Bürgerbrief: Maibaumfest in Pauillac

Unsere deutsch-französische Gemeindepartnerschaft besteht nun schon seit 58 Jahren. Sie hatte zu den ersten dieser Art gehört und zur Völkerverständigung zwischen den Menschen in Frankreich und Deutschland, zwischen Pullach und Pauillac beigetragen. Über die ganze Zeit hinweg war sie mit sehr viel Leben erfüllt. Zuletzt haben wir das fünfundfünfzigste Jubiläum gefeiert, bis die Coronapandemie mit vielen schweren Erkrankungen und den vielen Beschränkungen kam.

Die letzten zwei Jahre konnten wir in der deutsch-französischen Partnerschaft nur im kleinen Kreis zusammenkommen oder uns virtuell austauschen. Ich bin guten Mutes, dass wir unsere Partnerschaft nun wieder in gewohnter Form pflegen und darüber hinaus ausbauen können.

Bei beiden Partnerschafts-Komitees hat es Veränderungen gegeben. Auf Pullacher Seite tragen nun Nikolaus Rauch und Lilo Weigl-Heider die Verantwortung. In Pauillac sind es Yannik Brel, Jean-Luc Berard und Michel Bergez. Sie und die Personen, die sich zusätzlich engagieren, setzen auch neue Akzente, wie wir es mit dem Maibaumfest in Pauillac erleben konnten. Die Renovierung des Maibaums und der Schilder und die Vorbereitung des Festes in Pauillac war ein sehr schönes gemeinsames Projekt, zu dem 60 Pullacherinnen und Pullacher in unsere Partnerstadt gefahren sind. Vielen Dank an alle, die diese außergewöhnliche Aktivität organisiert haben, und an diejenigen, die den deutsch-französischen Austausch bisher getragen und begleitet haben. Die Partnerschaft kann nur erfolgreich sein, wenn viele Menschen anpacken und sich mit den Ideen des europäischen Austausches identifizieren.

Das Maibaumfest in Pauillac war ein deutliches Signal für eine gute gemeinsame Zukunft unserer Kommunen und ihrer Menschen. Es ist schön, zusammenzukommen und die jeweiligen Traditionen kennenzulernen.

Es ging nicht nur um die Erneuerung eines in die Jahre gekommenen Maibaums, sondern um ein starkes Symbol für den kulturellen Austausch zwischen unseren Gemeinden: In Pullach ist es der ‚Place de Pauillac‘ mit französischen Weinreben – in Pauillac der ‚Pullacher Platz‘ mit dem Maibaum, festlich geschmückt und lackiert in den bayerischen Landesfarben und dekoriert mit den wunderbar und frisch bemalten Schildern, auf denen traditionell all das dargestellt wird, was den jeweiligen Ort ausmacht: Zünfte, Handwerker, die Brauer, die Winzer und die örtlichen Einrichtungen.

Ich möchte mich bei allen ganz herzlich bedanken, die dafür gesorgt haben, dass wir in Pauillac in diesem Rahmen feierlich zusammen kommen konnten: Bei den beiden Partnerschaften-Komitees für die Organisation, bei Dietmar Brandstetter und Nikolaus Rauch für die Ideen und die drei Transportfahrten mit dem Gemeindebus, immerhin jeweils 1.241 km (einfach), bei den Pullacher Madln für die kunstvolle Bemalung der Schilder, bei den Burschen und Madln für die schönen Tänze, die sie bei vielen Treffen eingeübt und die in Pauillac für einiges Aufsehen gesorgt haben und bei der Pullacher Blasmusik und den Musikern aus Pauillac für die mitreißende musikalische Begleitung. Schön zu beobachten und anzuhören war, dass die zwei Pauillacer Gruppen und die Pullacher Blasmusik fast alles gemeinsam spielten, auch ohne dies vorher zu proben. Die Pauillacer „Fanfaren“ sorgten darüber hinaus am Abend noch für eine außerordentliche Stimmung. Ich hoffe auf einen baldigen, genauso mitreißenden Auftritt in Pullach!

Vielen Dank auch an alle, die zusätzlich mitgekommen sind, um unsere Partnerschaft zu pflegen und die Aktivitäten der nächsten Jahre zu planen. Dafür brauchen wir diejenigen, die schon lange dabei sind und wir brauchen aktive junge Menschen, die dafür sorgen, dass der Austausch weitergeht und die neue Ideen einbringen. Ein schönes Signal war es auch, dass 25 Schüler des Pullacher Gymnasiums mit ihrem Lehrer zur gleichen Zeit in Pauillac waren und so an den Feierlichkeiten teilnehmen konnten und dass die Schulen eng zusammenarbeiten.

Was eine kommunale Partnerschaft ausmacht, sehen wir gerade bei den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Auf der Basis unserer dortigen Partnerschaft mit den ukrainischen Kommunen Baryschiwka und Beresan können wir die Menschen direkt unterstützen. Viele, die geflüchtet sind, wohnen seit März in Pullach.

Wer sich gegenseitig kennt, hilft. Wer die jeweils andere Lebensweise kennt, hat Verständnis füreinander. Wer befreundet ist, führt keinen Krieg gegeneinander.

Dieser Gedanke stand auch am Anfang der Partnerschaft zwischen Pauillac und Pullach. Das war im Jahr 1964, als Aussöhnung und Völkerverständigung für die Menschen in Frankreich und in Deutschland, fast 20 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, noch nicht selbstverständlich war.

Dieser Gedanke steht ebenfalls für ein gemeinsames, freies und demokratisches Europa, das nun seine Stärke zu beweisen hat.

Mit unseren Gemeindepartnerschaften wollen wir unseren Beitrag leisten und die Freundschaften ausbauen, uns gegenseitig unterstützen, uns gegenseitig besuchen und voneinander lernen.

In zwei Jahren werden wir das 60-jährige Jubiläum der Partnerschaft mit Pauillac feiern. Die Vorbereitungen hierzu werden bald beginnen. Wer sich hierbei einbringen möchte, ist herzlich dazu aufgerufen und eingeladen.

Es grüßt sie herzlich
Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

31.05.2022