Pauillac 2014: Rede zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges

In diesem Jahr erinnern wir uns gemeinsam an das Ende zweier Weltkriege. Fürchterlich war der Erste Weltkrieg für alle beteiligten Völker, vor allem für die Franzosen, wie die langen Listen der Gefallenen an allen Monuments des Morts des Landes zeigt. Sie, liebe Pauillacerinnen und Pauillacer erinnern jedes Jahr am 11. November daran.

Wäre es ohne den Ersten Weltkrieg zum Zweiten gekommen? Wir erinnern uns an die vielen Grausamkeiten, an rassische Vernichtung oder an schreckliche Bestrafungsaktionen, wie das Massaker in Oradour-sur-Glane.

Heute erinnern wir uns hier in Pauillac gemeinsam an den 8. Mai 1945, an das Ende des Zweiten Weltkriegs.Ich bedanke mich, dass die Pullacher Delegation und ich als Bürgermeisterin dabei sein können und dass ich Ihnen einige Gedanken zu diesem Erinnerungstag mitteilen darf.

Unser ehemaliger Bundespräsident Richard von Weizsäcker formulierte im Jahr 1985 seine Gedanken zum 40. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkrieges bei der Gedenkfeier im Deutschen Bundestag zum 8. Mai wie folgt:

„Der 8. Mai ist vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mussten. (…)“

Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern. Die Menschen, die ihn bewusst erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück. Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos. Dieser wurde befreit, für jenen begann die Gefangenschaft. (…) Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. (…)

Der 8. Mai ist ein Tag der Erinnerung. (…) Bei uns ist eine neue Generation in die politische Verantwortung hereingewachsen. Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird. (…) Wir müssen den Jüngeren helfen zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wach zu halten.“

Seit der Gedenkrede von Richard von Weizsäcker sind fast 30 Jahre vergangen und es ist bereits die nächste Generation herangewachsen, die in der politischen Verantwortung steht und auch die Aufgabe des Gedenkens an die Geschichte übernehmen muss. Ich empfinde dabei die damaligen Worte unseres Bundespräsidenten als persönlichen Auftrag.

Im 19. Jahrhundert sprach man von einer Erbfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich – ein grauenvoller Begriff.

In der heutigen Zeit ist eine Feindschaft oder gar ein Krieg zwischen unseren Ländern nicht mehr denkbar. Dazu haben auch die Gemeindepartnerschaften, wie die unsere beigetragen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Susanna Tausenfreund
8. Mai 2014