Bibi Johns ist zweifelsohne eine der bekanntesten Persönlichkeiten in unserer Gemeinde. Die gebürtige Schwedin, die als Sängerin, Schauspielerin und Fernsehmoderatorin weltweit Karriere machte, hat am 21. Januar 2024 ihren 95. Geburtstag gefeiert. Zu diesem Anlass habe ich ihr wie bereits vor fünf Jahren einen Besuch abgestattet, um einen großen Geschenkkorb und viele gute Wünsche zu überbringen.
Ich bin erneut auf eine zufriedene, offene und herzliche Frau mit einer tollen Ausstrahlung getroffen, auf die wir stolz sein können. Im Interview erzählt Bibi Johns, wie es sie nach Pullach verschlagen hat, warum es ihr in der Gemeinde so gut gefällt und wie sie auch dank der Pullacher Nachbarschaftshilfe ihren Alltag meistert. Noch mehr über Bibi Johns ist in ihrer Autobiografie zu lesen, die Ende vergangenen Jahres erschienen ist.
Liebe Frau Johns, wie haben Sie denn Ihren 95. Geburtstag gefeiert?
Bibi Johns: „In aller Ruhe zu Hause. Es sind ein paar Freunde vorbeigekommen, das war sehr schön.“
Sie haben in Ihrem Leben ja bestimmt einige Geburtstage in größerem Rahmen gefeiert. Ist Ihnen einer in besonderer Erinnerung geblieben?
„Nein, eigentlich nicht. Ich habe mir immer gar nicht so viel aus meinem Geburtstag gemacht. Der erste Geburtstag, den ich groß gefeiert habe, war mein siebzigster. Und zwar in Großhesselohe im Restaurant Frühauf, das es heute nicht mehr gibt. Da hatte ich viele liebe Menschen eingeladen. Auch Kolleginnen und Kollegen, die mir bei der Arbeit nahestanden. Es gab viel Musik, wir hatten vier Pianisten da.“
New York, London, Tokio. Sie sind in Ihrer Karriere auf der ganzen Welt herumgekommen und haben viele Metropolen erlebt. Wie ist es dazu gekommen, dass es Sie ausgerechnet nach Pullach verschlagen hat?
„Im März 1964 bin ich hier eingezogen. Davor wohnte ich in einer Mietwohnung in Grünwald. Ich hatte damals gerade einen kleinen Hund zu Weihnachten gekriegt und der brauchte natürlich einen Garten. Dann habe ich zufällig mitbekommen, dass in Pullach drei schwedische Doppelhäuser gebaut werden. Da habe ich mich gleich darum gekümmert. Man hat mir die Baupläne gezeigt, die mir gar nicht gefallen haben. Und dann bin ich in die Fabrik nach Schweden gefahren und habe denen gesagt, wie ich es gerne haben möchte und das haben sie gemacht.“
Pullachs Dritte Bürgermeisterin Cornelia Zechmeister besuchte Bibi Johns, um ihr zum 95. Geburtstag zu gratulieren. Foto: Gemeinde Pullach
Wenn Sie schwedische Häuser sagen, war Ihnen wahrscheinlich auch der Bezug zur Heimat wichtig?
„Die Tatsache, dass es ein schwedisches Haus war, hat für mich natürlich schon eine Rolle gespielt. Eine Sache, die ich zum Beispiel geändert haben wollte, waren begehbare Kleiderschränke. Die gab es damals in Schweden schon überall, weil man einfach mehr Platz hatte.“
Wie waren denn Ihre ersten Eindrücke von Pullach nach dem Einzug?
„Ich fand es einen gemütlichen kleinen Ort, auch wenn es in den 60er Jahren hier noch ganz anders ausgesehen hat. Damals gab es noch nicht die S-Bahn-Unterführung in Höllriegelskreuth. Dort stand man immer stundenlang. Ich bin ja damals noch sehr oft über Grünwald zum Flughafen gefahren. Wie oft habe ich am Bahnübergang gezittert, dass ich es noch rechtzeitig schaffe. Auch an die Tankstelle, den Tante-Emma-Laden und an die Bayerische Lagerversorgung erinnere ich mich noch gut. Ich hatte einen Ausweis und habe dort immer Unmengen eingekauft.“
Und die positiven Eindrücke scheinen sich verfestigt zu haben. Immerhin wohnen Sie jetzt fast genau 60 Jahre hier.
„Ja, das stimmt. Ich war immer ein Landei. Als ich damals so viel unterwegs war, habe ich mich immer sehr gefreut, hierher nach Hause zu kommen und meine Ruhe zu haben. Zudem erinnert mich Bayern mit seinen Bergen und Seen an die Region Dalarna in Schweden. Von dort kommen meine Großmutter und auch die schönsten schwedischen Volkslieder, die mir sehr am Herzen liegen. Vielleicht fühle ich mich auch deswegen hier sehr heimisch. Man sagt, es gäbe für jeden Menschen einen Platz, wo er hingehört und das muss nicht unbedingt der Geburtsort sein. So war und ist es auch für mich, denn ich bin hier hängen geblieben. Ich bin hier so verwurzelt, dass man mich nicht mehr verpflanzen könnte!“
Haben Sie in der Umgebung Lieblingsplätze, wo Sie gerne hingehen?
„Na klar. Ich liebe es, mit meinen beiden Stöcken und Musik spazieren zu gehen, zum Beispiel im Forstenrieder Park. Dort ist es wunderschön.
Etwas eingeschränkter sind Sie mittlerweile wahrscheinlich, denn Sie haben im vergangenen Jahr freiwillig ihren Führerschein abgegeben. Vermissen Sie das Autofahren?
„Ja sehr, ich bin gerne Auto gefahren. Auch mein Vater war ein leidenschaftlicher Autofahrer. Mit drei Jahren durfte ich schon auf seinem Schoß sitzen und den großen Lastwagen steuern. Als ich meinen Führerschein bekam, habe ich ihm versprochen, nie einen Unfall zu verursachen und das ist mir 76 Jahre lang gelungen. Damit möchte ich gerne weiter angeben können. Und darum habe ich den Führerschein abgegeben.
Und wie kommen Sie ohne Auto zurecht?
„Ich bin natürlich auf fremde Hilfe angewiesen. Und ich liebe die Nachbarschaftshilfe. Mein Hausarzt hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es diesen Fahrdienst gibt. Ich habe eine kleine Telefon-Phobie und deswegen dauerte es Monate, bis ich mich getraut habe anzurufen. Aber jetzt kenne ich Frau Frisch bestens und bin sehr dankbar über das Angebot. Das Gute daran ist, dass es nichts kostet, aber dass man spenden darf. Und ich spende soviel ich kann, weil es sicher auch viele ältere Menschen gibt, die nichts zum Spenden übrighaben. So gleicht sich das aus und das finde ich fantastisch!“
Sie machen einen sehr zufriedenen Eindruck. Wie blicken Sie auf Ihre Karriere zurück?
„Ich glaube, dass es für jeden Menschen einen vorgeschriebenen Weg gibt, den er zu gehen hat. Ob man es nun Schicksal oder anders nennt. Man muss auf die innere Stimme hören, um Entscheidungen zu treffen. Und das habe ich immer gemacht. Ich habe schon als kleines Mädchen von Amerika geträumt und wusste, ich muss dahin. Dann bekam ich die Chance und bin Ende November 1951 ganz alleine mit dem Schiff und 280 Dollar in der Tasche nach Amerika gefahren. Am 4. Dezember 1951 bin ich in New York angekommen, am 2. Januar war ich zum ersten Mal in meinem Leben im Fernsehen und im Februar habe ich meine ersten Aufnahmen mit der damals größten Schallplattenfirma in Amerika RCA Victor und einem weltberühmten Orchester gemacht. Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“
Umso schöner, dass Sie Ihr Weg nach Pullach geführt hat. Vielen Dank für das Gespräch!
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Cornelia Zechmeister
Dritte Bürgermeisterin
30.01.2024