Nach einer dreijährigen Pause gab es am Freitag, dem 12. Januar 2024, endlich wieder einen festlichen Neujahrsauftakt im Bürgerhaus. In Anwesenheit von etwa 500 Gästen wurde das herausragende Pullacher Ehrenamt gewürdigt. Besondere Anerkennung erhielten Eleonore Tschaffon und Heinrich Fischer, die mit der PULLACHER EHRENNADEL ausgezeichnet wurden.
Die Rede der Ersten Bürgermeisterin steht hier für Sie zum Nachlesen bereit.
Einen wunderschönen guten Abend miteinander. Ich wünsche Ihnen allen ein frohes, friedvolles und gesundes neues Jahr.
Herzlich willkommen zum Neujahrsempfang der Gemeinde Pullach, liebe Gäste. Wie schön, dass wir nach dreiJahren pandemiebedingter Pause wieder in diesem großen und feierlichen Rahmen hier im Bürgerhaus zusammenkommen können.
Auch im Namen aller Mitglieder des Gemeinderates freue ich mich, dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind.
Herzlich begrüßen möchte ich Sie auch im Namen unserer beiden Kirchengemeinden, die heute durch Herrn Pfarrer Wolfgang Fluck und Herrn Pfarrer Martin Zöbeley vertreten sind.
Besonders willkommen heißen darf ich unsere Altbürgermeisterin und Ehrenbürgerin Sabine Würthner, unseren Altbürgermeister Dr. Stefan Detig mit seiner Frau Dr. Kamelia Detig-Karlou, unseren Ehrenbürger Erwin Deprosse mit seiner Frau Karin sowie den stellvertretenden Landrat Christoph Nadler und seine Frau Maria.
Wenn ich mich hier im Saal umsehe, blicke ich ausschließlich in Gesichter von Menschen, die unser Gemeindeleben in unterschiedlichster Art und Weise mitgestalten und bereichern. Ein herzliches Dankeschön für dieses Engagement. Ihnen allen ist dieser Abend gewidmet.
Insbesondere gilt das für die zahlreichen Ehrenamtlichen, die mit ihrer großen Einsatzbereitschaft Pullach zu einem so lebenswerten Ort machen. Stellvertretend stehen heute Lore Tschaffon und Heinrich Fischer später noch auf der Bühne.
Lassen Sie uns zu Beginn des Abends auch an alle diejenigen denken, die leider nicht mehr mit dabei sein können. Darunter ist unser erst vor wenigen Wochen verstorbener Altbürgermeister und Ehrenbürger Ludwig Weber sowie unser Altbürgermeister Jürgen Westenthanner, der im Frühjahr 2022 sein Leben verloren hat. Umso herzlicher möchte ich ihre Ehepartnerinnen Martina Weber und Sophie Westenthanner begrüßen.
Ludwig Weber und Jürgen Westenthanner haben für unsere Gemeinde Großes geleistet und sich in vielerlei Hinsicht verdient gemacht. Ihnen zu Ehren bitte ich Sie, sich für eine Gedenkminute von den Plätzen zu erheben.
Gedenkminute
Vielen Dank! Wir werden das Andenken an die beiden hochgeschätzten Persönlichkeiten weiterhin in Ehren halten.
Lassen Sie uns jetzt die Gospelsterne unter der Leitung von Eric Bond hören. Als Komponist, Produzent und Chorleiter wird Eric Bond auch „Vater des deutschen Gospels“ genannt.
Gemeinsam mit seinen Chören setzt er sich für die gute Sache ein, gibt Benefizkonzerte und engagiert sich für ein gutes Miteinander an Schulen. Der Pullacher Gospelchor erzählt mit seinen Liedern, wie Gutes und Hoffnungsvolles gelingen kann und sendet nun einen musikalischen Gruß für ein gutes neues Jahr, das von Frieden und Harmonie geprägt sein soll. Wir freuen uns auf die Stücke „Leuchtender Stern“, „Friedenslied“ und „Miteinander“, von Chorleiter Eric Bond und Texterin Jutta Hager.
Liebe Gäste,
vier Jahre sind vergangen, seit wir uns das letzte Mal hier zum Neujahrsempfang versammelt haben. Eine lange Zeit mit vielen einschneidenden Ereignissen, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind. Einige davon will ich herausgreifen.
Kurz nach dem letzten Neujahrsempfang 2020 hat die Corona-Pandemie unser Gesundheitssystem an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht und unseren Alltag von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt.
Von der schnellen Einrichtung eines Einkaufsdienstes für Risikogruppen oder der Näh-Aktion von Schutzmasken bis hin zur Realisierung von Teststationen und Impfmöglichkeiten im weiteren Verlauf der Pandemie: Diesen bis dahin unbekannten Herausforderungen konnten wir nur mit dem erheblichen Sondereinsatz unseres Gemeindepersonals und der Unterstützung von unzähligen helfenden Händen aus dem Ort gerecht werden und diese schwierige Zeit gemeinsam meistern.
Einmal mehr wurde dabei das große soziale Engagement deutlich, dass unser Pullach auszeichnet und zusammenhält. Dafür bedanke ich mich nochmals bei allen Helferinnen und Helfern.
Kaum war der Höhepunkt der Pandemie überschritten startete Russland im Februar 2022 den brutalen Angriffskrieg auf die Ukraine, der bis heute anhält. Ein Krieg in diesem Ausmaß in Europa im 21. Jahrhundert – das hatten die wenigsten für möglich gehalten. Noch heute fühlen sich die eindrücklichen Schilderungen der Überfälle und andauernden Angriffe, von denen unsere Freundinnen und Freunde aus Baryschiwka und Beresan berichten, für uns surreal an.
Seither unterstützen wir die Menschen in der Ukraine zusammen mit dem Partnerschaftenverein auf verschiedenen Wegen, zum Beispiel mit Hilfslieferungen in die Krisenregion oder der Unterbringung und Integration der hier angekommenen Geflüchteten. Mein Dank gilt hier dem außerordentlichen Engagement aller Beteiligten.
Mit dem Angriff der radikalislamischen Terrorgruppe Hamas auf Israel am 7. Oktober und seinen weitreichenden Auswirkungen hat auch der Nahost-Konflikt schlagartig eine neue Dimension erreicht, die unsere Welt erschüttert. Dem nun hochkochenden Antisemitismus müssen gerade wir in Deutschland aufgrund unserer historischen Verantwortung entschlossen entgegentreten.
Dazu gehört die Besinnung auf unsere demokratischen Werte, die im deutschen Grundgesetz verankert sind. 2024 wird das Grundgesetz 75 Jahre alt – für uns eine vergleichsweise lange Zeit des Friedens und der Freiheitsrechte, die in dieser Welt nicht selbstverständlich sind. Ein Anlass zu feiern. Gleichzeitig aber auch eine Aufforderung, das immerwährend „zarte Pflänzchen Demokratie“ weiterhin zu hegen und zu pflegen, zu verteidigen und für die Grundrechte der Menschen einzustehen.
Eine Gelegenheit dafür ist die Wahrnehmung des Wahlrechts. Bei der anstehenden Europawahl im Juni können wir mit unseren Stimmen dem überall zu beobachtenden Erstarken von demokratiefeindlichen und rechtsextremen Akteuren entgegenwirken. Jede Stimme zählt!
Dabei dürfen sich nun auch die Jüngeren angesprochen fühlen, denn das Wahlalter bei den Europawahlen ist in Deutschland und anderen europäischen Ländern auf 16 Jahre gesenkt worden.
Eine aktive Teilnahme der Jugend an der Gemeindepolitik und Angebote für ihre Interessen sind uns großes Anliegen. Groß war deshalb meine Freude über die positive Resonanz bei der Jugendbürgerversammlung und über die Wahl des neuen Jugendparlaments, das heute Abend ebenfalls vertreten ist. Vielen Dank für euren Einsatz und die gute Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring.
Zur Besinnung auf die demokratischen Werte gehört auch die Pflege unserer kommunalen Partnerschaften und das Wachhalten der historischen Zusammenhänge.
Nur ein Jahr nach dem Elysée-Vertrag wurde 1964 die Partnerschaft mit Pauillac in Frankreich begründet. Das war eine Zeit, zu der es kaum möglich erschien, die langwährende Erbfeindschaft zu überwinden und sich nach den deutschen Gräueltaten im 2. Weltkrieg die Hände zur Versöhnung zu reichen. Seitdem sind enge Bande geknüpft worden, die wir in diesem Jahr zum 60-jährigen Jubiläum feiern werden.
Nur ein Jahr nach dem Fall der Berliner Mauer und des „eisernen Vorhangs“ wurde 1990 die Partnerschaft mit dem ukrainischen Rayon Baryschiwka besiegelt. Hier spielte neben der Überwindung des Ost-West-Konflikts ebenfalls die Aussöhnung nach dem 2. Weltkrieg und die geschichtliche Aufarbeitung des von Hitler-Deutschland ausgehenden Völkermords in der Ukraine eine wichtige Rolle.
Im kommenden Jahr werden wir das 35-jährige Jubiläum begehen und hoffen, dass dies in friedlicheren Zeiten geschehen kann. Jetzt steht die Hilfe für unsere Partner und die Sorge um die Menschen im Vordergrund – verbunden mit dem Wunsch, mit beiden Partnerschaften im Kleinen dazu beizutragen, dass sich die demokratischen Werte weltweit durchsetzen.
Im Gegensatz zu den unerwarteten Krisen der jüngsten Vergangenheit beschäftigt uns eine weitere globale Herausforderung mit immenser Tragweite schon lange.
Während die Corona-Krise ihre Dramatik abgeschwächt hat und wir die Hoffnung nicht verlieren, dass in den Krisenregionen schnellstmöglich wieder Frieden einkehrt, wird der Klimawandel uns und die nachfolgenden Generationen dauerhaft vor große Aufgaben stellen.
Bereits beim letzten Neujahrsempfang habe ich den Klimaschutz neben den sozialen Themen als zentrale Herausforderung des damals anstehenden Jahrzehnts genannt. Die Auswirkungen des Klimawandels schienen in Deutschland lange weit weg, sie werden aber auch hier immer spürbarer.
Das Thema ist endlich dort angekommen, wo es aufgrund seiner umfassenden Relevanz hingehört: In der Mitte der Gesellschaft. Jede und jeder von uns ist von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, trägt aber auch seinen eigenen Anteil daran und steht damit in der Verantwortung, sein Handeln zu überdenken und anzupassen.
Diese Verantwortung nimmt die Gemeinde Pullach schon lange sehr ernst. Unser Klimaschutzkonzept ist die Grundlage für die umfangreichen und vielseitigen Maßnahmen mit dem Ziel, dass Pullach schnellstmöglich klimaneutral wird. Darunter fallen zahlreiche Fördermöglichkeiten für alle Bürgerinnen und Bürger und die Fokussierung auf erneuerbare Energien.
Mit unserer kommunalen Wärmeplanung, die den Ausbau der Geothermie zum fast vollständigen Anschluss aller Gebäude bis 2027 vorsieht, nehmen wir deutschlandweit sogar eine Vorreiterrolle ein. Außerdem forcieren wir den Ausbau der regenerativen Stromerzeugung mit unserer Solar-Offensive und den geplanten Windrädern im Forstenrieder Park.
So unterschiedlich die Krisen und die damit verbundenen Herausforderungen unserer Zeit auch sein mögen, so haben sie doch eines gemeinsam: Wir können sie nur zusammen meistern.
Hierzu bedarf es Menschen, die global denken und lokal handeln, die sich solidarisch zeigen und tatkräftig engagieren, die sich gegenseitig unterstützen und füreinander einstehen. Dass mit Ihnen heute so viele dieser Menschen im Bürgerhaus zusammengekommen sind, lässt mich optimistisch in die Zukunft blicken.
Und so freue ich mich auf einen ausgelassenen Abend und den Austausch mit Ihnen.
Ehrungen:
Sehr geehrte Gäste,
wir kommen nun zu den Ehrungen. Das Ehrenamt in Pullach ist außergewöhnlich umfassend: Mehrere hundert Menschen, meist organisiert in den 70 Vereinen, setzen sich für die Allgemeinheit ein und bereichern das Leben in unserer Gemeinde enorm. Sehr viele der Angebote, die Pullach so attraktiv und lebenswert machen, wären ohne unsere Ehrenamtlichen nicht möglich. Dieses Engagement wollen wir heute würdigen, indem wir zwei von ihnen die PULLACHER EHRENNADEL verleihen.
Und mit „wir“ meine ich auch den Zweiten Bürgermeister Dr. Andreas Most, die Dritte Bürgermeisterin Conni Zechmeister sowie meinen weiteren Stellvertreter und Vereinsreferenten Holger Ptacek. Bitte kommt doch zu mir hoch!
Beginnen möchten wir mit Eleonore Tschaffon, die ich mit einem Applaus auf die Bühne bitte.
Das außergewöhnliche Trachtlerleben von „Lore“ begann schon als junges Mädchen. Damals war sie sogar Schützenliesl beim 1. Oberbayerischen Schützenfest in Murnau. 1953 trat sie dann in den Trachtenverein „Falkenstoana Stamm“ ein.
1986 wurde Eleonore Tschaffon Gründungsmitglied unseres Pullacher Trachtenvereins, „D´Hochleitner Pullach e.V.“. Von ihrer jahrelangen Erfahrung und der ihres verstorbenen Ehemanns Albert profitiert der Verein bis heute.
Frau Tschaffon war unter anderem maßgeblich daran beteiligt, dass die Tracht angeschafft wurde. Auf das Erlernen und Bewahren von Brauchtum und Tradition und die korrekte Ausführung der Tänze und Plattler legte sie besonderen Wert. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass sie einen großen Anteil am Erfolg des vielfach ausgezeichneten Trachtenvereins hat, der erst kürzlich den Weltmeistertitel im Schuhplattel´n und Dirndldrah´n nach Pullach geholt hat – und das bereits zum dritten Mal.
Eleonore Tschaffon hielt dem Verein immer den Rücken frei, repräsentierte ihn mit viel Herzblut und half bei der Organisation aller Termine, Auftritte und Feste.
„Lore“ ist die gute Seele des Pullacher Heimat- und Trachtenvereins. Für ihre großen Verdienste wurde sie vom Verein zum Ehrenmitglied ernannt.
Liebe Frau Tschaffon, es ist mir eine große Ehre, Ihnen heute Abend die Pullacher Ehrennadel zu überreichen. Ich danke Ihnen für Ihr langjähriges, ja 70-jähriges Engagement – und hoffe, dass wir Sie noch oft mit schickem Schalk bewundern dürfen.
Übrigens: Ich bin sehr stolz, dass „D´Hochleitner“ unsere Gemeinde am 2. Juni 2024 auf der Landesgartenschau in Kirchheim repräsentieren. Dort werden sie im Park-Pavillon ihr Können mit Ihrem Weltmeister-Plattler, dem Kronentanz und vielem mehr zeigen.
Ich fahre fort mit Heinrich Fischer, den ich nun ebenfalls mit einem herzlichen Applaus auf die Bühne bitte.
Auch Heinrich Fischer kann auf ein langes ehrenamtliches Engagement zurückblicken. Seit 27 Jahren ist er bereits Mitglied der Soldatenkameradschaft Pullach. Im Oktober 2014 hat er den Vorsitz übernommen und zuvor die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Vereins im Mai 2014 tatkräftig vorangetrieben. Seither engagiert sich Heinrich Fischer regelmäßig bei diversen Veranstaltungen sowie Gedenk- und Feiertagen in unserer Gemeinde, wie Fronleichnam, Allerheiligen und dem Volkstrauertag.
Neben der tatkräftigen Unterstützung bei der Organisation sind seine inspirierenden Gedanken und sein umfassendes historisches Wissen, an denen er uns in seinen Reden teilhaben lässt, stets eine große Bereicherung.
Heinrich Fischer trägt mit seinem Einsatz maßgeblich dazu bei, wichtige Erinnerungen am Leben zu erhalten. Wir bewahren mit seiner Hilfe das Andenken an alle Opfer von Krieg, Vertreibung, Verfolgung und Gewaltherrschaft, von denen es leider nach wie vor viel zu viele gibt.
Die große Einsatzbereitschaft von Heinrich Fischer zeichnet sich auch durch seine Aktivität in einem ganz anderen Bereich aus. So ist er Vorstand und ausgebildeter Übungsleiter der Vitalsportgemeinschaft Pullach i. Isartal. Im ehemaligen „Versehrtensportverein Gruppe Pullach“, der zum 40-jährigen Bestehen 2015 in „Vitalsportgemeinschaft“ umbenannt wurde, ist er seit 2013 Mitglied. In seiner Funktion hat Heinrich Fischer unter anderem 2016 die Kooperation mit der Volkshochschule (vhs) Pullach ins Leben gerufen und das Gesundheitstraining und den Rehabilitationssport deutlich ausgeweitet. Hier leitet er auch selbst die Kurse.
Für seinen besonderen ehrenamtlichen Einsatz im Gesundheits- und Pflegebereich wurde Heinrich Fischer am 25. Oktober vom Freistaat Bayern mit dem „Weißen Engel“ ausgezeichnet.
Lieber Heinrich, es ist mir eine große Ehre, Dir heute Abend nun auch die Pullacher Ehrennadel zu überreichen. Ich danke Dir für das große und vielfältige Engagement für unseren Ort.
12.01.2024