Im Mai 2019 haben wir das Projekt „Blühendes Pullach“ ins Leben gerufen. In der Zwischenzeit waren wir sehr fleißig und haben diverse gemeindliche Grünflächen in gemeindliche „Blühflächen“ verwandelt. Circa 30.000 Quadratmeter artenreiche Blühwiesen haben im Frühjahr und Sommer nun dort Insekten, Vögel, aber auch das menschliche Auge erfreut, wo vorher größtenteils artenarme Rasenflächen heimisch waren. Es blühte, es summte, es brummte bereits fleißig am Grundelberg, beim Altenheim, am Bahnhofsvorplatz über der Tiefgarage, im Birkenwäldchen, am Jakobusplatz, an der Anton-Köck-Straße, an der Wolfratshauser Straße, beim Friedhof, im Bereich der IEP-Zentrale und am Wöllner Bergl. Bis sich eine Blühwiese voll entwickelt hat, dauert es jedoch meistens zwei bis drei Jahre.
Mit beginnendem Herbst wurden in den vergangenen Wochen wieder viele Flächen gemäht. Dabei wurden bewusst „Teilflächen“ stehen gelassen. Dies ist keiner Schlampigkeit oder Ersparnis geschuldet. Vielmehr lehrt uns die Forschung, dass viele Wildbienen und andere Insekten auf und in vertrockneten Stängeln von Blumen und Gräsern überwintern. Außerdem haben einige Blumen dadurch noch die Möglichkeit ihre Samen komplett auszureifen und auf der Fläche zu belassen, um im nächsten oder – je nach Art – im übernächsten Jahr wieder zu keimen. Zu guter Letzt profitieren sogar Vögel, wie beispielsweise der Distelfink (Stieglitz) von dem Nahrungsangebot an Samen im Winter.
Mein Ziel für die kommenden Jahre ist es, die Blühflächen zu erweitern. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Neuanlage von Grünflächen sowie auf den Umbau von Bestandsflächen und den Erhalt von Biotopen gelegt. In diesem Zuge ist auch die Schaffung neuer „Habitatstrukturen“ geplant. Gemeint sind damit Insektenhotels, Feucht- und Trockenhabitate für Amphibien und Reptilien, Totholz für Insekten und Vögel sowie Strauchgürtel für Vögel, Insekten und Säugetiere.
Überraschend sind die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen die besagen, dass sich die Populationen von Wildbienen in der Stadt um 30% besser entwickelt haben als auf dem Land. Das liegt vor allem am Einsatz der Bürger, die auf ihren Balkonen oder in ihren Gärten weniger Insektizide verwenden und selbst durch kleinflächige Strukturen zu einer Vernetzung der Habitate beitragen.
„Jeder Quadratmeter zählt“!
Auch unser dringendes Anliegen ist, dass es nicht bei guten Beispielen der Gemeindeverwaltung bleibt. Denn die Lage ist ernst: Wir stehen aktuell bei einem Verlust von 75 Prozent der Gesamtmasse an Insekten. Die Hauptursachen für das Insektensterben liegen im Wegfall von Lebensraum und im Einsatz von Pestiziden. Wenn wir die Artenvielfalt in Pullach also bestmöglich unterstützen wollen, müssen wir alle gemeinsam neue Lebensräume schaffen.
Blühende Privatgärten
Dafür haben wir im Rahmen unseres Klimaschutzprogramms attraktive Anreize für private Gärten geschaffen. Sowohl die Erstanlage artenreicher Blühflächen (bis zu 3.000 € + Förderung der Planung und Beratung), als auch die Umwandlung bestehender, artenarmer Gartenflächen (bis zu 2.000 € + Förderung der Planung und Beratung) unterstützen wir mit erheblicher finanzieller Beteiligung.
Informieren Sie sich gerne hier über die Details unseres neuen Klimaschutzprogramms oder kontaktieren Sie unsere Kolleginnen und Kollegen der Abteilung Umwelt unter 089/744 744-400 oder umwelt@pullach.de.
Bestäubung als Wirtschaftsfaktor
Hätten Sie es gewusst? Die Wirtschaftsleistung der Bestäubung von Nutzpflanzen lässt sich mit circa vier Milliarden Euro pro Jahr beziffern. Das Thema ist also bei weitem nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Artenvielfalt, sondern auch wirtschaftlich äußerst relevant.
Wenn wir uns also als Gemeinde für den Artenschutz engagieren, dann tun wir in jeder Hinsicht etwas Gutes. Wir hoffen, Sie sind dabei – auf dass es im kommenden Sommer in ganz Pullach nur so summt und brummt!
Es grüßt Sie herzlich!
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin