Mehr als 400 Trauergäste erwiesen unserem Gemeinderat Eduard Floß die letzte Ehre

In dieser Woche haben wir Abschied genommen von einem Menschen, ohne den sich viele Pullach gar nicht recht vorstellen können und mögen: Eduard Floß.Ich bin mit dem Namen aufgewachsen. Die Bäckerei Floß am Kirchplatz gehörte einfach dazu. Dass sein Vater, der ebenfalls Eduard hieß, den Laden der Geschwister Scherer 1956 übernommen hatte, wusste ich von meinen Eltern. Hier holte man Semmeln für‘s Wochenende, Kuchen, Brot oder Butterbrezn. Mehr als 60 Jahre lang. Damals wie auch heute noch im Sprachgebrauch verbreitet, gingen die Leute ins „Dorf“ zum Einkaufen und die Bäckerei Floß lag immer auf dem Weg. Es gab hier auch stets Neuigkeiten. Eduard Floß selbst hat einmal gesagt: Halb Pullach sei bei ihm Kunde gewesen. Ich denke, da hatte er sich verschätzt. Es zählten mit Sicherheit mehr Pullacherinnen und Pullacher zu seinen Kunden als lediglich die Hälfte.

Der Gemeinderat zum Beispiel, der sich schon während der Sitzungen auf die Brotzeit vom „Edi“ danach freute. Ich kenne sogar Gäste aus dem Norden der Republik, die unsere Gemeinde nie ohne einen riesigen Tiefkühl-Vorrat an Floß-Semmeln verließen. Weil sie eben so außerordentlich gut waren.

Dass sein Backwerk so beliebt war, hat viel mit seiner Persönlichkeit zu tun. Mit seinem Verständnis von Berufsehre: Er setzte auf echtes, ehrliches Handwerk, auf gute Zutaten. Und wer sich einmal mit ihm über das Backen und über seine Semmelanlage aus der Halleschen Bäckereimaschinen- und Ofenfabrik unterhalten hat, der weiß auch, wie viel Liebe er in seine Arbeit steckte.

Dabei wollte er den elterlichen Betrieb gar nicht übernehmen, er hatte in München Lebensmitteltechnologie studiert. Doch nach dem schmerzhaften Verlust seines Zwillingsbruders und seines Vaters übernahm er die Bäckerei 1984 dann doch. Er war ein sehr verantwortungsvoller Mensch. Traditionsbewusst und fortschrittlich. Als er den Familienbetrieb im Herbst 2017 an die Lokalbäckerei Brotzeit übergab, hielt er sich mit klugen Ratschlägen zurück, sondern freute sich über den „frischen Wind“, der jetzt in die Backstube einziehen würde.

Eduard Floß war sehr bescheiden. Auch als Kommunalpolitiker im Gemeinderat, dem er seit 2002 angehörte, oder als Dritter Bürgermeister zwischen 2008 und 2014 stellte er sich öffentlich nie in den Mittelpunkt. Eine wohl durchdachte Meinung hatte er dennoch immer und er vertrat sie auch. Aber ich habe nie ein lautes Wort von ihm gehört, ihn nie unfreundlich erlebt. Und allen begegnete er auf Augenhöhe. Das schätzten nicht nur die anderen Gemeinderatsmitglieder an ihm, sondern auch meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus.

Wie sehr Eduard Floß unserer Gemeinde fehlen wird, war auf der Trauerfeier in dieser Woche zu spüren. Mehr als 400 Trauergäste, liebe Pullacherinnen und Pullacher, haben ihm die letzte Ehre erwiesen. Es war für uns alle ein schwerer Gang. Viele von Ihnen wissen, wie sehr sich Eduard Floß auf seine neue Freiheit gefreut hat, auf die Reisen und Unternehmungen mit seiner Familie. Ihr gilt mein tiefes Mitgefühl.

Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

19.06.2018