In den 1980er und 1990er Jahren wurden viele kommunale Einrichtungen und Unternehmen privatisiert. Gut ist jetzt, dass die kommunale Verantwortung seit einiger Zeit wieder ernst genommen wird, Stichwort „Rekommunalisierung“. Grund sind unter anderen die Erfahrungen, dass Privatbetriebe nicht in jedem Fall besser und günstiger arbeiten als Kommunen und bei gewinnorientierten Unternehmen oftmals Investitionen in die Infrastruktur und den bürgernahen Service auf der Strecke blieben.
Anlässlich der Neuvergabe der Konzession für das Pullacher Stromnetz 1994 habe ich deshalb bereits als Gemeinderätin eine Rekommunalisierung vorgeschlagen. Es wurde allerdings eine Verlängerung des bestehenden Vertrages beschlossen. Die Gemeindetochter IEP – vielen Bürgerinnen und Bürgern als zuverlässiger Geothermie-Wärmeversorger bekannt – konnte sich erst wieder im Jahr 2013 für den Betrieb des Pullacher Stromnetzes bewerben. Sie hat das beste Angebot abgegeben und den Zuschlag bekommen. Vertragsbeginn war Ende 2014, wieder für eine Dauer von 20 Jahren.
Stromnetz Pullach GmbH – ein neues Familienmitglied
Durch sehr hohe Ablöseforderungen des früheren Netzbetreibers Bayernwerk wurde die Übertragung des Stromnetzes aber lange Zeit blockiert. Erst nach einer gerichtlichen Auseinandersetzung kam es 2018 zu einer Einigung. Das Ergebnis ist die „Stromnetz Pullach GmbH“, bestehend aus Bayernwerk mit 49 Prozent und der IEP mit 51 Prozent.
Das neue Unternehmen ist also mehrheitlich eine Tochtergesellschaft der IEP und somit „Enkelin“ der Gemeinde. Sie hat selbst keine eigenen Angestellten und wird in Personalunion von IEP-Geschäftsführer Helmut Mangold zusammen mit einem Vertreter des Bayernwerks geleitet. Ihr Aufsichtsratsvorsitzender ist, ebenso wie bei der IEP, Dr. Andreas Most, Sprecher der CSU-Fraktion. Die Stromnetz Pullach GmbH und die IEP stehen unter voller Kontrolle des Gemeinderates, der Gemeinde.
Auch die Aufgaben in dieser gemeinsamen Gesellschaft wurden zwischen den Gesellschaftern sinnvoll aufgeteilt. Das Bayernwerk als erfahrener Netzbetreiber bleibt für den technischen Betrieb des Stromnetzes verantwortlich, die IEP als örtliches Unternehmen übernahm die bürgernahen Services wie Stromzähler-Austausch und -Ablese. Mit ihrem Büro in der Franziskus-Festing-Straße 1 ist sie auch die lokale Servicestelle für alle Pullacher Bürgerinnen und Bürger.
Einsparungen für die Bürger – Vorteile für die IEP
Die Übernahme des Pullacher Stromnetzes ist kein abstrakter Eigentümerwechsel, sondern bietet allen Pullacher Stromkundinnen und -kunden auch deutliche Vorteile. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit 3.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch bedeutet dies für das Jahr 2020 eine Einsparung von über 80 Euro (bei den Netzentgelten). Angesichts von stetig steigenden Strompreisen durch Umlagen und Steuern ist dies sicher eine erfreuliche Entlastung für jeden von Ihnen!
Auch unsere Tochtergesellschaft IEP, mittlerweile seit über 15 Jahren als Energielieferant erfahren und bewährt, kann durch die Stromnetz Pullach GmbH Synergien schaffen, beispielsweise im Bereich von Technikern, die sowohl für das Wärme- als auch für das Stromnetz eingesetzt werden können. Zwar bietet der Betrieb eines Stromnetzes – bedingt durch Gesetze und Auflagen der Bundesnetzagentur zum Schutz der Verbraucher vor Monopolen – keine großen Gewinnmargen, aber er wirft garantierte und langfristige Erträge ab. Das Geld unserer Gemeinde – wie auch bei der Geothermie – ist sicher und gut angelegt.
Wir sind mit der Geothermieversorgung und der Übernahme des Stromnetzes auf dem Weg zu einer energie-autarken Gemeinde ein gutes Stück vorangekommen, können aber noch einiges mehr tun. Die Zukunft liegt nicht nur in der Wärme aus erneuerbarer Energie, sondern auch im Management des Stromnetzes. Und wir wollen Ihnen, liebe Pullacherinnen und Pullacher, aus einer Hand auch Strom aus erneuerbaren Quellen anbieten.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin
20. Februar 2020