In der Bevölkerung herrscht offenbar Unsicherheit hinsichtlich der Planungen des Unternehmens United Initiators (ehemals Peroxid-Chemie), das im Jahr 1911 als Elektrochemische Werke München (EWM) am Standort gegründet wurde. Das haben die Verantwortlichen im Unternehmen in Form von massiv gehäuften Anfragen in den letzten Tagen genauso zu spüren bekommen, wie auch wir, als Ansprechpartner im Rathaus. EIN NACHTRAG VOM 16. OKTOBER 2020:
Antworten, die die United Initiators GmbH & Co. KG bis heute auf die verschiedenen Anfragen der Pullacher Bürgerinnen und Bürger, der Agenda 21 und des Bund Naturschutz gegeben hat, finden Sie hier.
Die Fachfragen werden von den zuständigen Behörden im Rahmen des Bauleitplanverfahrens behandelt werden oder sind Prüfgegenstand im Zusammenhang mit der Betriebsgenehmigung. Für die getroffenen Aussagen und Inhalte zeichnet die United Initiators GmbH & Co. KG verantwortlich. ENDE DES NACHTRAGS
Zunächst will ich konkretisieren, welche Ziele das Unternehmen mit seinen Planungen erreichen will: Aktuell müssen Zwischenprodukte aus Mangel an Lagerkapazitäten zu anderen Standorten ausgelagert werden. Für die Kommissionierung müssen sie dann später wieder nach Pullach zurücktransportiert werden, bevor sie an den Kunden geliefert werden können. Das verursacht einen hohen Logistikaufwand. Daher sollen die Lagerkapazitäten in Pullach erweitert werden, um die jetzt noch nötigen LKW-Bewegungen zu vermeiden.
Insbesondere, weil es sich um einen Störfallbetrieb handelt, am Standort chemische Erzeugnisse gelagert und verarbeitet werden, mit dem Projekt Big-Wings die Logistikprozesse optimiert werden sollen und die Schaffung zusätzlicher Lagerkapazitäten geplant ist, wurden offensichtlich Ängste hervorgerufen. Diese nehmen wir in der Verwaltung sehr ernst. Trotz mehrfacher Behandlung in öffentlichen Sitzungen seit dem Jahr 2019 konnte das Informationsbedürfnis der Bevölkerung bisher nicht ausreichend gedeckt werden. Dass hier offenbar eine Informationslücke entstanden ist, wollen und werden wir mit einem detaillierten Informationsangebot und einer Informationsveranstaltung nachholen. Auch United Initiators hat die richtigen Schlüsse aus der Situation gezogen und plant unter anderem Informationsveranstaltungen. Vorerst wurden alle bauvorbereitenden Maßnahmen zurückgestellt – selbst die Rodungen, die das Unternehmen auf Basis des seit 1995 bestehenden Bebauungsplanes jederzeit vornehmen könnte.
Als Ergebnis der Diskussionen und Beratungen wurde in der öffentlichen Gemeinderatsitzung vom 15.09.2020 die Einleitung des Verfahrens zur Neuaufstellung eines Bebauungsplanes und zur parallelen Änderung des Flächennutzungsplanes beschlossen. Im Zuge dieser Bauleitplanverfahren finden Beteiligungsverfahren der Öffentlichkeit und der Behörden statt. Gestartet wird im ersten Schritt mit dem im Baugesetzbuch geregelten frühzeitigen Beteiligungsverfahren zu dem unter anderem auch eine öffentliche Auslegung gehört.
Was an dieser Stelle wichtig ist: Die Einleitung des Verfahrens bedeutet nicht, dass das Projekt genau so, wie im Entwurf dargestellt, umgesetzt wird. Das Verfahren ist ergebnisoffen. Jede Bürgerin und jeder Bürger wird also in diesem Prozess Sorgen formulieren können und wir als Verwaltung werden unserer Aufgabe, alle Verfahrensschritte offensiv und transparent zu kommunizieren, gerecht werden. Über die Stellungnahmen wird dann nach Abschluss der verschiedenen Verfahrensschritte jeweils verantwortungsvoll im Gemeinderat beraten und entschieden.
Ein besonders drastisches an uns herangetragenes Thema will ich direkt an dieser Stelle näher beleuchten: So wurden in der Gemeinderatssitzung vom 15.09.2020 von mehreren Seiten Ängste geäußert, es könnte die Gefahr von Explosionen wie jüngst in Beirut bestehen. Hierzu ist zu sagen, dass keinerlei Vergleichbarkeit der gelagerten Stoffe und Rahmenbedingungen besteht. Während in Beirut Ammoniumnitrat – ein hochexplosives Düngemittel, das auch für die Herstellung von Sprengstoff verwendet wird – gelagert wurde, werden in Pullach organische Peroxide hergestellt und gelagert. Befanden sich in Beirut fast 3.000 Tonnen Ammoniumnitrat in einer einzigen Lagerhalle ohne jegliche Schutzmaßnahmen, so sollen bei United Initiators maximal 1.600 Tonnen organisches Peroxid in 16 voneinander abgetrennten Hallen mit höchsten Sicherheitsstandards und Löschanlagen gelagert werden. Die Szenarien sind also in keiner Weise miteinander vergleichbar. Bedingungen wie in Beirut wären in Deutschland undenkbar und niemals genehmigungsfähig.
Die Firma united Initiators bleibt natürlich ein Betrieb, bei dem wir es mit Gefahrenpotenzialen zu tun haben. Die Fragen rund um die Sicherheit werden im weiteren Verfahren genau geprüft und die entsprechenden Vorkehrungen vorgesehen.
Ich hoffe ich konnte einige Missverständnisse, die unter anderem durch nicht zutreffende Darstellung in den Medien erzeugt wurden, sowie die daraus resultierenden Ängste beseitigen. Damit die Bevölkerung sich ein eigenes Bild von der Situation verschaffen kann, richten wir am 26. Oktober um 19 Uhr eine Informationsveranstaltung im Bürgerhaus aus. Wir melden uns zeitnah ausführlicher zum Ablauf der Veranstaltung und zur Teilnahme.
Falls Sie darüber hinaus Interesse an Informationen zum bisherigen Ablauf des Prozesses und auch zur Zeitachse des Bebauungsplanverfahrens haben, finden Sie hier in einem weiteren Artikel weiterführende Details.
Selbstverständlich können Sie sich für Rückfragen jederzeit an das Unternehmen wenden: Andreas Schneider, Telefon 089 – 457 10-330, Mobil 0176 – 1001 48 17, E-Mail: as@heller-partner.de
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund,
Erste Bürgermeisterin