwasserabgabe in die Isar und eine neue Fischaufstiegsanlage mit einer optimierten Durchgängigkeit für Wasserlebewesen sorgen.
Ebenfalls von enormer Bedeutung ist in Zeiten des Klimawandels der Hochwasserschutz, der gerade für unsere Wenzsiedlung relevant sein wird. Durch die Sanierung wird die Sicherheit maßgeblich verbessert. Entscheidend ist auch hier das Zusammenspiel zwischen Isar und Kanal, neben der Regulierung der Wasserführung wird bei der neuen Anlage die Gefahr von verkeiltem Treibgut wie Baumstämmen wesentlich reduziert.
Das Großhesseloher Wehr ist bereits seit 1908 in Betrieb und wurde im vergangenen Jahr in die Denkmalliste aufgenommen. Daher steht auch der Denkmalschutz im Fokus des Bauprojekts, das unter anderem den Erhalt der historischen Floßgasse und des Schleusenwärterhauses berücksichtigt.
Zusätzliche Relevanz hat dieser Aspekt durch einen spektakulären Fund im Flussbett gewonnen, der im Zuge der Bauarbeiten im Juni für Schlagzeilen gesorgt hat. Zum Vorschein kamen diverse Steine der Münchner Hauptsynagoge, die 1938 von den Nationalsozialisten abgerissen wurde. In enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der jüdischen Gemeinde wurden über 350 Tonnen Material geborgen. Dieses wird nun von Experten untersucht und katalogisiert.
Sie sehen, es gibt bei der Sanierung des Großhesseloher Isarwehrs viele interessante Facetten. Wir als Gemeinde verfolgen den weiteren Prozess aufmerksam und bringen uns bei Bedarf sehr gerne ein. Und dann sind wir natürlich auch auf das Endergebnis gespannt, das für Ende 2024 geplant ist.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Dr. Andreas Most
Zweiter Bürgermeister
BU: Die Visualisierung des Großhesseloher Isarwehrs vor und nach der Sanierung.
Bildquelle: © cam.p-solutions
29.08.2023