Bürgerbrief: Josef-Breher-Mittelschule wird Courage-Schule

„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist ein Titel, den Schulen verliehen bekommen, wenn sie sich aktiv und nachhaltig gegen Diskriminierung, Mobbing und Gewalt an ihrer Schule einsetzen. Eine Bewerbung ist möglich, wenn man Schulprojekte gegen Rassismus durchführt und die Mehrheit der Schulfamilie sich per Abstimmung dazu verpflichtet, aktiv gegen jede Form von Unterdrückung einzuschreiten. Außerdem muss sich eine Person des öffentlichen Lebens dazu bereit erklären, eine Schulpatenschaft zu übernehmen, um die Schule bei ihrem Engagement für ein gleichwertiges und respektvolles Miteinander zu unterstützen. Trotz Corona-Pandemie und Wechselunterricht hat sich die Josef-Breher-Mittelschule im März 2021 auf den Weg gemacht, Schule ohne Rassismus zu werden. Im Folgenden gibt Schülersprecher Yannick Garcia-Wieber Antworten auf die wesentlichen Fragen zum Projekt:

Was war die Motivation für dieses Schulprojekt?

„Traditionell überlegt sich am Anfang eines jeden Schuljahres die Schülermitverwaltung (SMV) gemeinsam mit dem Schulleiter ein schulisches Jahresprojekt. Von unserem Rektor Harun Lehrer kam der Vorschlag, dem Schulnetzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ beizutreten, indem wir ein Anti-Rassismus-Projekt für die ganze Schule organisieren.

Eigentlich wollten wir das Projekt schon letztes Schuljahr umsetzen, aber die Corona-Pandemie hat uns damals einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Start musste immer wieder verschoben werden. Wir haben dann beschlossen, das Projekt in digitaler Form durchzuführen. Mithilfe von Schul-iPads und einer digitalen Schulplattform – beides von den Sprengelgemeinden Pullach, Grünwald, Baierbrunn, Schäftlarn und Straßlach-Dingharting dankenswerter Weise für den Distanzunterricht finanziert – konnten wir beginnen.“

Wie wurde das Projekt trotz Distanzunterricht umgesetzt?

„Man hat sich beispielsweise online verabredet, um gemeinsam Kurzfilme über Diskriminierung oder Mobbing anzusehen. Im Anschluss haben Schüler und Lehrkräfte per Videokonferenz darüber diskutiert. Die 8. Klassen haben sich mit dem Thema „Nationalsozialismus“ beschäftigt und unter anderem einen Unterrichtsgang zur KZ Gedenkstätte Dachau vorbereitet. Andere haben sich mit der unterschiedlichen Herkunft der Schülerinnen und Schüler der Schule beschäftigt und dazu eine Online-Umfrage durchgeführt. Eine Klasse hat die Zeit genutzt, um gemeinsam eine Klassenlektüre über Fremdenfeindlichkeit zu lesen.“

Wie kam das Projekt in der Schule an?

„Nachdem die Corona-Pandemie unseren Schulalltag seit über einem Jahr mehr oder weniger bestimmt hat, haben sich alle darüber gefreut, sich einmal mit einem anderen Thema beschäftigen zu dürfen. Uns allen ist aber schnell bewusst geworden, dass ein Schulprojekt alleine noch keine Garantie ist, dass wir nachhaltig eine Schule ohne Diskriminierung sind. Daher finden wir es gut, dass wir uns dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus“ anschließen, um auch in Zukunft an unserer inneren Haltung zu arbeiten. Unser Schulleiter Harun Lehrer hat zum Beispiel angefangen, die Schule von diskriminierenden Alltagsformulierungen zu befreien – unser Lehrerzimmer heißt mittlerweile offiziell Lehrer*innenzimmer.“

Warum gab es am Ende des Projekts eine Abstimmung?

„Dem Netzwerk Schule ohne Rassismus kann man nur beitreten, wenn sich über 70 Prozent der Schulfamilie dazu verpflichtet, sich künftig gegen jede Form von Diskriminierung an der Schule aktiv einzusetzen. Deshalb fand am Ende unseres Projekts eine geheime Abstimmung statt, bei der die gesamte Schulfamilie mitgemacht hat. Das Ergebnis der Abstimmung war dann auch sehr eindeutig – es wurden keine Stimmzettel abgegeben, die dagegen waren.“

Sind weitere konkrete Projekte geplant?

„Der Beitritt zum Schulnetzwerk gegen Rassismus ist für uns als Schule nur ein erster Schritt. Wir wollen uns auch in Zukunft aktiv gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt im Schulleben einsetzen. Sobald es die Corona-Lage zulässt, möchten wir eine gemeinsame Präsenzveranstaltung gegen Rassismus organisieren. Die Klassen sollen dann die Gelegenheit bekommen, ihre Projektergebnisse der Schulfamilie vor Ort vorzustellen – vielleicht bei einem Tag der Offenen Tür. Dazu möchten wir auch die Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund einladen, die sich dankenswerter Weise bereit erklärt hat, uns als Patin gegen Rassismus zu unterstützen.“

Ich bedanke mich bei Yannick Garcia-Weber für die Einblicke in das wichtige Projekt und bei der gesamten Schulfamilie der Josef-Breher-Mittelschule für ihr wertvolles Engagement gegen jede Form der Diskriminierung. Das Thema Rassismus und wie wir rassistischen Tendenzen in der Gesellschaft entgegentreten können, halte ich für eine ganz wichtige Aufgabe. Es macht mich stolz, dass ich als Patin für das Projekt angefragt wurde. Natürlich habe ich zugesagt, um die gute Sache zu unterstützen.

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

v.l.n.r. Schulleiter Harun Lehrer, Vertrauenslehrkraft Barbara Meißner sowie Christopher Mende, 2. Schülersprecher und Yannik Garcia-Wieber, 1. Schülersprecher präsentieren stolz Ihren neuen Schultitel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“

13.04.2021