Bürgerbrief: Frohe Weihnachten

Als ich Ihnen vor dem Weihnachtsfest im letzten Jahr meine Grüße geschrieben  habe, hätte ich nicht angenommen, dass sich ein Jahr später so wenig verändert haben würde. Ich formulierte „Zeit wird es, dass dieses traurige Jahr ein Ende nimmt und wir wieder frohen Mutes in die Zukunft blicken können.“ Und ja wirklich, Zeit wird es: Zeit, dass Impflücken geschlossen werden. Zeit, dass das Personal im Gesundheitswesen eine Entlastung erfährt. Zeit, dass endlich wieder Normalität einkehrt.

Besonders deutlich geworden ist mir das, als mir eine Mitarbeiterin von ihrer Tochter erzählte, die gerade vier Jahre alt geworden ist. Das kleine Mädchen kann sich nicht erinnern an eine Zeit ohne Masken, ohne ständige Teststäbchen in Nase, Rachen und Mund, ohne regelmäßig alles Geplante abzusagen, weil die Zahlen wieder so hoch sind. An eine Zeit ohne besorgte Blicke in den Gesichtern ihrer Eltern beim kleinsten Anzeichen von Husten oder Schnupfen, weil diese nun wieder irgendwie zwischen Job und Kinderbetreuung jonglieren müssen und der unmögliche Kraftakt einfach kein Ende nimmt. An eine Zeit, in der sie nicht ermahnt wurde, wenn sie anderen Menschen zu nahe kam. An eine Zeit, in der sie kein wandelndes Risiko für ihre Großeltern darstellte. Meine Mitarbeiterin war sichtlich betroffen, als sie mir von dem Moment berichtete, indem ihr all das bewusst wurde. Auch ich bin betroffen – sehr sogar!

Vieles von dem, was wir gerade und schon viel zu lange erleben, wäre vermeidbar. Vermeidbar, wenn alle, die es können, sich impfen ließen. Vor einem Jahr schrieb ich Ihnen auch dies: „…wenigstens können wir Hoffnung durch die Ankündigung der baldigen COVID 19-Impfungen schöpfen.“. Dass uns ein Jahr später nur die Hoffnung bleibt, dass die reichlich vorhandenen Impfangebote besser angenommen werden, das hätte ich nicht erwartet und es stimmt mich sehr nachdenklich.

In Pullach gab es im Dezember gleich drei verschiedene Anlaufstellen für Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfungen. Insgesamt wurden dabei in 10 Tagen knapp 2.500 Impfungen verabreicht – ein wirklich toller Erfolg und ein wichtiger Beitrag zur Pandemiebekämpfung. Der Impfbus des Landkreises beim Schwimmbad, der Impftag im Bürgerhaus, von einem engagierten Ärzteteam und der Gemeinde organisiert, sowie das Impfangebot in der Praxis von Dr. Fiona Adler am Pullacher Kirchplatz wurden also von sehr vielen Menschen in Anspruch genommen. Allen an der Planung und Umsetzung beteiligten Personen danke ich sehr herzlich. Außerdem sind auch die vom Landkreis organisierten Impfungen für Kinder von fünf bis elf Jahren im Impfzentrum Oberhaching angelaufen. Alle, die sich bisher noch nicht durchringen konnten oder die noch Bedenken haben, bitte ich von Herzen: Nutzen Sie die Chance, die jede und jeder einzelne von uns hat, dazu beizutragen, diese Pandemie endlich in die Schranken zu weisen. Nutzen Sie die Impfmöglichkeiten und leisten Sie damit Ihren Beitrag zu unserer Solidargemeinschaft. Wenn Sie es nicht für sich tun wollen, dann tun Sie es für alle anderen. Oder wie Goethe es in „Torquato Tasso“ formulierte:

„Wenn andre vieles um den einen tun,
So ist’s auch billig, daß der eine wieder
Sich fleißig frage was den andern nützt.“

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien trotz der nach wie vor bedrückenden Umstände ein gesundes und fröhliches Weihnachtsfest. Starten Sie gut ins neue Jahr und lassen Sie uns die Hoffnung bewahren, dass es bald geschafft ist – und alles dazu beitragen, was wir können!

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

21.12.2021