Rede Susanna Tausendfreund, Neujahrsempfang 2015

Ich freue mich, dass Sie unserer Einladung so zahlreich gefolgt sind. Herzlich willkommen beim 26. Neujahrsempfang der Gemeinde Pullach. Ich wünsche Ihnen allen ein gutes neues Jahr, Glück, Zufriedenheit und vor allem Gesundheit. Ich begrüße Sie natürlich auch im Namen der weiteren Gastgeber, der beiden Kirchengemeinden. Herrn Pfarrer Fluck vom katholischen Pfarrverband Pullach-Großhesselohe wird es heute übernehmen, das Grußwort der Kirchen an Sie zu richten.
Herr Pfarrer Christian Stalter von der Thomasgemeinde Grünwald, der die Vakanz bei der evangelisch-lutherischen Jakobuskirche übernommen hatte, muss sich schon fast die Gastgeberrolle mit unserem neuen Pfarrer Martin Zöbeley teilen, der im Februar in sein Amt bei der evangelischen Kirchengemeinde am Jakobusplatz eingeführt wird.

Liebe Gäste,
ich würde Sie nun am liebsten alle persönlich und namentlich begrüßen – Sie haben sicher ganz viel Zeit mitgebracht? …
Es ist immer eine Gratwanderung: Eigentlich kennen Sie sich ja fast alle untereinander – aber eine gewisse Begrüßungszeremonie gehört zu einem Empfang wie diesem – Als Würdigung für diejenigen, die sich an herausragender Stelle für die Gemeinde eingesetzt haben oder für diejenigen, die besondere überörtliche Funktionen ausüben.
Ich kann hier aber nur wenige Personen oder Personengruppen hervorheben. Seien Sie also alle herzlich begrüßt, auch wenn ich Sie nicht extra nenne. Sie sind ja schließlich nicht gekommen, nur um begrüßt zu werden, sondern um dieses schöne Ereignis gemeinsam zu genießen. Und wir haben uns schließlich wieder die größte Mühe gegeben, Ihnen einen
angenehmen Rahmen für viele angeregte Gespräche und für einen ausgelassenen Abend zu bieten.

Ich begrüße den Initiator unserer Neujahrsempfänge, Herrn Altbürgermeister Ludwig Weber und seine Frau Martina Weber. Ihr seid weiterhin treue Besucher und aktiver Teil vieler gemeindlicher Veranstaltungen.
Mein herzliches Willkommen gilt Frau Altbürgermeisterin Sabine Würthner. Du hast die Tradition der Neujahrsempfänge im damals neuen Bürgerhaus fortgesetzt.
Ebenfalls unter uns ist Altbürgermeister Dr. Stefan Detig – der altersmäßig jüngste Altbürgermeister – Schön, dass Du und deine Frau Kamelia Detig-Karlou gekommen seid.
Und ich begrüße unseren „amtstechnisch“ jüngsten Altbürgermeister Jürgen Westenthanner und seine Frau Sophie Westenthanner. Lieber Jürgen, nach über 50 Rathausjahren in unterschiedlichen Funktionen hast Du schon einiges erlebt – da nimmst du eine grüne Bürgermeisterin als Nachfolgerin wahrscheinlich ganz gelassen hin, oder?
Ebenfalls begrüßen möchte ich die Mitglieder des Pullacher Gemeinderates, meine beiden Bürgermeistervertreter Conny Zechmeister und Alexander Betz, sowie alle Vertreter der politischen Parteien und Wählergruppen.
Herzlich begrüßen möchte ich unseren Altlandrat Dr. Joachim Gillessen und seine Frau Marlies Gillessen. Als Pullacher Bürger kommen Sie mir nun nicht mehr aus. Ich kann mich noch gut erinnern, wie skeptisch Sie mich beäugt haben, als ich 1984 mit 21 Jahren in den Kreistag eingezogen bin.
Ich darf auch unsere Nachbarschaft begrüßen: Herzlich willkommen, Wolfgang Jirschik, 2. Bürgermeister von Baierbrunn.
Ich begrüße unseren ehemaligen Pfarrer Kurt Bordon mit Melitta Bordon, die gekommen sind, obwohl sie nun in Solln wohnen.
Ich begrüße Dr. Detlef Dieckmann-von Bünau, den neuen Rektor des evangelischen Studienseminars, seine Frau Adele von Bünau und die beiden Söhne. Und ich begrüße Herrn Pfarrer Prof. Dr. Wolfgang Höhne.

Gut bewacht und gut beschützt werden wir von Herrn Polizeihauptkommissar Andreas Aigner von der Polizeiinspektion Grünwald und seinen Kollegen und von den vielen engagierten Feuerwehrleuten, die heute Abend von Herrn Kreisbrandrat Josef Vielhuber repräsentiert werden.
Ebenfalls kann ich heute Abend zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der in Pullach ansässigen Firmen willkommen heißen. Auch Dank Ihnen verfügen wir über finanziellen Spielräume zur Gestaltung der vielfältigen Infrastrukturaufgaben unserer Gemeinde.
Begrüßen darf ich die Vertreterinnen und Vertreter unserer Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen, unserer Erwachsenenbildung und der Jugendarbeit. Sie alle sorgen für soziales Lernen, Erziehung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Bildung.
Unsere Gemeinde lebt von den Aktivitäten der Vereine. Mein herzliches Willkommen gilt den Vorständen und Vertretern unserer vielfältigen Vereinslandschaft. Nur mit guten Geisern in der Verwaltung und bei den Gemeindebetrieben kann ein Ort wie Pullach – eigentlich noch immer ein „Dorf“ – in allen Bereichen lebenswert sein. Ich freue mich auch, dass heute etliche unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns sind.
Was wäre ein Neujahrsempfang, wenn nicht über ihn berichtet würde: Ein herzliches Willkommen richte ich an die Vertreter/innen der Presse. Melanie Artinger und Wolfram Moser vom Münchner Merkur und Konstantin Kaip und Jürgen Wolfram von der Süddeutschen Zeitung und den Fotografen Claus Schunk.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
neben den vielen positiven Ereignissen des Jahres 2014 hat es auch traurige Momente gegeben: Ich bitte Sie, sich für eine Schweigeminute zu erheben. Im Februar ist unser Ehrenbürger Rolf Becker verstorben. Er hat die Kulturangebote des Bürgerhauses immer sehr großzügig unterstützt.
Im Mai verstarb der allseits geschätzte Lothar Würthner. Er hinterlässt eine große Lücke.
Brunhilde und Wolfgang Jokisch verstarben im September und im November Noch im Frühjahr blickte Pfarrer Jokisch auf der Jubiläumsfeier der Diakonie auf seine Zeit in Pullach zurück und sagte: „Wir haben nach 14 1/2 Jahren Abschied genommen von einem Lebensabschnitt, der uns wohl am stärksten geprägt hat und an den wir uns sehr, sehr gern erinnern. Das Ehepaar Jokisch hat auch Pullach sehr geprägt.
Ich danke Ihnen, dass Sie sich zu Ehren der Verstorbenen erhoben haben.
An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit ergreifen, unseren Freunden in Frankreich unser tiefstes Mitgefühl auszudrücken. Der grausame Anschlag auf die Mitarbeiter der Satirezeitung Charlie Hebdo hat uns alle sehr getroffen.

Geht es bei der Bürgerversammlung um konkrete Daten und Fakten, um Geschehenes und Geplantes, so ist der heutige Empfang ein Gemeindetreffen, bei dem wir Kontakte unter- und miteinander aufgreifen und pflegen wollen. Und: Wir wollen heute auch Bürgerinnen und Bürger ehren, die sich ehrenamtlich für die Nachbarn und
das Leben in unserer Gemeinde eingesetzt haben. Ebenfalls ein neues Element beim Neujahrsempfang ist, dass wir Spenden für einen guten Zweck
sammeln wollen. Dieses Jahr sollen Ihre Spenden dem Isartaler Tisch zugute kommen. Dort wird Lebenshilfe geleistet für Menschen, denen es nicht so gut geht.
Auch in Pullach gibt es Armut, sie kann aus unterschiedlichsten Gründen verursacht sein – und gerade Kinder und die älteren Menschen trifft es besonders hart.
Der Isartaler Tisch versorgt über 170 Personen mit Lebensmitteln. Die Sachspenden reichen schon lange nicht mehr aus. Es müssen Lebensmittel hinzugekauft werden und dafür reicht der Etat nicht aus. Bitte unterstützen Sie die Damen und Herren des „Isartaler Tisches“, den Informationsstand im Foyer haben Sie sicher schon gesehen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich habe die Tradition aufgegriffen, zum Neujahrsempfang unterschiedliche Personengruppen einzuladen, die uns allen und vor allem unserer lebendigen kommunalen Demokratie geholfen haben und helfen.
Diesmal sind es folgende zwei Gruppen: Die Kommunalwahlen waren sehr spannend und zeitraubend – nicht nur für die Kandidatinnen und Kandidaten im Wahlkampf vor einem Jahr. Der ordnungsgemäße Ablauf samt Stichwahl musste sichergestellt werden. Das Wahlsystem ist sehr demokratisch, aber dafür auch kompliziert. Ohne die vielen freiwilligen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer wäre dies gar nicht durchführbar. Sie alle haben viel Zeit investiert und Sie sind neutral im Wahllokal aufgetreten, obwohl Sie natürlich alle Ihre
eigene Meinung haben. Vielen Dank für Ihr Engagement! Hoffentlich stellen Sie sich beim nächsten Mal wieder zur Verfügung!!!!

Die zweite Gruppe, die speziell eingeladen wurde, ist der neugegründete Helferkreis Asyl und Integration. Ich war selber erstaunt über die große Bereitschaft in den Bevölkerung, sich hier zu engagieren. Unsere Flüchtlingsfamilien werden durch ihre jeweiligen Paten sehr gut betreut. Allerdings muss Pullach noch deutlich mehr Wohnraum zur Verfügung stellen. Die Integration der Familien, die bisher bei uns leben – aus Syrien, Afghanistan und aus dem Irak – funktioniert recht gut.
Herzlichen Dank an die Mitglieder des Helferkreises und ihre Sprecherin Sabine Horak.

Es geht um die warmherzige Aufnahme von Menschen, denen jeglicher Boden unter den Füßen weggezogen wurde, die schreckliche Erlebnisse und kaum vorstellbare Fluchtwege hinter sich haben. Es geht um Schicksale, Verlust von Angehörigen und Freunden. Wir sind in dieser Situation gefordert, den Menschen, die zu uns kommen, ein neues Zuhause zu ermöglichen. Und wir brauchen Integration vom ersten Tag an, Sprachkurse sowie Betreuung und Bildung für die Kinder. Was wir nicht brauchen sind selbsternannten Retter des Abendlandes, die Kapital aus der Flüchtlingswelle aus den Krisengebieten schlagen wollen, und Ängste und Vorbehalte schüren. Wenig hilfreich sind auch Stimmen, die eine Einteilung in gute und lästige Flüchtlinge vornehmen. Es gilt Gruppierungen die rote Karte zu zeigen, die polarisieren, die die Frage der jeweiligen Religionszugehörigkeit instrumentalisieren und damit auch radikalen Kräften Nahrung geben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
wir leben einerseits in ruhigen und gleichzeitig in aufgewühlten Zeiten. Pullach scheint zu den Gemeinden zu gehören, in denen es fast allen gut geht. Vieles wurde erreicht und wir können stolz darauf sein. So freuen wir uns beispielsweise über dieses Bürgerhaus und sein Programm. Wir freuen uns über das vielfältige Angebot der Schul- und Weiterbildung. Wir freuen uns über Maßnahmen zum Klimaschutz und die Nutzung unseres Pullacher Bodenschatzes: die geothermische Wärme. Und: Wir freuen uns über das hohe Maß an Sicherheit. Gleichzeitig wissen wir, dass es für vieles keine Garantie gibt. Wie leicht kann man in physische, psychische oder ökonomische Nöte geraten? Die allermeisten von Ihnen haben – wie ich – Flucht, Vertreibung, Krieg und Vernichtung aus rassischen oder anderen ideologischen Gründen und als Folge des Krieges nicht miterleben müssen erlebt. Von unseren Eltern und Großeltern haben wir manches erfahren. „Zeitzeugen“ berichten in Schulen und Ausstellungen darüber. Historiker suchen nach Gründen, wie es
dazu gekommen ist. Die meisten sind für die Vermittlung solcher persönlicher Erfahrungen dankbar. Und die Kenntnis unserer Zeitgeschichte ist Bildung, die nötig ist. Sie darf uns nicht gleichgültig sein. Einen kleinen Beitrag hat die Gemeinde im letzten Jahr hierzu geleistet. Ich darf auf den neuen Band der Pullacher Schriftenreihe hinweisen, in dem es um die Historie des heutigen BND-Geländes geht. Weitere Geschichtsarbeit wird folgen. Weltweit sind aktuell über 50 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Vertreibung, Terroranschlägen, Selbstmordattentaten und Katastrophen. Es sind die überwiegend die Nachbarstaaten der Krisenherde, die tausende, ja hunderttausende von
Flüchtlingen aufnehmen. Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig als einfachste Unterkünfte wie Zeltstädte zu schaffen. Denken Sie an den Libanon oder an Jordanien.
Bundespräsident, Kanzlerin, die führenden Politiker der meisten Parteien, vor allem auch die Vertreter der Kirchen haben anlässlich der Festtage auf diese Probleme hingewiesen und eine Haltung von uns erbeten, die der Not der Menschen auf der Flucht entspricht. Papst Franziskus sagte auf Lampedusa, das Mittelmeer dürfe zu keinem „Friedhof“ werden.

Meine Damen und Herren,
Europa muss darauf achten, dass es die Werte der individuellen Freiheit und der sozialen Gerechtigkeit auch wirklich lebt und der Zeit entsprechend gestaltet.
Wir müssen unserer Verantwortung gerecht werden und wir brauchen ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft. Wer die Unterschiede betont, macht sich unfähig, die Gemeinsamkeiten zu leben. Seien wir über die Vielfalt dankbar, die in Pullach gelebt wird und arbeiten wir gemeinsam daran, diese
positiv zu gestalten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, Ihren Familien, Verwandten und Freunden ein gutes, gesundes und
friedvolles 2015!

Pullach, den 9. Januar 2015