Gemeinderatssitzung vom 27. April 2021

Der Gemeinderat hat es in seiner Sitzung am 27. April 2021 beschlossen: das alte, stark sanierungsbedürftige Freizeitbad wird abgerissen und am gleichen Standort neu gebaut. Als nächstes müssen wir einen Zeitplan ausarbeiten – was uns leider durch Corona erschwert wird. Denn wir wissen ja gar nicht, wann wir überhaupt wieder aufmachen dürften.

Die meisten von Ihnen haben sicher mitbekommen, dass der Gemeinderat schon sehr lange darüber berät, wie mit dem Bad umgegangen werden soll und dass dabei etliche Varianten von der Kernsanierung bis zum Neubau und genauso viele Standorte geprüft wurden – jede Option mit Vor- und Nachteilen.

Auch der jetzt beschlossene Neubau an gleicher Stelle hat neben vielen Vorteilen einige Nachteile, das liegt auf der Hand. Uns ist natürlich klar, dass es traurig für die Kinder ist, die im Verein schwimmen, für alle, die bei uns das Schwimmen lernen wollen und auch für unsere Stammgäste. Leider wird es wohl zu einer Phase kommen , in der in Pullach aller Voraussicht nach kein öffentliches Schwimmbad zur Verfügung stehen wird – durch Corona ja bedauerlicherweise schon gar nichts neues mehr.

Dennoch sind wir froh, dass es nun einen Beschluss gibt und wir endlich loslegen können. Viele Ihrer Fragen zum Thema Schwimmbad Neubau klären sich hoffentlich nach Lektüre der Sitzungsvorlage der Freizeitbad-Arbeitsgruppe. Sie finden sie hier unter dem Tagesordnungspunkt 10.

Im April 2019 hatten wir geschrieben – eine Nachlese:

Im April 2019 hat der Gemeinderat mehrheitlich beschlossen, den Grundsatzbeschluss vom Juli 2017 zum Neubau des Freizeitbades auf dem Standort „Kuhwiese“ aufzuheben. Stattdessen sollen „die Planungen eines Schwimmbad-Neubaus auf dem bisherigen Standort mit höchster Priorität aufgenommen werden“.

Das bedeutet, dass zunächst eine weitere Grundlagenermittlung, diesmal für den Standort „Liegewiese“, auf  Basis der alten Machbarkeitsstudie von 2017 erstellt werden muss. Die in der Sitzung anwesende Architektin bewertete dies skeptisch: Ein Neubau auf der Liegewiese bei gleichzeitigem Erhalt des bestehenden Bades sei nicht zu empfehlen, betonte sie.

Bei der Standort-Entscheidung im Juli 2017 hatte sich der Gemeinderat noch mehrheitlich gegen den bestehenden Standort an der Hans-Keis-Straße entschieden. Unter Einbeziehung aller Vor- und Nachteile plädierten die Mitglieder damals mehrheitlich für den Standort „Kuhwiese“. Auf Grundlage dieses Beschlusses hatte das beauftragte Architekturbüro eine Grundlagenermittlung erstellt, das gemeinsam mit einem Lärmgutachten in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 9. April 2019 vorgestellt wurde. Durch den ebenfalls in dieser Sitzung gefassten Beschluss, die Grundsatzentscheidung zum Schwimmbad-Standort „Kuhwiese“ aufzuheben, sind die Planungen der vergangenen knapp zwei Jahre hinfällig. In welchem Zeitfenster mit belastbaren Beschlüssen des Gemeinderates zum Neubau des Freizeitbades gerechnet werden kann, ist offen.

Grundsatzbeschluss vom Juli 2017:

Grundlage der Planungen bis April 2019 war der Grundsatzbeschluss vom Juli 2017. Damals hatte der Gemeinderat mehrheitlich beschlossen, das Freizeitbad auf der „Kuhwiese“ an der Münchener Straße neu zu bauen. Das bestehende Freizeitbad sollte so lange wie möglich bis zur Fertigstellung des Neubaus auf der „Kuhwiese“ erhalten werden.

Bereits im letzten Gemeinderat (2008-2014) war ein Neubau beschlossen worden. In der aktuellen Amtsperiode (2014-2020) ist die Sanierungsvariante zwar noch einmal intensiv geprüft, aber ebenfalls verworfen worden. Die Sanierungskosten sind nämlich annähernd so hoch wie die Neubaukosten.

Nach dem Grundsatzbeschluss zum Standort „Kuhwiese“ im Juli 2017 hat der Gemeinderat das Büro LARS consult. Gesellschaft für Planung und Projektentwicklung mbH im Sommer 2018 beauftragt, die Grundlagen für einen EU-weiten Planungswettbewerb zu erarbeiten. In diesem ist ein Verhandlungsverfahren nach Vergabeverordnung (VgV) eingebettet. Dies ist aufgrund der zu erwartenden Honorarsumme der Planungsbüros gesetzlich vorgeschrieben.

Einige Anwohner haben zu Beginn des Jahres 2018 eine Klage gegen das neue Freizeitbad angekündigt. Sie fürchten eine unzumutbare Lärmbelästigung. Außerdem wurde eine Unterschriftensammlung eingereicht, mit der sich circa einhundert Personen gegen den Standort wenden. Allerdings lagen zu diesem Zeitpunkt noch keine ausgearbeiteten Pläne zum neuen Bad vor. Das vom Gemeinderat beauftragte Büro LARS consult war Ende 2018 dabei, die Rahmenbedingungen für den Realisierungswettbewerb unter Beteiligung von entsprechenden Fachplanern zu erarbeiten. Aus diesem Realisierungswettbewerb, in dessen Vorbereitung und Verlauf der Gemeinderat einbezogen ist (er berät und entscheidet immer wieder über die verschiedenen Planungsvarianten), sollten Konzeption und Gestalt des neuen Freizeitbades hervorgehen. Die Anliegen aller Anwohner wären hier – wie bei jedem anderen Planungsprozess auch – mit abgewogen worden.

Im Oktober 2018 beschloss der Gemeinderat, den Neubau des Freizeitbades „auf der Kuhwiese“ nicht in die Handlungsempfehlungen des Ortsentwicklungsplanes (OEP) mit aufzunehmen. Dennoch blieben die Beschlüsse, die der Gemeinderat zuvor gefasst hatte, weiterhin gültig. Die Grundsatzentscheidung zum Standort “Kuhwiese” wurde erst mit dem Gemeinderatbeschluss vom 9. April 2019 aufgehoben.

Hintergrundinformationen zum Freizeitbad:

Die Bauarbeiten des Pullacher Freizeitbades wurden 1973 begonnen, eröffnet wurde das Bad im September 1974. Zwischen April 1989 und März 1990 wurde das Bad erweitert (Außenbecken) und grundlegend saniert. Nach über 40 Jahren ist jedes moderne Gebäude unserer Zeit entweder sanierungs- oder modernisierungsbedürftig. Oder es hat schlichtweg das Ende seiner Lebensdauer erreicht – so wie das Freizeitbad Pullach. Technische Einbauten, das Dach, der komplette Stahlbetonbau und Oberflächenbeläge wie Fliesen und Fugen sind besonders anfällig für alterungsbedingten Verschleiß. Technische Einrichtungen wie Leitungen oder die Lüftungsanlage bilden das Herzstück eines jeden Bades. Wenn sie nicht mehr reibungslos funktionieren, ist der Betrieb gestört.

Einige Beispiele:

Lüftung: Die in die Jahre gekommene Lüftung muss aufgrund großer Defekte im Jahr 2019 erneuert werden. Voraussichtlich werden sich die Kosten deutlich auf über 100.000 Euro belaufen.

Leitungen: Eine großflächige Begutachtung hat ergeben, dass die Leitungen im Freizeitbad in einem sehr bedenklichen Zustand waren. Bestimmte Leitungen („tote“ Enden) mussten daraufhin wegen drohender Verkeimungsgefahr entfernt bzw. ausgetauscht werden.

Saunen: Im Frühjahr 2018 wurden zwei Schwitzkabinen wegen erhöhter Brandgefahr komplett erneuert. Die Kosten beliefen sich auf circa 50.000 Euro.

Badewassertechnik: Nur durch einen sehr hohen, mit Kosten verbundenen Aufwand kann der Betrieb aufrechterhalten werden. Fast täglich haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Freizeitbades Störungen zu bewältigen. Die Kosten für laufende Reparaturarbeiten steigen jährlich deutlich an. Die umfangreichen Reparaturarbeiten haben auch immer längere Schließzeiten zur Folge.

Energie: Energetisch ist das Freizeitbad auch nicht mehr auf der Höhe der Zeit, was sich an den hohen Energiekosten zeigt.