Rede zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Erwin Deprosse

Lieber Herr Deprosse, ich darf Sie natürlich an allererster Stelle heute Abend ganz herzlich begrüßen. Ich grüße Ihre Familie, Ihre Frau Karin Deprosse und Ihre Tochter Ilka Wächtershäuser mit ihrem Mann Bernd und allen weiteren Familienmitgliedern. Die Familie bietet für Sie den wichtigen Rückhalt für alle Ihre vielfältigen Aktivitäten. Genießen Sie den heutigen Abend, den wir für Sie würdig gestalten.

Dazu gehört auch, dass wir einen höchst kompetenten Laudator gewinnen konnten:

Es ist der Historiker, Archivar und ehemalige Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns, Prof. Hermann Rumschöttel.

Er kennt Herrn Deprosse schon lange und hat ohne zu zögern sofort zugesagt. Herzlichen Dank hierfür! Wir sind sehr gespannt auf Ihre Laudatio.

Seine Frau, Altlandrätin Johanna Rumschöttel hat es sich nicht nehmen lassen, ebenfalls zu kommen, seid uns allen willkommen!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste unserer Ehrungsveranstaltung, zu unserem heutigen Festabend begrüße ich Sie recht herzlich. Sie alle – die vielen Gäste und Freunde von Herrn Erwin Deprosse – zeigen mit Ihrer Anwesenheit Ihre ganz persönliche Anerkennung für das Lebenswerk unseres neuen Pullacher Ehrenbürgers.

Nicht alle, die heute gerne teilgenommen hätten, konnten dies möglich machen. An manchen Tagen fallen alle Ereignisse aufeinander: Im diesem Moment werden Ehrenamtliche aus dem ganzen Landkreis ausgezeichnet, darunter auch Irene Frisch und Monika Stiegler. Sie engagieren sich schon lange bei der Pullacher Nachbarschaftshilfe. Sie werden begleitet von unserer 2. Bürgermeisterin Conny Zechmeister und Sozialreferentin Angelika Metz, die ich deshalb entschuldigen darf. Nachdem Landrat Christoph Göbel die Auszeichnungen vornimmt, musste auch er für den heutigen Abend bei uns absagen.

Bevor ich mit meiner Danksagung an Herrn Deprosse beginne, möchte ich an unseren, vor wenigen Tagen verstorbenen Ehrenbürger Professor Hermann Linde erinnern. Ich darf Sie hierzu bitten, sich von den Plätzen zu erheben.

Nur 24 Tage nach dem Tod seiner Frau Anneliese verstarb Professor Hermann Linde am 31. August im Alter von 97 Jahren. Sein großes Engagement, seine Vorbildfunktion und sein Einsatz für das kulturelle Leben in Pullach führten dazu, dass die Gemeinde ihn 2002 zum Ehrenbürger ernannte. Wir werden das Andenken an Hermann Linde bewahren. Unsere Gedanken sind bei ihm und seiner Familie.

Vielen Dank, dass Sie sich zum Gedenken an ihn von den Plätzen erhoben haben.

Lieber Herr Deprosse, wir freuen uns, Sie bei uns zu wissen. Es geht heute um Sie! Es darf Ihnen auch einmal gefallen, im Mittelpunkt zu stehen. Ich hatte bereits geahnt, dass Sie ein bescheidener Mensch sind. Als ich Ihnen aber den Beschluss des Gemeinderats eröffnet habe, Sie zum Ehrenbürger zu ernennen, wurde Gewissheit aus dieser Ahnung: Sie hatten niemals mit einer derartigen Auszeichnung gerechnet. Obwohl Sie sonst fast nichts erschüttern kann, mussten Sie sich erst einmal hinsetzen.

Lieber Herr Deprosse, vielleicht war es Fügung, ein günstiger Zufall oder ganz präzise Planung, jedenfalls haben wir den Beschluss im Gemeinderat genau an Ihrem Geburtstag gefasst: Am 19. Mai.
Der Beschluss erfolgte einstimmig – soviel darf ich auch aus einer nichtöffentlichen Sitzung ausplaudern.

In der Begründung des Beschlusses wird auf Ihre tiefe und innige Verwurzelung mit Ihrer Gemeinde hingewiesen. Natürlich ist auch Ihr beruflicher Werdegang bei der Gemeindeverwaltung Thema. Sie haben seit 1956 mehrere Abteilungen durchlaufen, waren Kämmerer und zuletzt – bis 1996 – Geschäftsleitender Beamter. Und alle, die Unterlagen aus dieser Zeit gelesen haben, kennen Ihre wunderbare Handschrift.

Die Ehrenbürgerwürde erhalten Sie aber für Ihr außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement in den verschiedensten Bereichen:

Hier sind beispielhaft zu nennen:

  • Der Sport. Die eigene sportliche Betätigung fanden Sie als Mannschaftsspieler beim Handball und beim regelmäßigen Lauftreff den Sie initiierten. Ohne Ihre Skigymnastik hätte es sicher mehr Knochenbrüche auf der Piste gegeben. Und Sie spielten immer eine tragende Rolle bei Sportverein Pullach.
  • Mannschaftsspieler sind Sie auch an anderer Stelle, wie bei den Einsätzen der Feuerwehr. Dabei ist Ihnen zum Glück auch bei extrem gefährlichen Einsätzen nichts Ernsthaftes passiert.
  • Seit Beendigung des aktiven Dienstes sind Sie noch immer jederzeit einsatzbereit. Bei der letzten Fronleichnamsprozession beispielsweise sind Sie beherzt und entschieden, aber dennoch freundlich gegen einen Autofahrer eingeschritten, der die kurzzeitige Straßensperrung missachtete.
  • Und die gemeindlichen Partnerschaften mit Pauillac und Baryschiwka. Beide Partnerschaften wurden von Anfang an mit erblichem Zeiteinsatz von Ihnen begleitet. Sie arbeiteten über viele Jahre hinweg eng mit Renate und Bernhard Seidel sowie mit Dr. Peter Hailer zusammen. Über die Hilfstransporte in die Ukraine und Ihre Rolle hierbei, ließe sich einiges erzählen.

Herausragend ist Ihre Heimatverbundenheit in der Kombination mit dem Bewusstsein für die Pullacher Ortsgeschichte. Was wären wir

  • ohne Ihre akribische Archivarbeit mit den vielen historischen Schätzen, die Sie gesammelt haben,
  • ohne die ortsgeschichtlichen Führungen,
  • ohne Ihre spannenden und lehrreichen Erzählungen,
  • ohne Ihre Mitarbeit bei allen Bänden der Pullacher Schriftenreihe,
  • ohne die Postkartensammlung, die zum Teil als Kalender erschienen ist
  • oder ohne die beiden Filme mit Ihnen über Pullach und die Ortsteile Höllriegelskreuth und Großhesselohe (gedreht von Frau Bente sowie von Dr. Birgit Rätsch und Tibor Blasy). Ein weiterer Film ist gerade in Vorbereitung

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

ein besonderer Verdienst von Erwin Deprosse für unsere Gemeinde liegt in seinem historischen Interesse für seine Heimat und in seiner Gabe, sich Kenntnisse zu erwerben und sein Wissen an andere zu vermitteln.

Als Beispiel für sein wissenschaftliches Interesse ist der Naturwissenschaftliche Interessenskreis zu nennen. Schon vor langer Zeit traf sich die Gruppe rund um Herrn Deprosse regelmäßig im Erkerzimmer auf der Burg Schwaneck zum Gedanken und Informationsaustausch und zu wissenschaftlichen Vorträgen in kleiner Runde. Noch heute heißt das Erkerzimmer NIK-Zimmer. Nur Wenige wissen, was sich hinter dieser Abkürzung verbirgt.

Mir liegt daran, die Methode der Wissensvermittlung von Erwin Deprosse zu betonen:

Es ist das historisch fundierte, durchaus kurzweilige Erzählen, das viele auf seinen fast unzähligen historischen Wanderungen kennen lernen konnten.

Dem Erzähler und Historiker gebührt ebenso Dank, wie dem Bürger und freundlichen Kommunalbeamten Deprosse. Mein Vater, der nur sieben Jahre älter war, hat immer vom „netten, hilfsbereiten jungen Mann aus dem Rathaus“ gesprochen.

Nicht fehlen darf bei den Aktivitäten von Herrn Deprosse auch der Spaß und die Lebensfreude, ob im Fasching, beim Tanzen oder beim Marathonlauf in Pauillac, als er verkleidet als Pullacher Rabe mitgelaufen ist. In einer anderen Verkleidung kennen ihn unzählige Pullacher, wenn sie ihn denn erkannt haben: Denn hinter vielen Nikoläusen steckt Erwin Deprosse. Für die Grundschule ist er bereits wieder gebucht. Erwähnt werden muss auch seine Lieber zur Natur und dem Garten. Sein Schrebergarten, in dem er jede freie Minute verbringt, ist sicher ein wichtiger Ruhepol.

Es gab keine Zweifel, dass Ihnen, lieber Herr Deprosse, die Ehrenbürgerwürde zusteht! Sie verkörpern ein friedvolles Gemeindeleben und die geschichtliche Verantwortung. Sie sind ein würdiger Repräsentant der Gemeinde nach innen und nach außen, über die Gemeinde hinaus.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich konnte nur einen kleinen Ausschnitt erwähnen von dem, was Herr Erwin Deprosse immer für unsere Gemeinde getan hat, egal in welcher Funktion.

Es war ihm immer daran gelegen, dass unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger über das Gemeindeleben informiert sind und dass er dieses Zusammenleben in vielerlei Hinsicht auch mit gestaltet – immer mit dem richtigen Augenmaß für den Ausgleich, den Kompromiss.

Und er lebt diese Haltung – in aller Bescheidenheit – aber mit ganzer Überzeugung.

 

Pullach, den 16. September 2015