Lehrermangel stellt Grundschule vor große Herausforderungen

35.000 Lehrer könnten bald an deutschen Grundschulen fehlen – diese Prognose der Bertelsmann-Stiftung betrifft auch uns. So stand unsere Grundschule bereits in den vergangenen Tagen vor einem Problem: Eine Lehrerin hatte einen Unfall und ist nun für längere Zeit krankgeschrieben. Eine andere Lehrerin befindet sich gerade im Mutterschutz. Gleichzeitig hatte das Schulamt die eigentlich für unsere Grundschule vorgesehene Vertretungslehrerin aus Pullach abgezogen und an der Grünwalder Grundschule eingesetzt, weil dort wiederum die Lehrkraft einer ersten Klasse ausgefallen war. Und die ersten sowie vierten Klassen haben bei der Besetzung von Lehrerstellen nun einmal Vorrang. Dadurch mussten unsere Grundschullehrerinnen das Fehlen gleich zweier Lehrerinnen ausgleichen. Wie Sie sich vorstellen können, war das kaum zu meistern. Unsere Rektorin, Edeltraud Ullrich, musste eine Klasse vorübergehend sogar aufteilen.

Anders als in den Vorjahren waren zum zweiten Halbjahr nämlich keine zusätzlichen Vertretungslehrer eingestellt worden, die als sogenannte Mobile Reserven an den Schulen aushelfen. Zwar hatte das Kultusministerium die Mobilen Reserven zu Schuljahresbeginn  um 20 auf 2400 Vollzeitstellen bayernweit aufgestockt, dennoch kommt es im gesamten Landkreis an den Grundschulen immer wieder zu Engpässen.

Trotzdem kann ich Ihnen erst einmal die beruhigende Mitteilung machen: Mittlerweile haben Schulamt und Schulleitung mit Unterstützung der Eltern mit großem Aufwand und vielen Telefonaten eine neue Ersatzkraft für Pullach organisiert: Eine Lehrerin hat sich bereit erklärt, vorzeitig aus dem Mutterschutz zurückzukehren. Die Lage an unserer Grundschule bleibt aber angespannt. Denn im Sommer geht eine weitere Lehrerin in den Mutterschutz.

In diesem Schuljahr hat das Kultusministerium noch alle Stellen besetzen können und für alle  in den Ruhestand eintretenden Grundschullehrerinnen und -lehrer einen Ersatz gefunden – doch das offensichtlich nur mit Mühe und Not: etwa durch die Zweitqualifizierung von Realschul- und Gymnasiallehrern, durch die Beschäftigung von Pensionisten und mithilfe von Bewerbern aus benachbarten Bundesländern. Die Schülerzahlen in Bayern steigen derzeit schneller, als neue Grundschullehrerinnen und -lehrer nachkommen. Im Schulamt geht man davon aus, dass erst in drei bis vier Jahren genug Grundschullehrerinnnen und -lehrer ihre Ausbildung abgeschlossen haben werden, um diese Lücke zu schließen. Dieser Zustand ist alarmierend, denn Studien zeigen: Je jünger die Kinder, desto wichtiger die Bildung.

Was also können wir als Gemeinde bis dahin tun? Die Antwort auf meine Frage ans Schulamt lautete: bezahlbaren Wohnraum schaffen und diesen für Grundschullehrerinnen und -lehrer zugänglich machen. Laut Schulamt sind München und der Landkreis nämlich besonders vom Lehrermangel betroffen. Auch sei die Fluktuation hier äußerst hoch. Denn der Landkreis ist zwar sehr attraktiv, aber eben auch sehr teuer. Die Mieten sind mit einem Grundschullehrer-Gehalt kaum zu stemmen.

Auch aus diesem Grund, liebe Pullacherinnen und Pullacher, bin ich über den Ausgang der Bürgerentscheide im Februar sehr froh. Mit den gemeindeeigenen Wohnungen werden wir für zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum sorgen, der auch „Normalverdienern“ wie Grundschullehrerinnen und -lehrern zur Verfügung stehen soll. Darum überlegen wir, die allgemeinen Vergabe-Richtlinien dementsprechend anzupassen und beispielsweise die von den Bewerbern vorausgesetzte Arbeitszeit in Pullach von acht auf zwei Jahre zu senken und Ausnahmeregelungen für bestimmte Berufsgruppen zu schaffen.

Nur wenn es in unserer Gemeinde genug Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer gibt, bleibt Pullach auch für Familien attraktiv. Und das ist unser Ziel, denn unsere Familien halten unsere Gemeinde lebendig.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

10. Mai 2018