Bürgerbrief: Pullacher Partnerschaften

Seit Jahrzehnten pflegt die Gemeinde Pullach zwei kommunale Partnerschaften, eine mit Baryschiwka und Beresan in der Ukraine, eine weitere mit der Stadt Pauillac auf der Halbinsel Medoc in Frankreich. Diese Partnerschaften leben von gegenseitigen Besuchen und gemeinsamen Projekten. In diesem Jahr jedoch war vieles anders, denn Corona machte auch vor Aktivitäten der Partnerschaften nicht halt.

Zum 30-jährigen Jubiläum der Partnerschaft mit Baryschiwka und Beresan plante eine 50-köpfige Delegation im Mai 2020 nach Baryschiwka zu reisen und dort ein gebrauchtes Tanklöschfahrzeug, das wir von der Gemeinde Oberschließheim erworben haben, als Jubiläumsgeschenk zu übergeben. Pullacher Burschen wollten als Gruß aus Bayern in Baryschiwka einen traditionellen Maibaum errichten und damit den bisherigen ersetzen. Alle Ideen fielen der Pandemie zum Opfer. Unsere Glückwünsche zum 30-jährigen Jubiläum haben wir dann eben virtuell überbracht, in Form eines Films, den Sie sich hier ansehen können.

Trotz aller Schwierigkeiten konnten zwei Freundschaftstransporte mit Pflegebetten, Einrichtung für Schulen und Kindergärten, Ausstattung für Kliniken, einer Zahnarzteinrichtung und Fahrrädern auf den Weg gebracht werden. Auch das Tanklöschfahrzeug hat dank der unermüdlichen Bemühungen unserer Freiwilligen Feuerwehr am 7. Dezember, nun eben per Spedition, seine 1.800 km lange Reise nach Barwischka angetreten und ist inzwischen dort angekommen.

Ein Erfolgsprojekt ist die Fertigstellung einer Solarthermieanlage zur Warmwasserbereitung für das Pflegeheim in Peremoga in 2020, das Folgeprojekt wartet auf eine Umsetzung im kommenden Jahr. Die Pumpen der Wasserversorgung für Baryschiwka sollen erneuert und mittels einer Photovoltaikanlage vom bestehenden Stromnetz unabhängig gemacht werden. Diese Projekte werden zu je 10 % von den Partnerschaftengemeinden getragen, 80 % werden aus Bundeszuschüssen über „Engagement Global“ finanziert. Zwei weitere Projekte befinden sich ebenfalls für 2021 in der Warteschleife: Pullacher Kameraden unterstützen den Aufbau einer Freiwilligen Feuerwehr in der ukrainischen Partnerkommune und das Projekt Klinikpartnerschaft wird mit dem Schwerpunkt Corona neu aufgelegt.

Auch die Aktivitäten der Partnerschaft mit Pauillac wurden 2020 durch COVID bestimmt. Frankreich hat besonders schwer mit der Pandemie zu kämpfen, die Region Gironde war bereits früh als Risikogebiet eingestuft, was den Handlungsspielraum für sportliche und kulturelle Aktivitäten nahezu über das gesamte Jahr stark eingeschränkt hat.

Im Juni erwarteten wir in Pullach 25 französische Gäste aus Pauillac – die Reise musste abgesagt werden. Wie gern hätten wir am Kirchplatz beim deutsch-französischen Freundschaftsfest auf die nunmehr 56-jährige Partnerschaft angestoßen! Ein interessantes Programm mit einem Ausflug nach Salzburg und eine Anschlussreise in die Fränkische Schweiz waren geplant. Auch hier nutzten wir die Technik und veranstalteten am Tag der geplanten Ankunft in Pullach eine Videokonferenz. So winkten wir uns zumindest virtuell zu und bedauerten gemeinsam, dass die Reise ausfiel. Alle Veranstaltungen sowie der Schüleraustausch sollen aber nachgeholt werden.

Für das kommende Jahr hat das Ehepaar Rudi und Renate Sieghart angekündigt, den Stab als Beauftragte für die Partnerschaft mit Pauillac weiterreichen zu wollen. Liebes Ehepaar Sieghart, vielen herzlichen Dank, dass Sie in den vergangenen Jahren die gemeinsame Sache mit so viel Herzblut gefördert haben! Motivierte Nachfolger für diese wichtige Funktion für den kulturellen Austausch unserer Gemeinde haben wir bereits gefunden: Herzlich Willkommen, Lilo Weigl-Heider und Dr. Nikolaus Rauch als neue Beauftragte!

Lilo Weigl-Heider hat sich bereits in ihrer Jugend mit verschiedenen kulturellen Aufgaben in der Gemeinde Pullach verdient gemacht, darunter die Leitung der Katholischen Jugend sowie die Begleitung von Jugendgruppen bei Ferienfahrten ins Ausland, zum Beispiel in die Bretagne, über viele Jahre hinweg. Auch am Austausch Pullach-Pauillac hat sie teilgenommen und 1972 die französischen Jugendlichen zu vielen olympischen Veranstaltungen geführt. Ihre Facharztausbildung nach dem Medizinstudium führte sie dann wieder nach Frankreich. Zweieinhalb Jahre war sie am „Centre hospitalier regional“ in Martinique, dem Ausbildungskrankenhaus von Bordeaux sowie später nochmals in Marseille an der Universitätsklinik „La Timone“, bevor sie eine Hautarztpraxis in Grünwald übernahm. Über ihre neue Aufgabe sagt sie „Ich freue mich sehr darüber, mit Herrn Nikolaus Rauch zusammen die Nachfolge von Herrn und Frau Sieghart antreten zu dürfen. Mein Ziel ist es, den seit vielen Jahren bestehenden Austausch Pullach-Pauillac aufrechtzuerhalten und mit neuen Ideen zu bereichern.“

Dr. Nikolaus Rauch war als gebürtiger Sollner über seine Klassenkameraden von klein auf mit Pullach verbunden. 1971 ist seine Familie nach Höllriegelskreuth, dann in die Anton-Bruckner-Straße gezogen. Damals, vor nun 48 Jahren, hat er Pauillac, das Medoc und damit ein Herzstück Frankreichs kennen und lieben gelernt. Als promovierter Sprachwissenschaftler sind für ihn Sprache und kultureller Austausch unverzichtbare Bestandteile des Lebens. Über ein Jahrzehnt war seine zweite Heimat Pauillac und Bordeaux, die er mit Freunden, so oft es ging, aufgesucht hat. Die Leitung der Jugendgruppe in den Jahren 1981-83 war eine logische Konsequenz seiner Liebe zu diesem Land und für den jetzigen Berater für Veränderungsprozesse im Betrieb eine wichtige Lerneinheit zur Führungskraft. Fragt man ihn nach seinen Zielen in seiner neuen Funktion, lautet die Antwort „Es ist mir ein Anliegen, die 1964 besiegelte Städtefreundschaft im Sinne meiner Vorgänger, zuletzt den Sieghardt’s, aufrechtzuerhalten und auszubauen. Solch eine Verbindung lebt durch ein Netzwerk an sichtbaren und unsichtbaren Beziehungen. Diese aufzuspüren, aktiv Menschen einzubinden, und mit konkreten Aktivitäten dies zu beleben, sehe ich als einen praktischen Beitrag für meine Heimat.“ 

Auf die Zusammenarbeit freue ich mich sehr und danke bereits jetzt für das Engagement, diese Aufgabe, insbesondere in diesen für partnerschaftliche Planungen so herausfordernden Zeiten, anzutreten.

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin