Rede Neujahrsempfang 2019

Vielen Dank an das Klarinetten- und Saxophon-Ensemble der Musikschule und seinem Leiter Michael Walter! Das Stück, das Sie eben gehört haben, heißt: „Il giorno festivo“, zu Deutsch: der Festtag – und genau zu einem solchen Festtag sind wir heute zusammengekommen.

Es ist schön, dass so viele von Ihnen unserer Einladung gefolgt sind und wir heute noch einmal gemeinsam auf das neue Jahr anstoßen können.

Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zum Neujahrsempfang der Gemeinde Pullach, hier im Bürgerhaus! Auch im Namen meiner Stellvertreterin Cornelia Zechmeister sowie im Namen aller weiteren Mitglieder des Gemeinderats, die ich ebenfalls herzlich begrüßen möchte, einschließlich der ehemaligen Gemeinderatsmitglieder.

Die Gemeinde Pullach ist heute Abend nicht allein Gastgeber. Unsere beiden Kirchengemeinden sind es ebenfalls. Und so begrüße ich ganz herzlich Herrn Pfarrer Martin Zöbeley von der Jakobuskirche, und Herrn Pfarrer Wolfgang Fluck vom katholischen Pfarrverband Pullach-Großhesselohe. Er wird später noch ein Grußwort an Sie richten.

Lieber Herr Fluck, wir freuen uns, dass Sie sich wieder gut erholt haben! Nach dem Schrecken im Herbst waren unsere Gedanken immer bei Ihnen, bei der Kirchengemeinde und bei Ihnen, liebe Frau Füsgen.

Unter uns ist heute Abend auch unser ehemaliger Pfarrer Kurt Heinrich Bordon mit seiner Frau Melitta, die ich beide ganz herzlich willkommen heiße!

Begrüßen möchte ich unseren Ehrenbürger Erwin Deprosse. Mein Willkommen gilt auch unserer Altbürgermeisterin und unserem Altbürgermeister. Herzlich willkommen: Sabine Würthner und Ludwig Weber mit Ehefrau Martina.

Anschließen möchte ich mit der ganz herzlichen Begrüßung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinde und ihrer Tochtergesellschaften. Schön, dass sie da sind!

Ich begrüße Herrn Dorn und Frau Autschbach von der Internationalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation. Ich hebe sie hervor, da sie seit vielen Jahren Förderer unseres Konzerts am Nachmittag sind, der Oper im Taschenbuchformat. Und ich begrüße den Konsul Oleksandr Prokopenko vom Generalkonsulat der Ukraine. Herzlich willkommen! Begrüßen möchte ich auch die Damen und Herren der Presse und die vielen weiteren Ehrengäste des heutigen Abends. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind!

Vertreten sind unsere Schulen, unsere Kindertagesstätten, der Hort, die Polizei mit Herrn Aigner und Herrn Müller, die Freiwillige Feuerwehr, unsere Vereine und Verbände, die sozialen Einrichtungen, viele Firmen und Gewerbetreibenden, die Vertreter des diplomatischen Corps und etliche Pullacher Bürger, die durch ihre wichtigen beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten nationales und internationales Ansehen genießen. Ihnen allen ein herzliches Grüß Gott!

Viele von Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, sind für unsere Gemeinde unentbehrlich – auch wenn Ihre Arbeit oft nicht im Lichte der Öffentlichkeit geschieht. Wir nehmen deshalb den Neujahrsempfang zum Anlass, jeweils besondere Personengruppen einzuladen. Dieses Jahr sind Sie es, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Altenpflegeeinrichtungen bei uns am Ort. Im Kursana Domizil in Pullach, bei der Diakonie, der Caritas oder im Haus am Wiesenweg kümmern Sie sich um unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger am Ort. Um Kranke und Schwache, um alle, die in ihrem Alltag Zuwendung und Unterstützung brauchen. Für Ihren großen Einsatz, den Sie alle jeden Tag leisten, sage ich einen großen und herzlichen Dank!

Begrüßen möchte ich heute Abend auch alle Mitglieder der Nachbarschaftshilfe und des Hospizvereins. Schön, dass Sie gekommen sind!

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
wissen Sie, dass bereits in dieser Anrede Geschichte steckt?
Am 19. Januar 1919 – also fast auf den Tag genau vor genau 100 Jahren –  durften zum ersten Mal in Deutschland Frauen wählen – und auch kandidieren. Und weil bis dahin nur Männer in der Nationalversammlung saßen, begann die frisch gewählte Marie Juchaz ihre erste Rede im Plenum mit den Worten  „Meine Herren und Damen!“

Und damit sind wir schon mittendrin in der Geschichte – und bei den Jubiläen, an die wir uns in diesem Jahr erinnern dürfen. Gerade habe ich 100 Jahre Frauenwahlrecht erwähnt.

Aber wir feiern 2019 noch mehr:
70 Jahre Grundgesetz, das 1949 in Kraft getreten ist, und 30 Jahre Mauerfall mit dem entscheidenden Datum 9. November 1989.

Jubiläen, die das Fundament unseres Staates bilden und Deutschland zu dem Land machen, das es heute ist. Denn alle drei Ereignisse erinnern uns daran, dass eine funktionierende Gemeinschaft, eine funktionierende Demokratie nur auf einem Grundsatz aufbauen kann: Gleiche Rechte und Chancen und gleiche Pflichten für alle Bürgerinnen und Bürger! Und zwar unabhängig vom Geschlecht, von politischer Gesinnung, Religion, Herkunft oder Beruf.

Mit der Verabschiedung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 wurden die Legislative, die Exekutive und die Judikative unmittelbar an die Grundrechte gebunden. Nichts und niemand darf sich über sie erheben. Die Würde des Menschen ist unantastbar, lautet der erste und bekannteste Artikel unseres Grundgesetztes. Ein Bekenntnis, das damals eine Befreiung bedeutet hat. Eine Befreiung von Unterdrückung und Zwang, von Unrecht und Willkür. Deshalb sollten wird dieses Bekenntnis auch heute mit aller Behutsamkeit pflegen.

Für uns mag das Grundgesetz eine Selbstverständlichkeit sein. Lange Zeit war es das nicht.

Den Delegierten des Parlamentarischen Rates standen vor 70 Jahren der Untergang der Weimarer Republik und die unfassbaren Gräueltaten der Nationalsozialisten vor Augen. Das Grundgesetz sollte ein Garant dafür sein, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen. Die Verabschiedung des Grundgesetzes ist deshalb ein Glücksfall für unser Land – und hat auch große Strahlkraft nach außen. Denn in vielen Ländern der Erde fehlt eine verbindliche Rechts- und Wertegrundlage leider bis heute.

Die vielen Kriege und Konflikte, die die Welt auch 2018 in Atem gehalten haben, sind größtenteils grausame Machtkämpfe und Kämpfe um Ressourcen in Ländern, in denen es keine rechtsstaatliche Ordnung gibt. Lassen Sie uns gemeinsam hoffen und das uns Mögliche dafür tun, dass die Welt in diesem Jahr ein wenig friedlicher wird.

In der Bundesrepublik war das Grundgesetz ursprünglich auch nur als „Provisorium“ gedacht, als eine Art „Übergangslösung“, die so lange gelten sollte, bis die Teilung Deutschlands beendet sei. Tatsächlich aber blieb das Grundgesetz auch nach der Wiedervereinigung – von einigen geringfügigen Änderungen abgesehen –  in seiner ursprünglichen Form erhalten. Nicht wenige hätten damals gerne das „gesamte deutsche Volk“ über ein überarbeitetes Grundgesetz abstimmen lassen. Zu dieser Lösung kam es nicht. Und so feiern wir in diesem Jahr 70 Jahre Grundgesetz.

Bei uns in Pullach wollen wir das am 29. Mai mit einem Festakt tun. Merken Sie sich den letzten Samstag im Mai also bitte schon einmal in Ihrem Terminkalender vor. Es wird eine schöne Gelegenheit sein, in großer Runde zusammenzukommen. Als prominenter Ehrengast und Festredner wird Verfassungsrichter Prof. Peter Michael Huber sprechen. Er ist auch heute Abend unter uns. Sehr geehrter Herr Prof. Huber, ich bedanke mich an dieser Stelle sehr herzlich für Ihre Zusage.

Lassen Sie uns gemeinsam in das Jahr 1949 in der Gemeinde Pullach zurückblicken, das in den Nachkriegsjahren auf 5300 Einwohner angewachsen war. Heute 9000. Für größere Veranstaltungen standen höchstens die Bürgerbräuterrassen zur Verfügung. Die Turnhalle der Grundschule wurde 1949 als Kino genutzt, betrieben vom „Filmtheater Pullach“. Und die Musikgemeinde nutzte die kleine Turnhalle für Konzerte.

Der Nachkriegs-Bürgermeister hieß Josef Breher, der sich damals intensiv um den Erwerb von Flächen aus dem ehemaligen NS-Besitz zwischen Großhesselohe und Pullach für den Wohnungsbau bemühte. Und im 16-köpfigen Gemeinderat saßen 1949, 30 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts, – dann doch schon – zwei Frauen.

Die Feier zum 70-jährigen Jubiläum des Grundgesetzes ist ein guter Anlass, sich mit den Grundrechten zu befassen. So ist für Ende Mai geplant, die Ausstellung  „Freiheit und ich“ der Nemetschek-Stiftung hier im Bürgerhaus zu zeigen. Sie befasst sich explizit mit den Freiheitsrechten,
etwa den Persönlichkeitsrechten,
der Glaubens- und Gewissensfreiheit,
der Meinungs- und Pressefreiheit,
der freien Berufswahl
und der Freizügigkeit.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, all diese Freiheiten waren bis 1989 für die Bürgerinnen und Bürger der DDR nicht gegeben. Erst 1989, mit Glasnost und Perestroika, mit der friedlichen Revolution der Menschen, konnte sich dies ändern. 30 Jahre Fall der Mauer, das dritte Jubiläum, das wir in diesem Jahr feiern.

Sie haben sicher alle noch die Bilder im Kopf: Die Szenen in der deutschen Botschaft in Prag, die Worte von Günther Schabowski auf der Pressekonferenz: Seines Wissens gelt die Reisemöglichkeit ab sofort, unverzüglich, und an die vielen bewegenden Szenen an der deutsch-deutschen Grenze.

Als 26-Jährige mit vielen privaten Ostkontakten hat mich damals nichts gehalten und ich bin kurz darauf nach Berlin gefahren.

Was bedeutete die Grenzöffnung für Pullach? Der Fall des Eisernen Vorhangs war der Grundstein für die Partnerschaft mit Baryschwiwka/Beresan in der Ukraine. Und der Aufgabenbereich der in Pullach ansässigen, ganz geheimen Behörde hinter der auch heute noch existierenden Mauer sollte sich in der folgenden Zeit entscheidend ändern. Der Ost-West-Konflikt war gestern.

Ich wünsche mir, dass uns diese Jahrestage auch für unser Zusammenleben und in der Gemeinde daran erinnern, uns gegenseitig mit Respekt und Anerkennung zu begegnen. Zu fragen, warum andere eine andere Meinung haben – und Unterschiede auszuhalten und zu begreifen.

Unsere Grundfreiheiten, unsere Überzeugungen, unsere Werte und unsere Rechtsgrundlagen dürfen wir nicht in Frage stellen – oder in Frage stellen lassen. Das Grundgesetz schützt uns und bietet den besten Rahmen für ein friedliches Zusammenleben.

Eine gemeinsame Wertegrundlage, ein verbindlicher Rechtsstaat und eine wehrhafte Demokratie sind der feste Boden, auf dem wir sicher stehen können. Und die Unterschiede machen das Zusammenleben erst spannend und sind bereichernd.

Deshalb freue ich mich, dass heute Abend so viele von Ihnen zusammengekommen sind, um das neue Jahr zu begrüßen – und um Menschen zu ehren, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise Herausragendes für unsere Gemeinde leisten.

Doch bevor wir etwas später im Programm zu den Ehrungen kommen, wünsche ich Ihnen allen noch einmal ein frohes neues Jahr 2019! Alles Gute für Sie uns Ihre Familien, Erfolg, Zufriedenheit, Glück und vor allem Gesundheit!

Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich in Pullach wohl und zuhause fühlen, und dass Sie eingebunden sind in eine Gemeinschaft, die Sie stützt und trägt. Und uns allen wünsche ich, dass wir die Herausforderungen und Projekte der Gemeinde gemeinsam meistern – und derer haben wir eine ganze Reihe. Und ich wünsche uns allen, dass wir neben dem Ernsten und Notwendigen auch das Schöne und Fröhliche, aber nicht weniger Bedeutsame genießen können: die Kunst, die Kultur und das Beisammensein. So wie heute Abend.

Damit so ein Abend stattfinden kann, braucht es viele helfende Hände. Mein Dank dafür geht an die Organisatoren des Neujahrsempfangs: an Stefanie Nagl und die vielen Helfer im Rathaus und an das Team des Bürgerhauses. Und heute ganz besonders an Frau Schwaab und die Mitarbeiter des Bauhofes. Sie sind seit Tagen rund um die Uhr im Einsatz, um den Schneemassen Herr zu werden. Ohne sie hätten Sie alle wohl den Weg ins Bürgerhaus nicht finden können. Es ist überall hervorragend geräumt, soweit es die Umstände erlauben.

Ich hebe die Anerkennung für diese Arbeit heute auch deshalb besonders hervor, weil wir in den letzten Tagen eine Vielzahl an Beschwerdeanrufen erhalten haben, die ich nicht nachvollziehen kann. Dass es im Winter schneien kann und der Schneepflug den Schnee von der Straße weg zur Seite schieben muss, und die Gemeinde nicht dafür sorgen kann, dass private Einfahrten frei geräumt werden und die Feuerwehr nicht dazu da ist, alle Dächer freizuschaufeln, müsste doch eigentlich selbstverständlich oder zumindest nachvollziehbar sein. Also nochmals: Herzlichen Dank an die Mitarbeiter des Bauhofs!

Mein Dank geht weiterhin an Tobi Schumacher und das Team vom Treibhaus, an Irmi Mallach und die Musiker von La Rosette Pauillac und an die jungen Musiker der Musikschule Pullach und deren Leiter Folko Jungnitsch!

Gleich im Anschluss hören Sie die Schlagzeuger der Musikschule mit einem ziemlich wilden Titel
– nämlich „Freaky Drummerboy“. Ich wünsche viel Vergnügen!

Und danach wird Sie Pfarrer Wolfgang Fluck von der katholischen Pfarrei Heilig Geist im neuen Jahr willkommen heißen. Ich wünsche Ihnen, lieber Herr Fluck, vor allen Dingen gute Gesundheit – und wir freuen uns alle, dass Sie heute Abend bei uns sind. Ihnen allen wünsche ich gute Unterhaltung und übergebe nun an Sebastiano Caglio und Julius Heupel am Schlagzeug.

Vielen Dank!

11. Januar 2019