Fledermausschutz in Pullach

Immer weniger Neubauten bieten Fledermäusen Lebensraum und Zuflucht. Diese Problematik wird durch die Tatsache verschärft, dass auch bei energetischen Gebäudesanierungen bestehende Tierquartiere im wahrsten Sinne des Wortes „dicht gemacht“ werden. Die traurige Konsequenz ist, dass alle 25 heimischen Fledermausarten bedroht sind. Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts sind die Bestände in Deutschland dramatisch eingebrochen: Einer unserer bekanntesten tierischen Kulturfolger verschwindet still und leise – und dies, obwohl er gesetzlich geschützt ist.

Pullach ist als Wohnort begehrt. Doch leider ist in Neubauten oder sanierten Häusern kein Platz mehr für die kleinen Untermieter. Deshalb müssen wir nach Lösungen suchen! Ich habe – ohne viel Aufwand – an meinem eigenen Haus ein Fledermausquartier errichten lassen. Handwerklich geschickt unterhalb des Giebels eingebaut, fällt die raffinierte Konstruktion eigentlich nur Fachleuten auf. Äußerlich weisen lediglich die geriffelten Anflugbrettchen auf die Spezialbehausung hin, die es wahrlich in sich hat: Im Inneren befindet sich ein verzweigtes Mehrkammernsystem, das von verschiedenen Fledermausarten bewohnt werden kann und zudem kälteisoliert ist. Gebaut wurde das Quartier vom sozialen Betrieb „Weisser Rabe WaldProjekt“ unter fachlicher Beratung des Landesbund für Vogelschutz München.

Das Pullacher Gemeindegebiet bietet aufgrund seiner Lage zwischen Forstenrieder Park und Isartal eine ausreichend natürliche Nahrungsgrundlage, und auch die Nachteile einer industrialisierten Landwirtschaft fallen vergleichsweise gering aus. Dennoch sind neben den Fledermäusen auch etliche fassaden- und höhlenbrütenden Vogelarten bedroht. Als besorgniserregendes Beispiel gilt der drastische Rückgang des Haus- und Feldsperlings: Der früher überall zu findende „freche Spatz“ ist sehr selten geworden. Auch bei uns in Pullach. Seine Lebens- und Brutstätten werden unwissentlich zerstört, wenn Hohlräume versiegelt, Gebäude saniert oder alte Häuser abgerissen werden.

Im Umweltausschuss wurde Ende vergangenen Jahres beschlossen, dem Gemeinderat im Frühjahr 2017 das Förderprogramm „Artenschutz an Gebäuden“ vorzustellen und zur Abstimmung vorzulegen. Pullach könnte eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn wir die Förderung sowohl für Energieeinsparungen als auch für die Wohnstätten von Wildvogelarten und Fledermäusen unter ein Dach bekommen.

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

26. Januar 2017