Der Bedarf nach erneuerbarer Energie, wie der Wärme aus Tiefengeothermie, wächst kontinuierlich. Während die IEP (Innovative Energie für Pullach) den Markt 2004 noch mit viel Aufwand erschließen musste, hat sich die Situation inzwischen umgekehrt und das nicht erst seit der Dynamik durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. In Pullach deckt die Geothermie schon heute 46 Prozent des privaten und gewerblichen Wärmebedarfs und erwartet bis zum Jahr 2029 eine Verdoppelung des Fernwärmeabsatzes. Zur Deckung dieser Nachfrage plant die IEP die Thermalwasservorkommen im Süden Pullachs mittels mehrerer Tiefenbohrungen zu erschließen. Zunächst war das Projekt in einem kleineren Umfang mit nur einer Bohrung geplant, dafür hat der Gemeinderat 2021 bereits 17,5 Millionen Euro genehmigt. Partner des nun größer geplanten Projektes mit drei Bohrungen werden die SWM (Stadtwerke München) sein, mit denen die IEP noch in diesem Jahr das Joint Venture „Geothermie Isartal“ gründen soll. Der dafür benötigten erneuten Erhöhung des Eigenkapitals um bis zu 12,5 Millionen Euro hat der Gemeinderat in der letzten Sitzung einstimmig zugestimmt.
Erneuerbare Energie ist ein Garant für langfristige Preisstabilität. Schon in der aktuellen Ausbaustufe sorgt die Preisgleitklausel der IEP dafür, dass bei einer Preissteigerung von beispielsweise zehn Prozent bei fossilen Energieträgern der Preis bei der IEP nur um etwa ein Prozent steigt. Mit dem weiteren Ausbau der Geothermie besteht die Chance, dass auch in Wartungsfenstern und Spitzenlastzeiten die Versorgung komplett über Tiefenwärme erfolgt und fossile Abhängigkeiten vollständig entfallen. Das erzeugt eine noch größere Unabhängigkeit und Preisstabilität. Wärme aus der Tiefengeothermie ist außerdem extrem effizient – Effizienzweltmeister, wenn man so will. Ein paar Beispiele: Beim Heizen mit Strom ergibt eine Stromeinheit eine Wärmeeinheit, beim Heizen mit einer Luftwärmepumpe ergibt eine Stromeinheit zwei bis vier Wärmeeinheiten, beim Heizen mit Tiefengeothermie ergibt eine Stromeinheit 20 oder mehr Wärmeeinheiten.
Optimale Voraussetzungen für den weiteren Ausbau bieten mehrere Flächen in Baierbrunn. Alle Planungshausaufgaben für die Hebung der dort vorhandenen Thermalwasservorkommen hat die IEP erledigt. Durch das Joint Venture mit den SWM kann das Investitionsrisiko der IEP halbiert und gleichzeitig das Potenzial in Baierbrunn bestmöglich ausgenutzt werden. Die Inbetriebnahme ist im Jahr 2029 geplant.
Über Jahrtausende war die Energieversorgung immer etwas Lokales. Es gab keine Leitungen für fossile Energieträger, die ganze Länder durchquerten. Das macht auch Sinn, denn nicht erst bei der Verbrennung fossiler Energieträger, sondern schon bei Exploration, Förderung und Transport kommt es zu schweren Umweltschäden. Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit von anderen Ländern: Die Ersparnisse der letzten Jahre durch günstige fossile Energie zahlt Europa jetzt teuer nach. Zum Glück hat Pullach die Weichen mit der IEP schon früh richtig gestellt. Denn eine soziale, lokale, erneuerbare Energieversorgung ist eine wichtige Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge und der Friedenssicherung. Die Chance, die wir in Pullach haben, uns zu 100 Prozent mit lokaler, erneuerbarer Energie versorgen zu lassen, müssen wir nutzen. Das Ja zum neuen Projekt der IEP war durchaus eine historische Entscheidung für die kommunale Daseinsvorsorge und genau der richtige Schritt. Deshalb bin ich sehr froh, dass der Gemeinderat einstimmig hinter diesem wichtigen Projekt steht.
Das zweite wichtige Standbein der kommunalen Energieversorgung ist der Strom. Daher hoffe ich, dass die aktuell laufenden Untersuchungen im Rahmen unseres Windenergieprojekts im Forstenrieder Park erfreuliche Ergebnisse hervorbringen und wir im kommenden Jahr auch mit diesem Projekt vorankommen.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin
Foto: Mike Burger
03.05.2022
