Rede der Ersten Bürgermeisterin zum Neujahrsempfang 2017

Hoffentlich ist niemand von Ihnen abergläubisch – an diesem Freitag, den 13ten. Für mich sind derartige Tage immer Glückstage, so auch der heutige. Ich freue mich, dass Sie zum Neujahrsempfang den Weg in unser Bürgerhaus gefunden haben. Hier treffen wir Freunde und Bekannte. Hier können wir uns gemeinsam auf das neue Jahr einstimmen. Wir haben diesen Abend mit Musik begonnen und wir lassen uns mit weiteren Musikstücken durch den Abend begleiten.

Nach dem offiziellen Teil des Abends verwöhnt uns wie gewohnt das Salonorchester „La Rosette Pauillac“ im Foyer. Herzlichen Dank an Irmtraud Mallach, Daniela Heisel, Alois Brustmann und Rainer Marquardt.

Schon jetzt haben Sie einen ersten Eindruck von unseren jungen Talenten der Musikschule erhalten. Sie werden noch einige Stücke präsentieren. Herzlichen Dank an die jungen, zum Teil bereits preisgekrönten Interpretinnen und Interpreten der Musikschule.

Heute spielen und singen für Sie:
Justus Blum, Julius Günther und Sofia Hoyos. Sie werden begleitet vom Leiter unserer Musikschule, Herrn Folko Jungnitsch, der diesen Auftritt ermöglicht hat. Das heutige Programm wurde einstudiert von Susanne Savage und Michael Weiß. Vielen Dank hierfür.

Willkommen beim Neujahresempfang der Gemeinde,

meine sehr verehrten Damen und Herren!

Ich begrüße Sie alle sehr herzlich, ganz persönlich und im Namen meiner beiden Stellvertreter, Frau Cornelia Zechmeister und Herrn Dr. Alexander Betz sowie im Namen aller weiteren Mitglieder des Gemeinderats.

Vielleicht ist in den vergangenen Monaten manchmal der Eindruck entstanden, wir würden im Gemeinderat – in dem von Ihnen allen gewählten Gremium – viel Zeit mit internen oder öffentlichen Auseinandersetzungen verbringen und dabei Zeit vergeuden oder gar nicht vorankommen. Da kann ich Sie durchaus beruhigen: Wir arbeiten alle für das Wohl unserer Gemeinde, für das Wohl unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger – auch wenn alles manchmal ein wenig länger dauert. Die Ergebnisse können sich jedenfalls sehen lassen. Viele Gemeinden beneiden uns um das, was Pullach ausmacht: Kultur – Angebote für Senioren, für Familien und die Jugend – soziales und Umweltengagement – Lebensqualität – abgesichert durch solide Finanzen. Auch die Schwächsten werden nicht übersehen: Im Dezember beispielsweise konnten wir die deutlich vergrößerten und sanierten Räume des Isartaler Tisches einweihen, eine Co-produktion von Verein, Eigentümer, Spendern, den Planern und dem finanziellen Engagement der Gemeinde.

Als Gemeinderatsmitglied große Verantwortung für die Weichenstellungen in Pullach zu übernehmen, ist keine Selbstverständlichkeit. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einen herzlichen Dank an unsere Gemeinderatsmitglieder richten, die sicher auch dieses Jahr gewichtige Entscheidungen treffen werden.

Meine herzliche Begrüßung spreche ich ganz besonders auch im Namen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Ohne ihre engagierte Arbeit könnte eine Bürgermeisterin oder ein Gemeinderat nichts anstoßen und umsetzen. Ohne unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre unsere Gemeinde nicht das, was sie so lebenswert macht. Wo hat man schon so kurze Wege, wenn es beispielsweise um amtliche Beglaubigungen oder einen neuen Pass geht? Wo kennt man sich mit Namen und findet fast immer eine unkomplizierte Lösung – auch wenn Konflikte auszutragen waren? Ganz Pullach – und ich als Bürgermeisterin – wir können uns glücklich schätzen, dass wir diese Belegschaft haben, die sich immer wieder über das normale Maß hinaus für unseren Ort einsetzt. Ich denke, dass die Wertschätzung für die Arbeit unserer Teams im Rathaus, im Bürgerhaus, in der Bücherei, im Schwimmbad, Sportheim, bei der Feuerwehr und beim Bauhof – derzeit auch wegen des super Winterdienstes – einen ordentlichen Applaus verdient.

Ich begrüße Sie herzlich auch im Namen der weiteren Gastgeber, Herrn Pfarrer Martin Zöbeley von der evangelischen Jakobusgemeinde und Herrn Pfarrer Wolfgang Fluck vom katholischen Pfarrverband Pullach-Großhesselohe. Dieses Jahr wird Herr Pfarrer Fluck die Ansprache für die beiden Kirchengemeinden an Sie richten.

Leider kann ich Sie – meine lieben Gäste – nicht alle namentlich begrüßen. Aber eigentlich kennen Sie sich ja alle untereinander – in unserem kleinen Dorf. Gestatten Sie mir jedoch, einige wenige Persönlichkeiten hervorzuheben:

Meine Vorgänger und meine Vorgängerin sind gekommen:

Altbürgermeisterin Sabine Würthner, Altbürgermeister Dr. Stefan Detig und seine Frau Kamelia, Altbürgermeister Jürgen Westenthanner und Ehefrau Sophie. Und ich begrüße Herrn Altbürgermeister und Ehrenbürger Ludwig Weber und seine Frau Martina.

Unsere Landtagsabgeordnete Katharina Schulze heiße ich herzlich willkommen in Pullach!

Es freut mich, Frau Bürgermeisterin Barbara Angermaier  aus der Nachbargemeinde Baierbrunn mit Ihrem Mann zu sehen.

Die ehemalige Frau Landrätin Johanna Rumschöttel ist bei uns. Mit dabei ist auch Prof. Hermann Rumschöttel, der vor gut einem Jahr die Laudatio für Herrn Erwin Deprosse bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde gehalten hat. Natürlich ist auch er gekommen.

Begrüßen möchte ich die Vertreter der Polizei: Herrn Richard Müller, unseren Ortspolizisten, Herrn Andreas Aigner, den Leiter der Polizeiinspektion sowie seinen Stellvertreter Herrn Lindemann. Mit Herrn Feiler ist heute sogar das Polizeipräsidium München vertreten.

Ich begrüße die Vertreter der Presse: Melanie Artinger von der Süddeutschen Zeitung und Günther Hiel und Andrea Kästle vom Münchner Merkur.

Ich begrüße ganz herzlich die zahlreichen Vertreterinnen und Vertreter der großen Firmen – mit dabei Vertreter einer ganz geheimen, großen Firma – und der örtlichen Betriebe, der Vereine, der sozialen und pädagogischen Einrichtungen und der Parteien.

Wie bei den vergangenen Neujahrsempfängen haben wir wieder eine Einladung an Personengruppen ausgesprochen, die sich in besonderer Weise für die örtliche Gemeinschaft einsetzen. Damit wollen wir uns für ihren Einsatz und die gute Zusammenarbeit bedanken und speziell auf ihre Leistungen hinweisen. Die Wahl fiel auf die Mitglieder der Elternbeiräte der Pullacher Kindertagesstätten und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Einrichtungen. Aktive und kreative Elternbeiräte beleben nicht nur den Alltag der Kinder, sie unterstützen auch die Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen der Krippen und Kindergärten. Dieses Ehrenamt ist mit Aufwand und Verantwortung verbunden. Durch die kreative Mitgestaltung des Kindergartenalltags haben Elternbeiräte einen großen Anteil an der Erhöhung der Bildungschancen ihrer Kinder. Wichtig erscheint mir, dass sich der Elternbeirat als Team versteht, in dem sich Personen mit unterschiedlichen Kompetenzen und Kenntnissen, Interessen und Sichtweisen zusammenfinden. Mit überaus großer Verantwortung ist auch die Tätigkeit als Erzieher/in oder Kinderpfleger/in verbunden. Die Stellung dieser Berufe in unserer Gesellschaft und die Höhe der üblichen Bezahlung spiegelt diese Verantwortung allerdings bei weitem nicht wider. Es gehört zu den gemeindlichen Aufgaben, gegenzusteuern. So finanzieren die Gemeinden in der Region München zumindest eine Arbeitsmarktzulage und sie sind bemüht, günstigen Wohnraum für diesen Personenkreis zu schaffen. Dies ist auch im eigenen Interesse dringend erforderlich, denn wir erleben es tagtäglich, wie es immer schwieriger wird, Personal für die Kitas zu finden.

Außerdem haben wir eine Reihe von Künstlern und Kulturschaffenden eingeladen. Stellvertretend für diesen Kreis darf ich Prof. Hubertus Pilgrim nennen. Uns sind aber auch diejenigen wichtig, die noch keinen so großen Namen haben. Es freut mich, dass es in Pullach eine ausgesprochen vielfältige und lebendige Kunst- und Kulturszene gibt, die unser Gemeindeleben bereichert.

Ihnen Allen ein herzliches Willkommen!

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Pullacherinnen und Pullacher, liebe Gäste,

ein gutes neues Jahr wünschen wir einander bei jedem Jahreswechsel. Wir nutzen die Zeit zwischen den Jahren, innezuhalten und nachzudenken. Wir werfen einen Blick zurück auf das was war, und auch einen Blick nach vorn auf das, was möglicherweise kommen wird. In dieser besonderen Zeit zwischen den Jahren scheint der laufende Betrieb kurz zum Stillstand zu kommen. Der deutsch-polnisch Schriftsteller und Satiriker Gabriel Laub hat das Neue Jahr einmal so charakterisiert:

„Das Neujahr und seine Feier ist so was wie eine Theaterpause – man geht ans Buffet auf ein Gläschen und kommt auf seinen Platz zurück. Die Optimisten hoffen dabei, dass der nächste Akt besser sein wird als die vorigen…“

Steht das Neue Jahr für etwas Besseres? Was bringt uns der nächste Akt?

Ein Blick zurück auf 2016:

War schon 2015 gekennzeichnet von Unglück, Gewalt, Terror und Krieg, so steht auch 2016 für terroristische Anschläge auf die Freiheit, für so viele Kriege und Krisen. Vieles, was uns 2015 betroffen machte, hat auch im vergangenen Jahr nichts an seiner Aktualität verloren. Ereignisse wie der Sprengstoffanschlag in Ansbach, der Axtangriff bei Würzburg, der Anschlag in Nizza, weitere Taten in Frankreich, der Amoklauf in München, die Anschläge in der Türkei, der Anschlag auf den Brüsseler Flughafen – um nur einige Ereignisse zu nennen – sie ließen uns mehrfach den Atem anhalten. Mit dem Terroranschlag auf die Menschen, die den Berliner Weihnachtsmarkt besuchten, endete das Jahr 2016 einmal mehr mit einer Tragödie. Diese Ereignisse erschüttern uns und rütteln an den Pfeilern unserer freien Gesellschaft. Die üblichen guten Vorsätze persönlicher Natur, die man sich gerne für sich beschließt, erscheinen lächerlich trivial. Trotzdem sollen und dürfen wir unser Leben und unsere freie Gesellschaft nicht einschränken lassen.

Bundespräsident Joachim Gauck hat nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt beeindruckende Worte gefunden, die ich gerne zitieren möchte:

Wir sind jetzt erschüttert, aber diese Taten erschüttern nicht unsere Überzeugungen. Wir stehen auf einem festen Grund und wir stehen zusammen, in Deutschland, in Europa und überall dort, wo Menschen in Freiheit leben und leben wollen. Der Hass der Täter wird uns nicht zu Hass verführen. Er wird unser Miteinander nicht spalten.“

Im Gegenteil: Wir wollen gemeinsam an einer besseren Zukunft arbeiten. Was also kann und soll 2017 besser werden?
Nach wie vor flüchten Menschen aus den Krisengebieten dieser Welt nach Europa. Sie kommen aus einer Welt der Not und Perspektivlosigkeit. Sie haben die Hoffnung auf ein friedlicheres Leben und auf Chancen, dieses zu gestalten. 2016 kamen zusätzlich 48 Asylsuchende nach Pullach – vor allem Familien mit Kindern. Wir können davon ausgehen, dass weitere hinzukommen werden. Wie funktioniert die Integration in Pullach? Die Kinderbetreuung und die Schulen stehen den Kindern offen. Nur von den älteren Jugendlichen konnten einige nicht in der Schule aufgenommen werden. Die Ehrenamtlichen des Helferkreises bieten außerhalb der Schule Hausaufgabenbetreuung und zusätzliche Deutschkurse an. Der Helferkreis Integration und Flüchtlinge sucht weiterhin nach Unterstützern, die sich in den unterschiedlichsten Bereichen für die Flüchtlingsfamilien einbringen möchten: zum Beispiel bei der Hausaufgabenbetreuung, bei der Betreuung einzelner Familien, Freizeitgestaltung oder handwerklichen Hilfen. Viele der erwachsenen Flüchtlinge besuchen Deutschkurse, haben einen Ausbildungsplatz oder bereits einen Arbeitsplatz. Die Planung für Unterkünfte und die Integrationsbemühungen werden allerdings durch landes- und bundespolitische Entscheidungen erschwert: Der Planungs- und Baustopp für Unterkünfte vom letzten April hat das Landkreiskonzept für den Bau von festen Wohngebäuden völlig durcheinander gebracht. Dieser Stopp ist vielfach auch von Landrat Christoph Göbel moniert worden. Das Arbeitsverbot für Flüchtlinge aus bestimmten Ländern verhindert Integration und erhöht die Kosten, da diese Menschen nicht für sich selbst sorgen können. Bisher ist es in Pullach weitgehend gelungen, dezentral Wohnungen und Häuser zu finden. Dieser Weg hat sich meines Erachtens bewährt. Offen ist aus heutiger Sicht, ob oder wann zusätzlich eine größere Unterkunft errichtet werden muss.
Eine bedauerliche Entwicklung hat es bei den jugendlichen Flüchtlingen gegeben: Nachdem sich mehrere Projekt nicht realisieren ließen, wird – wenn überhaupt – nur ein Teil der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge aus der Burg Schwaneck in Pullach bleiben können, wenn im Frühjahr 2017 die Burg wieder ihre Rolle als Jugendherberge einnehmen wird. Ich möchte meinen besonderen Dank all denjenigen aussprechen, die sich ehrenamtlich für die Integration von Flüchtlingen engagieren. Ihr Einsatz ist unverzichtbar bei der Bewältigung dieser Aufgaben.

Ich möchte noch auf ein paar Chancen eingehen, die sich 2017 für Pullach bieten: Als wichtigen Schwerpunkt möchte ich die jüngsten Bürgerinnen und Bürger herausgreifen, denen die Gemeinde sehr gute Rahmenbedingungen für eine bestmögliche Zukunft bietet. Beispielsweise wurde in weitere Betreuungsplätze in Krippen und Kindergärten investiert, die 2017 bezogen werden können.
Aber nicht nur gegenüber Familien mit Kindern zeigen wir Verantwortung. Im Bereich der Betreuung von älteren und demenzkranken Menschen werden wir dieses Jahr einige Schritte vorankommen. Wissenschaftlich begleitet können wir am Projekt „demenzfreundliche Gemeinde“ teilnehmen. Die Auswirkungen von Demenz auf die Gesellschaft sind eine große Herausforderung, der sich die Gemeinde Pullach stellen möchte. Es soll eine Umgebung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen geschaffen werden, in der sie in Würde am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und leben können.

Der Ortsentwicklungsplan bietet 2017 die Chance, eine solide Basis für vorausschauende Entscheidungen und nachhaltige Planungen für Verbesserungen für alle Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Nach den Standortentscheidungen können im nächsten Schritt konkrete Planungen für Aus-, Um- oder Neubaumaßnahmen für die Grundschule, die Mittelschule, das Schwimmbad, die Kindergärten, die Ortsmitte, den Einzelhandel, die Musikschule, die VHS oder die Jugendfreizeitstätte begonnen werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

wir wissen heute natürlich noch nicht, was tatsächlich 2017 auf uns zukommen wird. Machtkonstellationen auf der weltpolitischen Bühne oder auch Entwicklungen in europäischen Ländern geben leider Anlass zu diversen Befürchtungen. Aber für unsere Gemeinde bin ich mir sicher, dass wir mit Hilfe gemeinsamer Anstrengungen gute Aussichten auf ein erfolgreiches Jahr haben werden. Persönlich möchte ich es bei meiner eigenen Aussicht auf das neue Jahr mit Katharina Elisabeth Goethe, der Mutter von Johann Wolfgang von Goethe, halten. Lassen Sie mich ihren folgenden wunderbaren Text zitieren:

„Man nehme 12 Monate,
putze sie ganz sauber von Bitterkeit,
Geiz, Pedanterie und Angst,
und zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile,
so dass der Vorrat genau ein Jahr reicht.

Es wird ein jeder Tag einzeln angerichtet
aus einem Teil Arbeit
und zwei Teilen Frohsinn und Humor.
Man füge drei gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu,
einen Teelöffel Toleranz,
ein Körnchen Ironie und eine Prise Takt.

Dann wird das Ganze
sehr reichlich mit Liebe übergossen.
Das fertige Gericht schmücke man
mit einem Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten
und serviere es täglich mit Heiterkeit!“

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich wünsche Ihnen ein friedliches, ein persönlich erfülltes und gesundes Jahr 2017 und heute Abend noch viele anregende, vielleicht sogar aufregende Gespräche.

13.01.2017