Den Wald vor lauter Bäumen sehen: Das Pullacher Baumkataster

In Pullach gehen Verkehrssicherung, Naturschutz und Baum-Monitoring Hand in Hand: Als der Gemeinderat 2015 die Einführung eines Baumkatasters beschloss, stellte er die Weichen für ein modernes Baummanagement.

Mit dieser Entscheidung ging auch einher, dass Pullach die Baumkartierung hausintern durchführt und die damit verbundene Baumpflege unabhängig von Fremdfirmen selber und dauerhaft auf digitale Beine stellt. Denn nur durch ein lückenloses Baumkataster erfüllt die Gemeinde die gesetzliche Verkehrssicherungspflicht für ihre Bäume, weil sie Sicherungen und Vorkehrungen nach dem Stand der Entwicklung und Technik trifft. Auch der Naturschutz profitiert vom neuen Pullacher Baummanagement.

Vorgang der Baumkartierung

Einmal im Jahr wird nun jeder gemeindeeigene Baum kontrolliert. Die erste Inaugenscheinnahme ist dabei aufwendig: Der Baum wird von oben bis unten untersucht und vermessen, mit einer Plakette als „Gemeindebaum“ ausgewiesen und mit einem mobilen Feldrechner digital erfasst.

Im Pullacher Baumkataster wird die EDV-gestützte Datenbank sogar mit einem Geoinformationssystem gekoppelt. Dadurch wird zudem der koordinatengenaue Standort über einen Satellitenempfänger ermittelt. Diese und weitere Eigenschaften der kartierten Bäume stehen dann direkt allen Gemeindemitarbeiter/-innen ressortübergreifend in der Verwaltung zur Verfügung.

Nicht nur für anstehende Bauplanungen wie die Verlegung von Strom-, Wasser- und Fernwärmeleitungen, sondern auch nach schadhaften Wetterlagen oder unvorhersehbaren Ereignissen erleichtert das Baumkataster somit die tägliche Arbeit in der Verwaltung: Die Abteilungen Umwelt, Bauverwaltung und -technik als auch das Kommunalunternehmen VBS können mit wenigen Klicks etwaig betroffene Bäume bereits vor Baubeginn ausfindig machen und „nummerngenau“ notwendige Schutzmaßnahmen in die Wege leiten.

Baumpflegemaßnahmen

Die im Baumkataster beschriebenen Baumpflegemaßnahmen werden durch qualifiziertes Bauhofpersonal ausgeführt. Sind die Eingriffe vom eigenen Personal nicht zu bewerkstelligen, so können die Leistungen mithilfe des Baumkatasters auch ausgeschrieben und extern vergeben werden. Dass durch diese zielgenaue Maßnahmenplanung auch Kosten gespart werden können, ist ein angenehmer Nebeneffekt des Baumkatasters.

Die Gemeinde hat sich mit Einführung des Baumkatasters auch auf die Fahnen geschrieben, in Sachen Baum- und Waldpflege als Vorbild zu dienen – verankert in der überarbeiteten und zum Jahresbeginn vom Gemeinderat beschlossenen Baumschutzverordnung. Aber auch die Kostentransparenz im Baumschutz wird durch ein Baumkataster erhöht. Stets gilt hier, den schwierigen Spagat zu schaffen, eine qualitativ hochwertige und auch ökologisch sinnvolle Baumpflege in Einklang mit der dringlichen Verkehrssicherheit zu bringen. Dies kommt oftmals einer schwierigen Gratwanderung gleich, da leider manch Baumveteran einerseits nicht mehr den Sicherheitsbedürfnissen von stark frequentierten Straßen und Fußwegen gerecht wird, andererseits aber geschützten Tierarten Lebens- und Wohnstätten bietet. Für diesen Fall geht die Gemeinde naturschutzrechtlich den einzig möglichen Weg, indem sie die wichtigen Biotopbäume solange es nur geht mit Baumpflegemaßnahmen erhält. Denn für jeden im Baumkataster kartierten Höhlen- und Nistbaum, den Pullach als geschütztes Habitat verliert, muss adäquater Ersatz für die ortstreuen und teilweise sehr sensiblen Tierarten geschaffen werden. Kein leichtes Unterfangen – denn ein Baum braucht gar oft 100 Jahre, bis er wieder für Fledermäuse, Vögel und Kleinsäuger als Wohnung zur Verfügung steht. So lange würde man als Mensch wohl auch nicht auf seine Ersatzbehausung warten wollen.