Bürgerbrief: Rikscha-Fahrerinnen und -Fahrer gesucht: „Es geht darum, Herzenswünsche zu erfüllen“

Es ist deutlich zu spüren: Der Frühling ist da. Mit den wärmeren Temperaturen zieht es einen verstärkt nach draußen und viele nutzen das schöne Wetter, um sich wieder aufs Fahrrad zu schwingen. Für die meisten von uns eine Selbstverständlichkeit, aber gerade Seniorinnen und Senioren sind gesundheitlich oft nicht mehr in der Lage, eigenständig in die Pedale zu treten. Das gilt auch für viele Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegeheims Haus am Wiesenweg, die dank eines Pionier-Projekts trotzdem die Chance bekommen, „den Wind in den Haaren zu spüren“.

Möglich macht das der dortige Leiter der Sozialen Betreuung Thomas Hirschi mit seinen Rikscha-Fahrten. „Das Projekt ist aus einer Idee im Freundeskreis entstanden. Ein Bekannter hat das in Dänemark entdeckt und wir wollten dann hier in Pullach ein Vorreiter sein. Wir haben die Rikscha seit Mai 2022, damit waren wir in der Region tatsächlich die ersten, die aktiv in einem Seniorenheim angegliedert sind“, berichtet Herr Hirschi und ergänzt: „Wir sind natürlich glücklich, dass wir finanzielle Unterstützung von außen für diese größere Anschaffung bekommen haben. Da war der ‚Freundeskreis Haus am Wiesenweg‘ ganz vorne mit dabei, genauso wie der Lions Club Starnberg, der Lions Club hier in Pullach und die Pullacher Freizeitbörse.“ Dass sich die Investition gelohnt hat, ist nach knapp zwei Jahren offensichtlich, denn seit der Premierenfahrt zur Großhesseloher Brücke und zum Sollner Weiher wird die Rikscha sehr regelmäßig genutzt.

Der Leiter der Sozialen Betreuung Thomas Hirschi auf der Rikscha mit Bewohnerin Else Leidner und Einrichtungsleiter Markus Stroh. Foto: Gemeinde Pullach

Haben Sie Interesse, sich ehrenamtlich als Rikscha-Fahrer*in oder anderweitig im Haus am Wiesenweg zu engagieren? Dann melden Sie sich gerne direkt bei Thomas Hirschi per E-Mail an Thomas.Hirschi@paritaet-bayern.de oder per Telefon unter 0897441523010.

Ein Stammgast von Beginn an ist Else Leidner, die seit zweieinhalb Jahren im Haus am Wiesenweg lebt. „Ich durfte bei den ersten Fahrten gleich mitkommen, das hat mir auf Anhieb sehr viel Freude gemacht. Wir sind dann schon bald auch zum ersten Mal nach München gefahren. Da sind viele schöne Erinnerungen wieder wach geworden“, erinnert sich die 94-Jährige. Größere Strecken wie nach München sind dank des Elektromotors kein Hindernis. „Die längste Tour, die wir bisher gemacht haben, war zum Seehaus im Englischen Garten. An dem Tag haben wir in Summe über 35 Kilometer zurückgelegt. Eine ähnliche Distanz ist es zum Schloss Nymphenburg, da waren wir auch schon“, erzählt Herr Hirschi. „Es geht dabei wirklich darum, Herzenswünsche zu erfüllen. Eine unserer Bewohnerinnen wollte zum Beispiel gerne nochmal an ihre ehemalige Arbeitsstätte. Das war die Kirche in Baierbrunn oben auf dem Berg. Eine andere wünschte sich eine Fahrt nach Maria Eich in Planegg, wo sie früher mit ihrer Mutter immer die Gottesdienste besucht hat. Es sind aber auch die kleinen Runden, die große Freude bereiten. Das Ziel ist es, einfach den Aktionsradius zu erweitern.“ Dazu zählen auch alltägliche Dinge wie die Einkaufsfahrten zum Supermarkt oder ins Schuhgeschäft, die im Haus am Wiesenweg nach Möglichkeit nicht mit dem Auto, sondern eben mit der Rikscha gemacht werden.

Auch das Schloss Nymphenburg wurde schon mit der Rikscha besucht. Foto: Thomas Hirschi

Haben Sie Interesse, sich ehrenamtlich als Rikscha-Fahrer*in oder anderweitig im Haus am Wiesenweg zu engagieren? Dann melden Sie sich gerne direkt bei Thomas Hirschi per E-Mail an Thomas.Hirschi@paritaet-bayern.de oder per Telefon unter 0897441523010.

Sehr beliebt sind auch die Fahrten hinunter zur Isar und dann am Kanal entlang bis nach Thalkirchen und wieder Retour. Die Rikscha mit ihren Fahrgästen ist dabei oft ein Hingucker. „Gerade an schönen Tagen sind unten an der Isar ja auch immer viele Menschen unterwegs. Die schauen nach uns und winken uns zu“, freut sich Frau Leidner. Der Rikscha-Fahrer selbst hat ebenfalls schon viele positive Erfahrungen gesammelt: „Viele Leute begegnen uns auf den Fahrten sehr offen und freuen sich, wenn sie uns sehen und hören. Denn wir haben auch immer Musik dabei.“

Die Schilderungen zeigen, wie viel Spaß die Rikscha-Touren den Bewohnerinnen und Bewohnern machen, dementsprechend lang ist die Liste der Anfragen. In Hochzeiten sind es durchaus fünf bis sechs Touren am Tag. Und hier kommt der Haken, denn Herr Hirschi ist bislang der einzige Fahrer. „Was möglich ist, hängt natürlich von meinem Büroalltag ab. Ich fahre momentan auch häufig in meiner Freizeit am Wochenende. Ansonsten würde ich normal Fahrradfahren, aber die Rikscha erhöht den Trainingseffekt. Es macht eben auch unheimlich viel Spaß zu Fahren. Und deswegen ist das gut investierte Zeit, die ich nicht als reine Arbeitszeit sehe. Man bekommt dazu ganz viel von den Fahrgästen zurück und lernt noch einiges über München und die Gegend.“ Die große Dankbarkeit der Seniorinnen und Senioren ist im Gespräch mit Frau Leidner ebenfalls offensichtlich: „Herr Hirschi investiert wirklich sehr viel Zeit für die Leute hier. Ich habe schon viele herrliche Fahrten mit ihm gemacht. Eine größere Freude könnte er mir gar nicht machen!“

Um noch mehr Rikscha-Fahrten anbieten zu können, ist Herr Hirschi auf der Suche nach ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern, die ihn unterstützen. Keine einfache Aufgabe, denn wie überall im Ehrenamt ist der Generationenwechsel eine große Herausforderung. „Klar, man sieht das an allen Ecken und Enden. Auch bei unseren Besuchsdienstleisterinnen, den ,Grünen Damen‘ und bei unserem Förderverein, die uns sehr unter die Arme greifen. Alle suchen händeringend Nachwuchs. Für uns ist das Ehrenamt wirklich ein sehr hohes Gut, weil die Bewohnerinnen und Bewohner direkt profitieren.“

Ausfahrt mit der Rikscha zur Baierbrunner Pfarrkirche St. Peter und Paul. Foto: privat

Haben Sie Interesse, sich ehrenamtlich als Rikscha-Fahrer*in oder anderweitig im Haus am Wiesenweg zu engagieren? Dann melden Sie sich gerne direkt bei Thomas Hirschi per E-Mail an Thomas.Hirschi@paritaet-bayern.de oder per Telefon unter 0897441523010.

Auch auf der Rikscha ist daher jede Hilfe Willkommen. „Man darf sich auch gerne melden, wenn man vielleicht nicht so viel Zeit hat. Selbst eine Stunde in der Woche wäre für uns schon ein Zugewinn. Das ist eine Stunde mehr, in der die Rikscha bewegt wird und unsere Bewohnerinnen und Bewohner eine schöne Zeit haben.“ Viele Anforderungen an die Fahrerinnen und Fahrer gibt es laut Herrn Hirschi keine. „Wer sich fit fühlt, darf sich gerne melden. Wir machen dann eine Probefahrt, um zu schauen, ob man mit der Rikscha zurechtkommt. Es braucht ein bisschen Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Seniorinnen und Senioren und man sollte sich im Straßenverkehr auskennen. Das ist eigentlich schon alles.“

Pullach ist glücklicherweise eine Gemeinde, in der bereits viele Menschen ehrenamtlich in unterschiedlichsten Funktionen und Bereichen sehr aktiv sind. Auch ich schätze das ungemein, weil dadurch ein großer Mehrwert für unser Zusammenleben im Ort entsteht. Ich würde mich daher sehr freuen, wenn sich noch weitere für eine dieser wertvollen Tätigkeiten im Ehrenamt begeistern lassen.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr Dr. Andreas Most
Zweiter Bürgermeister