Bürgerbrief: Viele Menschen aus Ukraine privat untergebracht

Wenn Sie diesen Artikel lesen, werden bereits mehr als 80 Menschen aus der Ukraine, überwiegend Frauen mit Kindern aus unserer Partnerregion Baryschiwka und Beresan in Pullach untergebracht sein. Weitere werden folgen. Diejenigen, die kurzfristig in der Burg Schwaneck unterkommen konnten, sind dabei nicht mitgezählt. Unsere Freunde haben ihre Heimat auf gefährlichen Fluchtwegen verlassen, meist nur mit ganz kleinem Gepäck, denn es musste schnell gehen und auch lange Fußwege standen bevor. Alle, mit denen ich gesprochen habe, wollten so lange wie möglich in ihrer Heimat bleiben, hatten bis zuletzt die Hoffnung, dass dieser schreckliche und unerklärliche Krieg ein baldiges Ende hat, dass der russische Machthaber Putin einlenkt, von seinen grausamen Plänen ablässt oder zumindest die Zivilbevölkerung verschont. Keine dieser Hoffnungen hat sich erfüllt. Stattdessen haben die Kriegshandlungen jeden Tag an Wucht zugenommen.

Wir haben die Bilder von Mariupol im Kopf: die zerstörte Entbindungsklinik, die hochschwangere Frau, die auf einer Bahre weggetragen wurde. Berichten zufolge sind die Frau und ihr Kind kurz darauf verstorben. Wir verfolgen die Opferzahlen und kennen die Berichte über die vielen Menschen, die eingeschlossen sind, ohne Strom, Heizung, Wasser, Nahrung. Unsere Partnerorte stehen nicht so sehr in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Berichte, die uns aus Baryschiwka und Beresan erreichen, sind aber leider ganz ähnlich, wie zum Beispiel die Bombenangriffe auf Baryschiwka oder der Beschuss eines Fluchtkonvois aus Peremoha, bei dem sieben Menschen getötet wurden. Peremoha liegt an einer größeren Straße Richtung Kiew. Der Ort wurde bereits weitgehend zerstört. Wie viele Menschen noch in den Kellern verharren und aktuell keine Fluchtmöglichkeit mehr haben, wissen wir nicht, da die Kontakte zu diesem Dorf abgebrochen sind. Hier befand sich auch das Altenheim, das Pullach seit 30 Jahren unterstützt. Was aus den Bewohnerinnen und Bewohnern geworden ist, wissen wir nicht.

Uns bleibt die Solidarität und die Hilfsbereitschaft und der Dank an alle Akteure, die im Moment vieles andere stehen und liegen lassen, um zu helfen, zu organisieren, zu koordinieren, zu spenden. Ich richte meinen herzlichen Dank an die vielen Gastgeberinnen und Gastgeber, die die Geflüchteten aus der Ukraine aufnehmen, ihnen familiäre Geborgenheit bieten und ihre Geschichten anhören. Diese werden oft unter Tränen erzählt, denn viele der Lieben, die sie zurücklassen mussten, sind noch in höchster Gefahr. Und alles, was die Menschen oft aus einer tiefen Bescheidenheit heraus aufgebaut haben, mussten sie nun hinter sich lassen: das kleine Haus, bei dessen Bau die Familie selbst Hand angelegt hat, der Gemüsegarten, dessen Bewirtschaftung einen wichtigen Teil der Nahrungsgrundlage für das ganze Jahr darstellte, die Nutz- und die Haustiere, das einfache, aber glückliche Leben.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die sich einsetzen, um zu unterstützen. Mit dem Vorstand des Partnerschaftenvereins, Otto Horak und Barbara Kammerer-Fischer zusammen halte ich Kontakt zu den Verantwortlichen in Baryschiwka und Beresan, um die Aktivitäten optimal zu koordinieren. Aktuell werden wir zwei gebrauchte aber voll ausgestattete Krankenwagen an die Grenze zur Ukraine fahren, beladen mit Medikamenten, Verbandsmaterial und weiteren Hilfsgütern. Unsere Partner werden sie dort abholen. Otto und Barbara und viele Mitglieder des Partnerschaftenvereins leisten unglaublich viel, um den einzelnen Menschen individuell zu helfen und die Hilfen zu steuern. Bedanken möchte ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meiner Verwaltung, dem Team der Hotline und der Presse, die organisieren und informieren, den Mitarbeitenden der Bautechnik, die auf die Schnelle zusätzlichen Wohnraum ermöglichen. Mein Dank gilt den ehrenamtlichen Helfern, die sich um die Verteilung und Betreuung der Ankommenden kümmern, Küchen einbauen und Sachspenden sortieren und verteilen. Ich möchte mich bedanken bei so vielen anderen Organisationen, die ihren Beitrag leisten, wie den Burschen und Madln mit ihrer Grill- und Spendensammelaktion vom letzten Sonntag, bei der Feuerwehr, bei den vielen Geschäften und Gewerbetreibenden, die uns sehr vielfältig unterstützen und bei denjenigen die einfach nur Geld spenden.

Weiterhin werden wir uns sonntags um 17 Uhr am Baryschiwkaplatz treffen, um gemeinsam Innezuhalten für den Frieden. Wir alle hoffen, dass wir dies nicht mehr so oft tun müssen, denn dieser vom Zaun gebrochene Krieg, diese Aggression gegen die Menschlichkeit muss endlich ein Ende haben.

So können Sie helfen: Spendenkonto „Hilfe für Baryschiwka/Beresan“, Partnerschaftenverein Pullach e.V., Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg, IBAN DE37 7025 0150 0009 6263 42, BIC BYLADEM1KMS. Weitere Informationen erhalten Sie hier. Dort können Sie auch Ihre Angebote für Sachspenden eintragen oder Ihre Zeit anbieten, um die Helferteams personell zu unterstützen.

Der Gemeinderat hat diese Woche seine Solidarität mit unseren Partnern in der Ukraine bekräftigt und weitere finanzielle Mittel in Höhe von zunächst 50.000 Euro bereitgestellt.

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

15.03.2022