Gegen den Kummer am Schulhof: Jugendsozialarbeit

Erst vor kurzem befasste sich der Gemeinderat mit dem Thema Jugendsozialarbeit an den Schulen unserer Gemeinde: Die Stunden der Pädagogen wurden um weitere zehn pro Woche aufgestockt. Die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die alle beim Kreisjugendring angestellt sind, kommt bei Lehrern, Schülern und Eltern gleichermaßen gut an. Wir alle wissen, wie wichtig es ist, dass die Schüler sofort kompetente Unterstützung erhalten. Was bedeutet das im Einzelfall? Die Gründe dafür, dass es Kindern an ihrer Schule nicht gut geht, können vielfältig sein. Ein Schlagwort, das immer wieder auftaucht, ist Mobbing. Mit Hilfe der Jugendsozialarbeit wird etwaiges Mobbing früh erkannt und bereits in den ersten Ansätzen verhindert. Ein wichtiges Signal für die Kinder. Denn sie können sich generell mit ihrem Kummer an die Sozialarbeiter wenden.

In der Grundschule sind Katrin Konitzer und Evelyne Chmiel dafür zuständig, dass Schulsorgen möglichst gar nicht erst aufkommen. Sie bieten neben Projekten mit ganzen Klassen auch sogenannte „Einzelfallarbeit“ an. Nicht zu verwechseln mit einer Therapie, eher eine Art der „Vor-Therapie“. Oftmals erübrigt es sich durch die qualifizierte Arbeit unserer Jugendsozialarbeiter, zusätzlich einen Psychologen aufzusuchen. Evelyne Chmiel berichtete mir von einem Jungen, der ziemlich traurig über das Ende seiner „Stunden“ bei ihr war. Er meinte, er werde auf jeden Fall noch seinen Enkeln berichten, wie gut ihm die Betreuung getan habe – und das sagte ein Grundschüler!

Was belastet die Kinder am meisten? Oft ist es der Ärger mit Gleichaltrigen, Streit und Auseinandersetzungen. Und häufig wissen sie nicht, wie sie sich mit der Freundin oder dem Freund wieder versöhnen sollen. Ein anderes großes Thema – auch schon in der Grundschule – sind die Noten. Der Druck, der auf den Kindern lastet, ist enorm. Schließlich geht es schon früh um den Übertritt auf eine weiterführende Schule, in den Augen vieler Eltern heißt das: auf’s Gymnasium. Oder die Kinder gehen auf die Josef-Breher-Mittelschule. Dort wiederum, in der Kagerbauerstraße, ist neben Christian Schweyer noch Andrea Niedermayer während der Unterrichtszeiten immer erreichbar für die Kinder und Jugendlichen. Die Pädagogen haben Projekte entwickelt, die alle Jahre wieder in den verschiedenen Klassen durchgeführt werden. In den sechsten Klassen etwa wird besonders die Sozialkompetenz der Buben und Mädchen geschult, ein Jahr später steht dann für alle eine Kulturwoche auf dem Programm, bei der auch Toleranz und Respekt thematisiert werden. Und wieder ein Jahr darauf geht es schon darum, mit den Jugendlichen gemeinsam herauszufinden, wo es beruflich für sie einmal hingehen könnte. Christian Schweyer meinte: „Es ist so schön zu sehen, wenn man merkt, wie Jugendliche, die früher Selbstwertprobleme hatten, plötzlich mit beiden Beinen im Leben stehen.“

Und auch am Gymnasium ist die Jugendsozialarbeit wichtig. Mit ihrem Anti-Mobbing-Programm haben Malena Paula und Hubert Goldbrunner beste Erfahrungen gemacht. Sie sagen: „Es ist immer wieder irre, wenn Kinder, die man früher immer traurig gesehen hat, plötzlich wieder strahlen.“

Ich könnte noch viele weitere Geschichten erzählen. Von Elftklässlern, die notorisch die Schule geschwänzt haben – und dann mit Hilfe der Pädagogen vor Ort auf die Fachoberschule gewechselt und wieder hineingefunden haben in einen geregelten Alltag. Von Mädchen, die Magersucht gefährdet gewesen sind und sich den Sozialarbeitern anvertraut haben. Von den Flüchtlingskindern, die sich in der Grundschule an die Jugendsozialarbeiter wenden; und von den unbegleiteten jugendlichen Geflüchteten auf der Burg Schwaneck – die zwar nicht mehr in Pullach wohnen, aber noch immer zum Fußballspielen an unser Gymnasium kommen. Ein schöner Beweis, wie ich finde, für die tolle Arbeit, die die Pädagogen an den Schulen leisten. Einen herzlichen Dank dafür!

Als ich zur Schule gegangen bin, gab es beinahe in jeder Klasse Kinder, die keinen Anschluss gefunden haben. Das ist viel seltener geworden. Zum Glück! Denn jede Stunde, in der sich Schüler nicht wohlfühlen, ist eine zu viel. Deshalb war der Gemeinderat gerne bereit, zusätzliche Stunden für die Pädagogen an der Grundschule zu bewilligen, worüber ich mich sehr freue.

Ich wünsche Ihnen schöne Ferien und kommen Sie gesund wieder.
Herzlich Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin

1. August 2017

Als eine der ersten Gemeinden überhaupt hat Pullach schon 2007 Jugendsozialarbeiter des Kreisjugendringes zusammen mit dem Landkreis finanziert – damals zunächst einmal an der Mittelschule. Seit 2008 stehen den Buben und Mädchen für ihre Sorgen auch an der Grundschule Fachkräfte zur Verfügung, ein Jahr später wurden dann Sozialpädagogen auch ans Gymnasium geholt. Inzwischen arbeiten an unseren Schulen sechs Fachleute 192 Stunden in der Woche daran, dass sich die Schülerinnen und Schüler dort auch wohlfühlen. Das Foto zeigt v.l.n.r.: Christian Schweyer, Hubert Goldbrunner, Inga Bramm, die den freiraum² leitet und auch für die Jugendsozialarbeit an den Schulen zuständig ist, Katrin Konitzer und Evelyne Chmiel.