Bürgerbrief: Gedanken zum „Tag des Waldes“

Kennen Sie auch das Gefühl, wenn Sie früh am Morgen noch vor der Dämmerung in den Wald hinausgehen, kurze Zeit darauf die ersten zarten Sonnenstrahlen die Baumkronen durchdringen und den Waldboden erwärmen? Ein grauer Schleier aus Dunst zieht dann vorsichtig über die Lichtungen und reflektiert das Licht, so dass man glauben könnte, man nimmt an einer Installation eines großartigen Regisseurs teil. Eine gute Gelegenheit den Stimmen des Vogelgesanges zu lauschen und das eine oder andere Reh oder Wildschwein zu sehen. Eine romantische Vorstellung, durchaus, aber bei uns in Pullach möglich, sind wir doch eingerahmt von großen zusammenhängenden Waldgebieten entlang der Isar oder im Westen vom Forstenrieder Park. Aber das ist nicht überall so.

In Rumäniens Urwäldern wurden, wie unlängst das ICIJ (International Consortium of Investigative Journalists) aufgedeckt hat, über Jahrzehnte Flächengrößen von mehr als 50.000 ha unter deutscher Beteiligung ohne Ausgleich oder Wiederaufforstung gerodet. Das entspricht in etwa der zehnfachen Größe des Forstenrieder Parks, Forst Kasten und Fürstenrieder Walds zusammen! Und was geschieht mit den wunderschönen, dicken und alten Baumstämmen? Mehrere österreichische Firmen stellen daraus Spanplatten, OSB-Platten, Laminate, Küchenplatten und vieles mehr her und beliefern auch Baumärkte in Deutschland. Ein dichtes Netz aus Korruption in einem der einkommensschwächsten Länder Europas, in dem sich die Forstbehörden selber die Genehmigung für die Rodungen ausstellen und die Holzbarone ein Mehrfaches an Bäumen fällen, als in den Papieren steht.

Oder North Carolina, wo viele kleine Felder, so groß wie ein paar Fußballplätze, gerodet werden und dann Fabriken das Holz zu Sägespänen zermahlen und anschließend zu Pellets pressen, um damit den EU-Markt zu beliefern, wo Pellets als erneuerbare Energiequelle eingestuft werden. Rund ein Drittel der erneuerbaren Energie stammt in Deutschland aus der Holzverbrennung, damit wird mit Holz mehr Energie erzeugt als mit Windrädern und Solaranlagen.

Oder North Carolina, wo viele kleine Felder, so groß wie ein paar Fußballplätze, gerodet werden und dann Fabriken das Holz zu Sägespänen zermahlen und anschließend zu Pellets pressen, um damit den EU-Markt zu beliefern, wo Pellets als erneuerbare Energiequelle eingestuft werden. Rund ein Drittel der erneuerbaren Energie stammt in Deutschland aus der Holzverbrennung, damit wird mit Holz mehr Energie erzeugt als mit Windrädern und Solaranlagen.

Warum ich Ihnen das alles erzähle? In dieser Woche, am 21. März, fand heuer wieder der „Internationale Tag des Waldes“ statt, den die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) bereits in den 1970er Jahren als Reaktion auf die globale Waldvernichtung ins Leben gerufen hat. Auch bei diesem Thema werden wir in Pullach nicht die Welt retten können, aber wir leisten einen Beitrag. Vor zwei Jahren haben wir die Hälfte unseres Gemeindewaldes, also knapp 38 ha, als „Naturwaldreservat Isarleiten“ einstufen lassen. Damit geben wir dem Wald die Chance, sich möglichst natürlich zu entwickeln. Bei sämtlichen Fällungsmaßnahmen aus Verkehrssicherungsgründen belassen wir das Holz im Wald, wodurch Totholz, ein wichtiger Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen, aber auch Pilze und Flechten, entstehen und sich anreichern und langfristige Prozesse in Gang setzen. Nebenbei wird dadurch CO2 gespeichert und verbleibt im Wald. Auch auf den restlichen Flächen des Gemeindewaldes wird nachhaltig Forstwirtschaft betrieben. Das heißt natürlich, dass auch Bäume gefällt werden müssen, aber nur so viele, wie auf der Fläche gleichzeitig an Holzvorrat nachwachsen. Außerdem werden die Wälder langfristig in stabile und hoffentlich klimaangepasste Mischwälder umgewandelt und Lücken wieder nachgepflanzt.

Sie sehen, auch auf den Wald kommen in Deutschland viele Herausforderungen zu. Der Klimawandel setzt ihm zu, der Borkenkäfer hat tausende Hektar befallen und zwingt die Forstbranche zu reagieren, statt zu agieren.

„Der Wald soll heute vieles sein: CO2-Speicher, Einkommensquelle, Naherholungsgebiet, Jagdrevier, Joggingstrecke, Rohstofflieferant und unberührte Natur. Die einen kommen mit Motorsägen, die anderen mit Hunden, wieder andere wünschen sich im Wald bestattet zu werden“, entnommen aus der SZ vom 2. März 2023 „Auf dem Holzweg“.

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

21.3.2023