“Wo sind meine Schlüssel?” – Themenabend Demenz

Im Rahmen des Projekts „Selbstbestimmt leben mit Demenz in Pullach – Wege gemeinsam gehen“ fand am Mittwoch, 10. Mai 2017 ein Themenabend im Bürgerhaus statt. Der große Saal war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Etwa 160 interessierte Pullacherinnen und Pullacher erschienen, um sich die Vorträge zweier Referenten anzuhören. Der Themenabend fand im Rahmen der Aktionswoche “Zu Hause daheim” des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration statt.

Die Erste Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund berichtete nach ihrem Grußwort zunächst über die Hintergründe, warum sich die Gemeinde für das Projekt entschied, und was zukünftig in der Gemeinde im Bereich Demenz geschehen wird:

Pullach ist im Vergleich zu anderen Landkreisgemeinden überdurchschnittlich betagt – jeder Vierte ist bereits 65 Jahre und älter, Tendenz steigend. Die Zahl der Menschen mit einer Erkrankung in Pullach liegt nach wissenschaftlichen Schätzungen bei über 200 Personen. Trotz der zahlreichen Freizeit-, Bildungs-, Sport- und Hilfsangebote für Senioren gibt es jedoch vor Ort kaum spezialisierte Angebote für Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen. Gemeinsam mit Experten der Seniorenarbeit und Bürgern sollen nun unter der Federführung des Sozialplanungsinstitut AfA und der Familien- und Seniorenbeauftragten Isabel Gruber für Pullach passende Maßnahmen und Angebote entwickelt werden, um eine Umgebung zu schaffen, in der Demenzkranke am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und in Würde leben können.

Susanna Tausendfreund stellte die beiden Referenten vor:

Die Autorin Helga Rohra ist selbst an Demenz erkrankt. Als Demenzaktivistin setzt sie sich für die Rechte und Belange von Menschen mit Demenz ein. Durch ihren emotionalen Auftritt machte sie Erkrankten und Angehörigen Mut, „das zu schätzen, was noch da ist!“.

Prof. Dr. Hans Förstl, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am TU-Klinikum Rechts der Isar zeigte in seinem kurzweiligen Vortrag über Prävention auf, dass ein gesunder Lebensstil einer Demenzerkrankung durchaus entgegenwirken kann: viel Bewegung, nicht Rauchen, Alkohol in Maßen und v.a. soziale Kontakte. Er appellierte auch an die heutige Mediengesellschaft, sich an der Vergangenheit zu orientieren, in der man den Alltag aktiver gestaltete. Als Beispiel nannte er das immer mehr verbreitete Online-Shopping während in der Vergangenheit aktive Stadtbesuche und Bummeln an der Tagesordnung waren.

Die Informationsstände im Foyer, an denen sich Beratungsstellen, Einrichtungen, die Bücherei und die Volkshochschule präsentierten, fanden regen Zulauf. Kontakte wurden geknüpft und auch zwischen den Anbietern wurden mögliche Kooperationen und gemeinsame Projekte diskutiert. Die große Anzahl der Besucher und persönlicher Gespräche im Anschluss zeigt Interesse an einem Thema, dass auch in Zukunft in Anbetracht der demographischen Entwicklung in Pullach eine große Rolle spielen wird.

Die Referenten Prof. Dr. Hans Förstl, Helga Rohra, Sabine Wenng,
Erste Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund und Isabel Gruber (Gemeinde Pullach)
Foto: Gemeinde Pullach