Trauer um “Radl-Doktor” Eduard Palik

Auf Eduard Palik verzichten zu müssen, fällt schwer. Auch ich erinnere mich mit großer Dankbarkeit an unseren Edi. Wir erinnern uns an einen Charakterkopf, immer aufrichtig, immer fordernd und kritisch, manchmal stur, manchmal sogar etwas mürrisch, aber immer liebenswert. Wie hat er sein Pullach geliebt, seine Familie, das kuschelige, das gemütliche Siedlerhaus in der Gistlstraße. Wir erinnern uns, wie er sich eingesetzt hat für die Gemeinschaft. Wir erinnern uns an sein unermüdliches Engagement für seine Siedlung, für die Feuerwehr und für die Partnerschaft mit Baryschiwka und Beresan in der Ukraine. Sein Engagement bleibt unvergessen.

Denn Eduard Palik hat sich auf eine ganz besondere Weise für das eingesetzt, was ihm wichtig war. Das war auch das, was für unsere Gemeinde wichtig war. Hervorheben möchte ich sein Engagement für die Partnerschaft mit der Ukraine. Er war Gründungsmitglied unseres Partnerschaftenvereins und viele Jahre aktiver Vorstand. Was ihn besonders bekannt machte, war seine Arbeit in der Radl-Werkstatt: Gemeinsam mit Ludwig Öttl reparierte er mehr als 20 Jahre lang hunderte Fahrräder und machte sie fit für den Transport in die Ukraine. Und das noch bis vor wenigen Jahren.

Wie viele es genau gewesen sind? Mehr als 1600 Fahrräder waren es auf alle Fälle! Und für jedes einzelne Fahrrad, das in den Partnerlandkreis Baryschwika und die Stadt Beresan transportiert worden ist, hat er alles gegeben, Fachkenntnis und vor allem viel Liebe fürs Detail.

Das brachte Eduard Palik, gemeinsam mit Ludwig Öttl, den Titel „Radl-Doktor“ ein. Doch auch die Bewohner des Hauses am Wiesenweg griffen gerne auf das Können der „Radl-Doktoren“ zu. Sie kümmerten sich um alles, was rollt, also auch um Gehhilfen und Rollstühle. Die Freundschaftstransporte, mit denen so viele nützliche Dinge in die Ukraine transportiert werden, gehörten von Anfang an – und natürlich auch für Eduard Palik – zum Kern der Partnerschaft. In Baryschiwka und Beresan war der Einsatz von unserem „Radl-Doktor“ Eduard Palik so geschätzt, dass sie ihn zum Ehrenbürger ernannten.

Edi Palik war oft in Baryschiwka. Manchmal drei Mal im Jahr. Mit der Freiwilligen Feuerwehr, mit dem Siedlerverein zusammen mit seiner Frau, oder im Auftrag der Gemeinde mit dem Partnerschaftenverein. Er reiste eigentlich immer mit dem Linienbus und hat die weite Strecke von 2.000 Kilometern jedes Mal aufs Neue auf sich genommen. 2010, zum 20-jährigen Bestehen der Partnerschaft, hat er sich um den Maibaum in der Ukraine gekümmert. Er wurde zum Partnerschaftsjubiläum aufgestellt. Und Eduard Palik hat dafür gesorgt, dass er in Form und Aussehen seinem bayerischen Vorbild gleicht.

Wenn er bei seinen Freunden in Baryschiwka war, wohnte er immer bei Mykola Polusmak und seiner Familie, gute Freunde der Paliks, seit fast 30 Jahren. Aus Baryschiwka erreichte uns Trauerpost, die von großer Bestürzung über den Tod von Edi Palik geprägt ist. Sie ist unterschrieben von allen politisch und privat wichtigen Menschen unserer Partnerschaft und der Familie Palik.

Sie erinnert gemeinsam an Eduard Palik als guten Freund, an den Menschen mit einer freundlichen Seele und einem offenen Herzen und an den Ehrenbürger von Baryschiwka. Sie erinnern an Edi Palik als den „Meister der goldenen Hände“, der tausenden von Rädern ein neues Leben eingehaucht hat, die im Alltagsleben der Menschen in Barischiwka, Beresan und in den Dörfern helfen. Und sie erinnert an den wunderbaren Maibaum, der nun Symbol für das Andenken an Eduard Palik geworden ist. Leider war es nicht möglich, dass ein offizieller Vertreter aus Baryschiwka heute hier ist. Die unbeschreibliche Trauer und die Anteilnahme aus Baryschiwka darf ich aber stellvertretend hier und heute überbringen.

In Pullach würdigten wir Eduard Paliks großen ehrenamtlichen Einsatz mit mehreren Ehrungen, zuletzt mit der goldenen Ehrennadel der Gemeinde, die wir ihm 2015 verleihen durften. Vom Landkreis München, verliehen durch Landrat Christoph Göbel, erhielt Eduard Palik im Jahr 2016 zusammen mit Ludwig Öttl die Ehrung des Landkreises für besondere soziale Belange.

Auch über seinen Einsatz hinaus erinnere ich mich sehr gerne an Eduard Palik. Denn er hatte eine humorvolle Art, die einem im Gedächtnis bleibt. „Früher, da haben die Leut‘ in Pullach noch getanzt.“

An diesen Satz erinnere ich mich gerne, ich habe ihn im Ohr und er hatte ja auch recht. Vom Tanzen und wie er seine Frau kennen und lieben lernte, hat er oft erzählt. Das führt mich zu Ihnen, liebe Frau Palik. 2013 haben Sie und Ihr Mann Ihre Diamantene Hochzeit gefeiert. Und vor gar nicht so langer Zeit war ich zum Gratulieren bei Ihnen in Ihrem gemütlichen Haus und im Kreis der Familie. Das ist mir noch lebhaft in Erinnerung. Ebenso die Auszeichnung mit der goldenen Ehrennadel, die ich auch Ihnen 2015 überreichen durfte – für ihr jahrzehntelanges Ehrenamt in der Siedlervereinigung.

Liebe Frau Palik, liebe Angehörige, liebe Trauergäste, auf Eduard Palik verzichten zu müssen, fällt uns allen schwer. Ganz besonders wünsche ich Ihnen, liebe Familie Palik, viel Kraft in dieser schweren Zeit. Heute sind viele Freunde, Bekannte und Wegbegleiter zusammengekommen, um sich gemeinsam zu verabschieden und noch einmal an einen ganz besonderen Menschen zu erinnern.

Ich hoffe, dass wir dadurch ein wenig Ihren Schmerz lindern können. Wir stehen Ihnen so gut es geht bei. Und wir erinnern gemeinsam an Eduard Palik. Die Gemeinde und wir alle persönlich verdanken ihm sehr viel! Wir behalten ihn in besonderer Erinnerung, so besonders, wie er eben war.

Rede zur Trauerfeier am 25. Juni 2019