Mit Peter Kotzur verabschiedet sich ein langjähriger und sehr verdienter Mitarbeiter unserer Gemeinde in den Ruhestand. Insgesamt 35 Jahre war Herr Kotzur in unterschiedlichen Positionen tätig: zunächst als Tiefbau-Ingenieur im Bauamt, später als Leiter des Tiefbauamts und als Leiter der daraus entstandenen Abteilung Bautechnik mit einem deutlich erweiterten Aufgabengebiet. Hier war er nicht nur für die Straßen, Wege und die Freiflächen, sondern auch für den Hochbau, den Unterhalt aller gemeindlichen Liegenschaften – also Gebäude und Grundstücke – sowie für die Wasserversorgung und den Bauhof in Pullach zuständig. Als vor 20 Jahren das Kommunalunternehmen VBS – die Abkürzung steht für Versorgung, Bau und Service – gegründet wurde, übernahm Herr Kotzur hier eine der beiden Vorstandspositionen und damit die technische Leitung, die er bis zuletzt innehatte. Mit der Fachkompetenz, dem umfassenden Wissensschatz und dem unermüdlichen Einsatz von Herrn Kotzur konnten viele wichtige Bereiche in Pullach entwickelt und ausgebaut werden. Er hat sich überall bestens ausgekannt und Pullach vielfältig geprägt. Das nachfolgende Interview gewährt Einblicke in seine lange Dienstzeit.
Herr Kotzur, bei der Verabschiedung im Rathaus wurde ihr altes Bewerbungsbild von 1989 ausgegraben. Wissen Sie noch, was Sie damals bewogen hat, sich in der Gemeinde zu bewerben?
Peter Kotzur: „Damals war ich im Finanzneubauamt in München tätig und das sollte aufgelöst werden. Ich war dann aktiv auf der Suche und hatte mehrere Angebote zur Auswahl. Ich wollte etwas, wo die Hierarchie etwas flacher ist, etwas Kleineres letztendlich. Ich bin in Fürstenried aufgewachsen und habe in Baierbrunn geheiratet, von daher war mir die Gegend hier durchaus vertraut. Da hat das Angebot in Pullach dann gut gepasst. Ich bin mittlerweile natürlich hier auch verwurzelt. Die Kinder sind hier aufgewachsen, der Freundeskreis ist hier – alle sind sie da.“
35 Jahre sind eine lange Zeit. Wie hat sich ihre Arbeit für die Gemeinde im Vergleich zu früher verändert?
„So wie wir heute arbeiten, ist natürlich mit damals überhaupt nicht mehr zu vergleichen. Das ist eine ganz andere Welt. Die ersten Sitzungsvorlagen hat man noch mit der Hand geschrieben und dann wurde es anschließend mit der Schreibmaschine ins Reine getippt. Das war ein ganz anderer Arbeitsablauf. Die Einführung der EDV kam dann peu à peu, damit ist man aber auch gewachsen.“
Sie haben in dieser Zeit mit sechs verschiedenen Gemeinderäten und fünf verschiedenen Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen zusammengearbeitet. Gab es da ebenfalls große Unterschiede?
„Ja, die gab es schon. Das Ganze ist einfach immer sehr von Personen abhängig. Meine Anfangszeit hatte ich ja noch unter Ludwig Weber, der mich als jungen Mann eingestellt hat. Ich glaube, er hat viel von mir gehalten. Das hat er mir auch gezeigt und mir immer den Rücken freigehalten. Ich bin aber auch danach mit allen Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen gut ausgekommen.“
Und wie blicken Sie ganz persönlich auf Ihre Dienstzeit zurück?
„Ich habe meine Arbeit in vielen Bereichen natürlich auch gelebt. Gerade bei der VBS: Wenn ich mir überlege, wie viele Nachtschichten, Bereitschaftsstunden und Einsätze das waren. Das bindet natürlich unheimlich zur Kollegenschaft. Deswegen habe ich auch ein besonderes Verhältnis zu einigen Leuten, gerade vom Bauhof. Wenn man viel miteinander geschwitzt und geschaufelt hat, entsteht einfach eine starke Verbindung. Ich glaube, das ist auch etwas, was die Kollegen an mir geschätzt haben: Wenn irgendetwas war, habe ich die Leute in jeder Hinsicht unterstützt und mit angepackt. So kannte ich es einfach auch aus meiner Zeit beim THW und bei der Feuerwehr.“
Wenn Sie durch unseren Ort gehen, haben Sie sicherlich einen besonderen Blick auf Straßen, Brücken und Gebäude. An vielem haben Sie selbst mitgewirkt. Welche Projekte bleiben Ihnen im Gedächtnis?
„Klar, ich war schon an vielen großen Infrastruktur-Projekten der Gemeinde beteiligt. Das ging los mit der Beseitigung des Bahnübergangs in Höllriegelskreuth. Das weiß heute kaum jemand mehr, aber das war ein Riesen-Projekt über Jahre. Es ging ja nicht nur um die Unterführung, sondern auch um die ganzen Erschließungsmaßnahmen im Vorfeld. In diesem Zusammenhang ist anschließend der Lärmschutzwall an der B11 geschüttet worden und auch der erste Teil der Lärmschutzwand wurde errichtet. Dann hat man die Brücke über die B11 gebaut. Im Tiefbau war der Ausbau der Wasserleitungen mein erstes größeres Projekt. Im Bereich Hochbau der Bauhof, den wir damals als Tiefbau-Amt übernommen haben. Der Bauhof ist heute noch von der Nutzung und vom Betrieb her ein absolut gutes Konzept. Und dann natürlich alle Straßen. Es wäre wahrscheinlich einfacher, die Straßen aufzuzählen, die wir nicht gemacht haben.“
Sie haben neben den vielen Projekten auch schon die starke Bindung zur Kollegenschaft angesprochen. Gibt es bestimmte Personen, die Ihnen besonders in Erinnerung bleiben werden?
„Über die ganze Zeit gehört da sicherlich Herrmann Popp dazu. Mit ihm habe ich einfach auch ein freundschaftliches Verhältnis. Ein Kollege, mit dem man immer über alles reden konnte. Wir waren gemeinsam in der Feuerwehr und er war bei fast jedem Rohrbruch dabei. Im Bauhof war er ebenfalls immer ein guter Berater. Und hier im Rathaus natürlich Goran Popov. Auch ihn kannte ich aus der Feuerwehr und habe ihn dann hierhergeholt. Ich bin aber insgesamt mit meinen Kolleginnen und Kollegen hier sehr zufrieden. Das ist ein sehr gutes Team. Es gab auch einen sehr rührenden abteilungsinternen Ausstand.“
Auch zu ihrer Verabschiedung im Rathaus sind ja sehr viele Leute gekommen, darunter auch die ehemalige Bürgermeisterin Sabine Würthner.
„Das hat mich wirklich sehr gefreut, weil es einfach eine große Wertschätzung ist. Das sind schon Erlebnisse, die mir in Erinnerung bleiben. Den Abschied macht es aber natürlich nicht unbedingt leichter. Ich sehe natürlich schon, wie jetzt ein Lebensabschnitt zu Ende geht. Und der war mir nicht unangenehm. Ich habe den Job einfach gerne gemacht und bin gerne mit den Leuten zusammen gewesen. Das wird mir definitiv fehlen. Trotzdem freue ich mich jetzt sehr auf den Ruhestand und die Zeit mit meiner Familie.“
Neben den offiziellen Verabschiedungen im Rathaus und im Gemeinderat gab es für Sie jetzt viele letzte Male: die letzten Besprechungen, die letzten Beschlussvorlagen. Wie fühlt sich das an?
„Das ist alles schon ein bisschen unwirklich. Ich habe ja selbst viele Leute gehen sehen. Aber es dauert, bis man realisiert, dass einen das irgendwann dann auch betrifft. Das merkt man erst in den letzten Jahren, vorher verdrängt man das vollkommen.“
Haben Sie denn schon konkrete Pläne für den Ruhestand? Einige planen ja eine Weltreise oder ähnliches?
„Wie es in der Rente wird, kann ich mir noch nicht ganz vorstellen. Das lasse ich auf mich zukommen. Wir machen vielleicht keine Weltreise, aber mit unserem Camper sehe ich jetzt natürlich schon mehr Möglichkeiten, etwas weiter weg zu fahren. Wir werden das erste Wochenende jetzt auch gleich in den Urlaub starten. So ein Cut tut einem ja auch im normalen Arbeitsleben ganz gut.“
Da haben Sie Recht. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen erst mal einen schönen Urlaub. Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview vermittelt einen kleinen Eindruck, wie viel Peter Kotzur in seiner langen Dienstzeit für die Gemeinde Pullach und ihre Infrastruktur geleistet hat.
Ich möchte an dieser Stelle nochmals und auch ganz persönlich ein großes Dankeschön an Herrn Kotzur für sein außerordentliches Engagement in all den Jahren aussprechen, auch im Namen der Belegschaft und des Gemeinderats. Wir wünschen ihm für den wohlverdienten Ruhestand alles erdenklich Gute!
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin
27.08.2024
Fotos: Gemeinde Pullach