Die Pullacher Schriftenreihe verändert und fördert mit dem Blick auf Themen unserer Ortsgeschichte unser „Ortsbewusstsein“, die Art, wie wir unseren Ort sehen, welches Selbstverständnis wir als Pullacher haben und wie wir Planungen in unserem Ort durchführen. Sie hat damit auch Einfluss darauf, wie unser Pullach, von außen betrachtet, wirkt – auch: wie attraktiv es ist.
In den vergangenen acht Jahren, seit 2014, haben dies die Bände 6 und 8, die beide von Dr. Susanne Meinl geschrieben wurden und Themen der NS-Zeit in Pullach beleuchten – die sog. Bormann-Siedlung und die Verfolgung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger Pullachs – und der Band 7 von Dr. Michael Davidis, der die Geschichte der „Bellemaison“ in Höllriegelskreuth vorstellt, in hervorragender Weise gezeigt.
Am Montag haben wir nun einen weiteren Band der Reihe vorstellen können: „Künstleridee und Geschäftsmodell: Die Gartenstadt Pullach“ von Angelika Bahl-Benker vom Pullacher Geschichtsforum, der sich als Band 10 in die Schriftenreihe einfügt. Dieser berichtet uns von den Planungen einer ganzen Siedlung – den Urhebern, der Holzbaufirma Kowalski und Glasser, und dem Architekten Richard Riemerschmid – sowie von deren Realisierung und Bebauung. In einem Vortrag trug uns die Autorin über die Ergebnisse eineinhalb jähriger Recherchen vor, die sie in zahlreiche Archive und in die Häuser einzelner Familien geführt hat, die oft ihrerseits Unterlagen, Bilder und Pläne zur Verfügung gestellt haben.
Professor Justus Thyroff, Architekt und emeritierter Hochschullehrer, hat uns ein Bild von Leben und Werk des Künstlers, Architekten und Designers Richard Riemerschmid gezeichnet, der in ganz Deutschland bedeutende Gebäude des Jugendstils und der Neuen Sachlichkeit geschaffen und bedeutende innenarchitektonische Entwürfe bis hin zum Design von Möbeln, Haus- und Gebrauchsgegenständen vorgelegt hat. Riemerschmid fertigte Mitte der 1920er Jahre Pläne für die Siedlung Gartenstadt Pullach und deren Bebauung an.
Beide Vorträge wurden durch wunderbar ausgewählte Fotos ergänzt, die uns eine Vorstellung von den Anfängen der Gartenstadt, den Werken Riemerschmids und dem Stil der Zeit, der 1920er und 30er Jahre, gegeben haben.
In ganz unvergleichlicher Weise haben uns zwei Musikerinnen, Alissa Firsova aus Pullach (Klavier) und Ludmilla Pavlová aus Prag (Violine), in diese Zeit versetzt. Sie umrahmten die Vorträge mit Werken von Joseph Haas und Charlie Chaplin. Unfassbar ist für mich immer noch, wie beide es geschafft haben, in einer gemeinsamen Probezeit von nur zwei Tagen zu so einem Zusammenspiel zu kommen.
Beiden Musikerinnen, vor allem der Autorin Angelika Bahl-Benker, Herrn Professor Thyroff und allen, die zum Werden und Gelingen des Buches beigetragen haben, gilt mein besonderer Dank. Ich bin überzeugt, dass Sie uns mit dem Buch und den Vorträgen wichtige Erkenntnisse und Orientierung gegeben haben.
Die Bände der Pullacher Schriftenreihe sind ab sofort am Empfang des Rathauses und zum Teil über den Buchhandel zu beziehen.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin
25. Oktober 2022
Alle Fotos: Gemeinde Pullach